Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Pukallus
Vom Netzwerk:
Andockstationen.
    Der Hydrit blieb stehen und legte die Flossenhand in eine Scannermulde, um das Schott gegen den Wassereinbruch abzuriegeln. »Das haben wir jetzt davon« , schimpfte er in vorwurfsvoll klackenden Tönen.
    »Wir mussten wenigstens versuchen, ob Laserbeschuss gegen das Ding hilft.«
    Rulfan beobachtete, wie sich die Masse dehnte und um ungefähr ein Drittel der Transportstation schmiegte.
    Aus regelmäßigen Kontraktionen folgerte er, dass die Bestie die Wände einzudrücken versuchte. Bislang bestand das Resultat hauptsächlich aus einem Knarzen der Komponenten. Aber entlang des Laserschnitts drang bereits Masse ein.
    Auch Quart'ol hatte den Plan der Kreatur durchschaut. Er rief Daten über ein Kontrollfeld ab. »Der Druck liegt um vierundfünfzig Prozent über dem kritischen Wert der Karrad'enko-Skala.«
    »Danke« , sagte Rulfan sarkastisch.
    »Das nenne ich eine klare Angabe.«
    »Das bedeutet, die Wände werden weit über die maximale Widerstandsfähigkeit hinaus belastet« , erklärte der Hydrit. »Falls diese gewaltige Bestie noch mehr Körpergewicht anhäufen sollte, kann ich für nichts garantieren.«
    »Was ist mit euren Blitzstäben?« , fragte Dave. »Wirken die auf das Wesen?«
    »Nach Ul'bas Darstellung haben sie keinerlei Effekt« , gab Quart'ol Auskunft.
    »Ihr könnt sicher sein, dass sich die Torkurer mit allen verfügbaren Mitteln gewehrt haben. Letztendlich vergeblich.«
    Rulfan wandte sich um und blickte den Gang hinunter. »Ich frage mich…«
    »… wo Mer'ol und der andere Hydrit stecken« , führte Dave McKenzie den Satz weiter. »Sie müssten den Lärm und die Erschütterungen doch mitbekommen haben.«
    »Es muss etwas vorgefallen sein!«
    Quart'ol wirkte plötzlich sehr besorgt.
    »Wir müssen…«
    Seine Stimme verebbte. Er schien zu lauschen.
    Wulfs Knurren verstummte mit einem Mal.
    Eine schwere Müdigkeit trübte Rulfan Sinne. Er fühlte sich unglaublich schlapp.
    Auch Dave McKenzie drohte jeden Moment zusammenzubrechen. Er hielt das LP-Gewehr noch in der Armbeuge, aber war mit der Schulter an eine milchige Zwischenwand gesackt. Sein Blick schien in unendliche Fernen gerichtet.
    Die Suggestivkraft des Wucherwesens traf die beiden Menschen völlig unvorbereitet. Plötzlich war es ihnen egal, ob das Wesen draußen blieb oder in die Transportstation eindrang. Was wollten sie überhaupt in dieser langweiligen Station am Meeresgrund?
    Hatte es irgendeinen Nutzen, sich mit den Hydriten zu befassen?
    Langsam sanken Rulfan und Dave an den Wänden hinab zu Boden. Sie sehnten sich nur noch nach Ruhe. Nach Schlaf. Und Frieden.
    Bis ein scharfer Kopfschmerz sie aus der Lethargie riss.
    Noch schlagartiger, als die Anwandlung vollständiger Stumpfheit gekommen war, verschwand sie wieder. Anscheinend ging es Wulf genauso. Er jaulte ärgerlich.
    Rulfan sprang auf die Beine. »Was…?« Er sah sich verwirrt um.
    An der Schalttafel verzog Quart'ol die Miene zu einem Grinsen, das zahlreiche spitze Zähne entblößte. »War euch nach einem Nickerchen zumute, Freunde? Kein Wunder; die Bestie verbreitet auf mentaler Ebene suggestive Schwingungen, die Apathie auslösen. Eine wirksame Methode, um Beute gefügig zu machen.«
    Auch Dave McKenzie rappelte sich auf und griff sich an den schmerzenden Schädel. »Ich hatte tatsächlich den Eindruck, eine Stimme zu hören, aber nur ganz schwach… Wie hast du die Suggestion abgewehrt, Quart'ol?«
    »Es hat damit zu tun, dass die vielen Transparentwände einer Hydritensiedlung so sauber bleiben.« Quart'ol schaute Rulfan und McKenzie an, die völlig entgeistert zurückstarrten. »Nun«
    , führte er weiter aus, »neben der genetisch verankerten Selbstreinigungsfunktion kann man sie mit Bioelektrizität aufladen, um einem Muschel- und Moosbewuchs vorzubeugen. Diese Ladung habe ich erst gestaut und dann mit einem Schlag aktiviert.«
    Der Astrophysiker zog eine Aha-Miene. »Und dadurch wurde eine Art elektrischer Käfig geschaffen, der die suggestiven Schwingungen abhält, richtig?«
    »Ist ja gut und schön« , mischte sich Rulfan ein, um zu vermeiden, dass es zu einem längeren wissenschaftlichen Gedankenaustausch kam. Die Notwendigkeit des Handelns hatte jetzt absoluten Vorrang. »Aber leider ist das bioelektrische Feld offenbar zu schwach, um die Bestie zu vertreiben.«
    Quart'ol nickte und setzte zu einer Antwort an. Doch bevor er dazu kam, erklangen am Ende des Ganges platschende Geräusche.
    Sie fuhren alle drei herum - und atmeten auf, als sie

Weitere Kostenlose Bücher