0761 - Nefrets Todesvogel
Einzelheiten waren auf dem Eiland zu erkennen.
Jedenfalls wuchsen auf dem Plateau, wo sicherlich noch Platz für einen Landeort war, einige Bäume, die Spimanes' Behausung verdeckten. Nur hin und wieder sahen wir weißes Mauerwerk durch das dunkle Grün hindurchschimmern.
Wir mußten noch tiefer.
Ich blickte durch das Glas der Kanzel und sah auf dem Wasser die helle Jacht.
Verfolgte sie uns, oder hatte sie nur zufällig denselben Kurs? Jedenfalls waren wir bereits so tief, daß ich die Menschen an Deck erkennen konnte.
Eigentlich hätte ich Urlauber erwartet. Braungebrannte Männer und Frauen, mehr oder minder bekleidet. Nicht daß ich mich als Spanner betätigen wollte, aber die Personen, die sich an Deck aufhielten, waren vollständig bekleidet, wenn auch sommerlich.
Mir fiel auch das Blitzen auf. Es hatte einen simplen Grund. Sonnenstrahlen trafen die Linsen der Ferngläser und wirkten wie Reflektoren. Und die Gläser waren auf uns gerichtet.
Zufall, Neugierde, oder hielt man uns unter Kontrolle?
Ich wußte es nicht, tippte meinem Freund Bill aber auf die Schulter und machte ihn aufmerksam.
»Schon gesehen, John.«
»Und?«
»Würde es dich sehr erschaudern lassen, wenn ich dir sage, daß ich an Kiriakis gedacht habe?«
»Wohl kaum.«
Der Pilot hatte den Namen des Griechen gehört, er drehte den Kopf und starrte Bill an.
»Haben Sie was, Sikos?«
»Nein, nein, nichts«, sagte er schnell, und wir wußten beide, daß er gelogen hatte. Bill blieb am Ball. »Kennen Sie den Mann?«
»Ich habe nur von ihm gehört.«
»Was denn, zum Beispiel?«
Sikos schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, ich muß mich jetzt um den Flug und die Landung kümmern. Kiriakis ist für mich um einige Nummer zu groß.«
»Das glaube ich Ihnen gern.«
Wir flogen die Insel jetzt direkt an. Sie »vergrößerte« sich schräg unter uns von Sekunde zu Sekunde, schon jetzt waren viele Einzelheiten zu erkennen.
Ich aber blickte nach rechts.
Die weiße Jacht interessierte mich mehr als die Inseln. Noch immer blitzte es dort unten auf. Diesmal waren es keine Reflexe auf den Linsen der Ferngläser, dieses ungewöhnliche Blitzen war schärfer und auch greller. Augenblicke später wußte ich Bescheid. Da knallte es plötzlich im Glas der Kanzel. Das Material hatte Löcher bekommen wie ein Käse, der Wind pfiff hindurch, und ich hörte Bills Fluchen, als er sich duckte, um nicht erwischt zu werden.
Der Pilot fluchte, und auch ich hatte mich zusammengekauert. Urplötzlich schwebten wir in Lebensgefahr, denn die Typen auf der Jacht stellten ihr Schießen nicht ein.
Wieder wurde gefeuert. Mindestens aus zwei Waffen, wahrscheinlich Maschinenpistolen.
Splitter wirbelten uns um die Köpfe. Ich hatte mich so klein wie möglich gemacht, wunderte mich darüber, daß der Pilot noch die Nerven behielt und den Hubschrauber so gut lenkte.
Bis ich den Schrei hörte. Dann spritzte Blut über die Rückenlehne des Vordersitzes hinweg und traf mich. Es war das Blut des Piloten. Zwei Kugeln hatten seinen Kopf zerfetzt…
***
Von nun an hing unser Leben wirklich an einem seidenen Faden. Zwar konnten Bill und ich einen Hubschrauberfliegen, aber wir hatten es noch nicht im Kugelhagel getan. Das war für uns eine lebensgefährliche Premiere.
Von nun an hing unser Leben wirklich an einem seidenen Faden. Zwar konnten Bill und ich einen Hubschrauberfliegen, aber wir hatten es noch nicht im Kugelhagel getan. Das war für uns eine lebensgefährliche Premiere.
Die Maschine sackte weg. Sie fiel wie ein Stein, schwang dabei von einer Seite auf die andere und wurde zu einem nicht mehr so leicht zu treffenden Ziel. Jedenfalls jagten die Kugelgarben vorbei.
Bill Conolly bemühte sich verzweifelt, die Kontrolle über die Maschine zu bekommen. Er hatte schlechte Karten, denn wenn er fliegen wollte, mußte er erst den Toten zur Seite schaffen. Der war nach links gesackt und hing schlaff in seinem Gurt.
Der Reporter kroch auf ihn. Das Blut verschmierte sich auch auf seiner Kleidung, was ihn nicht stören durfte. Halb liegend gelang es ihm irgendwie, das Steuer zu fassen und die Maschine ins Gleichgewicht zu bringen.
Ich schaute ihm dabei zu. Gern hätte ich ihm geholfen, doch für einen dritten Mann war kein Platz dort vorn.
Trotzdem versuchte ich, den Toten noch tiefer zu drücken. Hier ging es um uns, um unser Leben, da konnte ich keine falsche Rücksicht nehmen. Durch die Kugellöcher in der Verkleidung pfiff der Wind. Er umheulte uns, er zerrte an den
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