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0759 - Werwolf-Wahnsinn

0759 - Werwolf-Wahnsinn

Titel: 0759 - Werwolf-Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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viel erklärt, aber das wenige hatte leider gereicht.
    Vier Opfer!
    Eine Familie - der Vater, die Mutter, der Sohn und auch die kleine Tochter.
    Ich verlor etwas von meiner Sommerbräune, als ich darüber nachdachte. In diesem Ort hatte sich ein alter Werwolf-Fluch erfüllt, daß diejenige Person, die von einer derartigen Bestie angefallen wurde, ebenfalls zu einem Werwolf degenerierte. Er würde sich dann wieder Opfer suchen, sie beißen und diese ebenfalls zu Werwölfen machen. Das war der gleiche Kreislauf wie bei einem Vampir.
    Der Zug zuckelte durch die flache Landschaft. Er hatte ja Zeit, soviel Zeit. Nur einen Vorteil konnte ich entdecken. Er stoppte zumindest nicht an jedem Dorf. Hin und wieder ließen wir Ortschaften aus, dann rollte er langsam durch die größeren Dörfer, und ich konnte von meinem Abteil aus die Menschen auf den Feldern beobachten, die unter dem strahlenden Sonnenschein Schwerstarbeit verrichteten und einen Teil der Heuernte einbrachten.
    Ich hatte mir eine Karte der ersten Klasse gekauft. Der Wagen war sicherlich um einiges älter als ich, aber recht sauber, auch wenn die Bequemlichkeit der Sitze stark zu wünschen übrig ließ, denn unter meinem Allerwertesten spürte ich oft genug einen Druck, der sich aus den Tiefen des Sitzes in die Höhe bohrte und mich leicht malträtierte.
    Ich hockte als einziger Fahrgast im Abteil. Vom Gang her hörte ich helle Kinderstimmen und auch lautes Lachen. Zwei Stationen zuvor waren zahlreiche Schulkinder eingestiegen und hatten sich auf mehrere Abteile im Wagen vor dem meinen verteilt. Mich störte ihr Lachen nicht, ich empfand es als erfrischend. Es paßte auch in diesen herrlichen Sommertag hinein. Die Sonne schien die Landschaft zu vergolden. Der Himmel, auf dem sie ihren Platz gefunden hatte, zeigte ein wunderbares Blau, da konnte man sich eigentlich nur freuen.
    An der Abteiltür fiel mir eine Bewegung auf. Ich drehte den Kopf nach links und sah die Gesichter zweier Kinder, die mich neugierig anschauten.
    Als ich ihnen zuzwinkerte, fingen sie an zu lachen und zogen sich hastig zurück.
    Ich grinste. Das tat ich auch dann noch, als wenig später ein amtlich aussehender Mensch die Abteiltür aufzog, um meine Fahrkarte zu kontrollieren.
    Unterhalten konnte ich mich nicht mit ihm, denn seine Sprache verstand ich nicht. Erst nach dem Mittag rollten wir über die russische Grenze. Die Schulkinder waren vorher ausgestiegen, und andere Fahrgäste betraten den Zug. Ich bekam Besuch von einem gelackt aussehenden Mann, der eher an einen sizilianischen Mafioso erinnerte als an einen Russen. Als er mich ansprach und merkte, wie wenige Worte Russisch ich nur sprach, versuchte er es in Englisch. Wir radebrechten uns so durch, und ich erfuhr, daß er als Vertreter arbeitete, der den Menschen die neue, westliche Kosmetik andrehen wollte, die eigentlich keiner brauchte. Er öffnete mir sogar seinen Musterkoffer. Sein Sortiment konnte sich sehen lassen, nur waren es die allerbilligsten Marken, die vor allen Dingen stanken.
    Angeblich konnte er gut verdienen, und er selbst roch nach allem möglichen Zeug. Wahrscheinlich hatte er von jedem Fläschchen eine Probe auf seine Haut getupft.
    Zwei Stationen weiter stieg er aus. Zuvor hatte er sich noch im Spiegel betrachtet und sein Menjou-Bärtchen zurechtgestrichen. Mir jedenfalls hatte er noch erklärt, daß ich in ungefähr einer halben Stunde am Ziel sein würde.
    Das tröstete mich, denn allmählich wurde mir die Fahrt in den hohen Nachmittag hinein doch recht lang.
    Ich rauchte eine Zigarette, schaute wieder aus dem Fenster und sah, daß sich die Landschaft kaum verändert hatte. Auch die Menschen sahen gleich aus. Die Frauen trugen ärmellose Kittel, und ihre Kopftücher wehten im leichten Sommerwind. Hin und wieder winkten die Menschen von den Feldern her dem vorbeifahrenden Zug zu.
    Ich bekam Hunger. Aus dem Flugzeug hatte ich mir einen Sandwich mitgebracht. Er war natürlich trocken geworden. Das Salatblatt hatte sich leicht geschwärzt, das hätten höchstens die Schweine gegessen. Ich nahm es ab, stopfte es in den befestigten Abfalleimer und aß das weich gewordene Brötchen ohne Salat.
    Von Geschmack konnte keine Rede sein, aber es stopfte den ersten Hunger zu.
    Der vorletzte Halt.
    Zwei Frauen stiegen ein. Bäuerinnen mit Käfigen, in denen Hühner flatterten. Sie setzten sich nicht zu mir. Ich hörte sie im Nachbarteil schnattern, und die Hühner gackerten dabei mit den Stimmen der Menschen um die

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