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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Pukallus
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hatte, eine Fontäne blasser Flüssigkeit in die Höhe. Sie verfehlte ihn knapp.
    Ein Schaudern durchrieselte Ul'bas Schuppenhaut. Aus dieser Flüssigkeit bildete das Monster die Kokons. O
    nein! , dachte er. Mich kriegst du nicht noch mal. Er steigerte seine Kräfte bis an den Rand einer Ohnmacht, schwamm so schnell wie nie zuvor.
    Seine Kiemen fauchten wie Turbinen.
    Gleich darauf bewog ihn eine plötzliche Veränderung im Wasserdruck dazu, hastig zur Seite auszuweichen.
    Eine zweite Fontäne schnellte an ihm vorbei und zerfaserte wirkungslos in der Weite der Fluten.
    Geschwind wie ein Fisch näherte sich Ul'ba der Passage. Aber ehe er sie erreichte, spürte er, dass sich von neuem der mentale Druck auf sein Hirn legte. Der geistige Einfluss des Wesens drohte wieder seine Willenskraft zu lahmen. Erschrocken merkte er, dass sich seine Bewegungen verlangsamten.
    O nein! Ul'bas Faust griff nach dem Fermentthermometer. Aus purer Gewohnheit hatte er es zurück an den Gürtel gehakt. »Nein!« , schrie er - und bohrte sich die Einstechspitze des Instruments in den Oberschenkel. Fast augenblicklich umfloss ihn eigenes Blut.
    Der Schmerz zerriss das mentale Netz, das die Kreatur um sein Gemüt spann. Ein Triumphgefühl spornte ihn zu neuen Anstrengungen an. Energisch hielt er auf die Lavapassage zu.
    Doch die amorphe Riesenbestie wollte nicht von ihm ablassen. Ein weiteres Mal wisperten auf ihn Suggestionen ein. Müdigkeit. Gleichgültigkeit.
    Schlaffheit.
    Apathie.
    Wozu flüchten? Warum sich auflehnen?
    Weshalb irgendein Aufwand?
    »Nein!« , brüllte Ul'ba und rammte sich die Thermometerspitze ins andere Bein. Und wieder vertrieb der Schmerz schlagartig den fremden Willen aus seinem Hirn.
    Die Passage war nah. Ul'ba zog eine ausgefächerte Blutfahne hinter sich her wie eine übergroße Zierflosse.
    Da durchkreuzte das Wesen unversehens seine Pläne. Die Tentakelspitzen glitten noch durchs Innere des Stollens, da wuchsen aus den Fangarmen mehrere Ableger und schlängelten sich zu Ul'ba herauf.
    O nein!
    Dünne Tentakel haschten nach ihm.
    Er kreiselte, überschlug sich buchstäblich, um ihnen auszuweichen. Kopfüber stürzte er auf das Portal der Passage zu.
    Gerade noch konnte er sich mit den Händen abfangen und verhindern, dass er mit dem Schädel gegen das Gesims der Einfassung schmetterte.
    Jetzt nur nicht innehalten! Weiter!
    Schwungvoll hangelte er sich um den Rand des Portals und in die künstliche Strömung der Passage.
    Eine Tentakelspitze klatschte mit solcher Gewalt auf das Vordach des Portals, dass die Passage als Ganzes erbebte.
    »Haaaa…!« , grölte Ul'ba. Er hatte die Bestie überlistet!
    Unter Einsatz sämtlicher Flossen kraulte er durch den Stollen, und die künstliche Strömung beschleunigte sein Tempo zusätzlich. Wie ein Geschoss rauschte er in die stillen Wasser der Zentralkuppel.
    Über die Schulter spähte er rückwärts und sah mehrere Tentakel in die Passage schlüpfen. Ihnen folgten klumpige Ausläufer des Wucherwesens.
    Das nächste Gebäude lag nicht weit.
    Ul'ba erreichte es deutlich früher als die Fangarme und huschte durch einen offenen Torbogen hinein.
    Von einem langen Hauptkorridor zweigten Dutzende von Seitengängen ab. Ul'ba frohlockte. Diese räumlichen Verhältnisse erschwerten der Bestie die Verfolgung.
    Während er zügig durch das Labyrinth der Flure schwamm, fragte er sich zum xten Mal, was das für eine Kreatur war, die Torkur überfallen hatte. Noch nie zuvor hatte er von einem solchen Geschöpf gehört. Aber vielleicht hatte bisher nur niemand, der ihm begegnet war, eine Gelegenheit gehabt, den Rest der Welt vor der Kreatur zu warnen.
    Diese Chance bot sich jetzt ihm, Ul'ba. Und er hatte vor, sie zu nutzen.
    Sobald die Anspannung der wilden Jagd verebbte, spürte er erste Schmerzen in seinen Beinen. Doch sie konnten ihn nicht hemmen. Es stand zu viel auf dem Spiel. Er konzentrierte sich vollständig auf die Orientierung und auf das Schwimmen.
    Das Gebäude, durch das er sich den Weg suchte, war der Verwaltungskomplex Torkurs. Zumindest im Grundriss war es Ul'ba geläufig. Zwar nahm er mehrmals Umwege in kauf, um der Bestie die Verfolgung möglichst schwer zu machen; trotzdem fand er bald einen Hinterausgang. Dort schlug er längs der Innenwandung der Zentralkuppel den Weg zur Transportstation ein.
    Als er sich das nächste Mal umschaute, erblickte er ein geradezu albtraumhaftes Bild. Es schien, als stochere eine gigantische Hand mit unzähligen Fingern in den Türen und

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