0761 - Nefrets Todesvogel
sowieso noch nicht begreifen, daß ich nicht mehr in London saß und das Rauschen des Wassers nicht von den Fluten der Themse verursacht wurde.
Das hier war eine Brandung. Für die einen beruhigend, für die anderen störend. Mich hätte das Geräusch eher beruhigt, wäre ich als Urlauber auf der Insel gewesen. So aber hielt sie mich wach. Ich war ja auch nicht zum Spaß hier!
Wieder einmal hatte ich auf meinen Freund Bill Conolly gehört, der sich in der letzten Zeit als sehr rühriger Mensch erwiesen hatte und praktisch in der ganzen Welt bestimmten Phänomenen nachging, die er für seine Artikel über die unerklärlichen Dinge auf unserem Globus gebrauchen konnte.
Bill war ein Forscher, ein Sucher, ein Schnüffler, der dabei nicht an sich selbst dachte, sondern immer nur an die Sache. Und da ließ er sich von keinem ins Handwerk pfuschen.
So hatte er es wieder einmal geschafft, mich zu überzeugen. Ich hatte nach einigem Zögern zugestimmt und ihn auf die Insel begleitet. Allerdings nicht nur aus reiner Freundschaft und auch nicht als Urlauber, denn das, was Bill Conolly herausgefunden hatte, ging auch mich etwas an. Mich und meinen Job.
Es ging um Leichen.
Drei Leichen, die man gefunden hatte und die eine Gemeinsamkeit aufwiesen. Ihnen fehlte etwas.
Nur was fehlte, das war schwer festzustellen, jedenfalls hatte man den Toten mit einem harten Gegenstand die Stirn gespalten und aus dem Innern des Kopfes etwas geraubt.
Die griechische Polizei stand vor einem Rätsel. Man hatte sogar die Presse eingeschaltet, und nur deshalb waren die Morde auch in den Zeitungen erwähnt worden.
Bill, der Zeitungen aus aller Welt im Abo bezog und sich wichtige Artikel übersetzen ließ, hatte sofort geschaltet und mich alarmiert.
Es lag erst zwei Tage zurück, als er in mein Büro gestürmt war, hochrot im Gesicht. Von Glenda mußte er erst mit einem Kaffee beruhigt werden. Dann war er zur Sache gekommen.
Suko und ich hatten uns die Bilder angesehen. Bilder von Leichen, deren Köpfe geöffnet worden waren, und zwar zwischen den Augen. Das Gehirn war stets zerstört worden.
»Du weißt, John, was das bedeutet?«
Ich nickte. »Sicher. Wenn du sagst, daß es in Griechenland passierte, dann gibt es nur eine Lösung, die Psychonauten.«
»Das dachte ich.«
Wir kannten die Psychonauten. Es waren Menschen, die vom Schicksal schwer geprüft wurden, weil sie unter ihrem Erbe litten. Sie hatten das dritte Auge des Wissens.
Eigentlich unbegreiflich, doch nicht bei den Psychonauten, die zwar in der Jetztzeit lebten, aber von einem uralten Volk abstammten, das vor der geschichtlichen und archäologischen Zeitrechnung in Ägypten gelebt und über ein immenses Wissen verfügt hatte. Ein Wissen, das über die normalen Kräfte hinausging, denn wir gingen davon aus, daß sie die Telekräfte beherrschten und durchaus in der Lage gewesen waren, Reisen zu unternehmen, die sie in weite Regionen hineinführten. Vielleicht sogar bis zu den Sternen, aber da fehlten die Beweise.
Ihr Wissen hatten sie zudem gesammelt und es viel später in einem Versteck in der Cheopspyramide vergraben, das nur wenige kannten. Ich gehörte dazu.
Dort befand sich das Wissen der Welt. Und es sollte auch dort bleiben, selbst die Psychonauten wollten nicht daran rütteln, aber durch ihr Erbe wurden sie immer wieder daran erinnert, denn sie hatten das dritte Auge.
In vielen Sagen und Legenden war von dem geheimnisvollen dritten Auge die Rede. Von besonderen Menschen, die über ein besonderes Wissen verfügten. Über Generationen hinweg hatte es sich erhalten und war nun zum Durchbruch gekommen.
Es gab die Menschen mit dem dritten Auge, und diese wurden Psychonauten genannt.
Wer viel weiß, hat noch mehr Feinde. So ergeht es dem Erfolgreichen und auch dem Wissenden, da machten sie Psychonauten ebenfalls keine Ausnahme.
Sie hatten einen besonderen Feind.
Einen Griechen, der sehr reich war und auf den Namen Aristoteles Kiriakis hörte. Er hatte sich zum Psychonauten-Jäger entwickelt und jetzt zum Psychonauten-Killer, wie Bill Conolly behauptete. Er war davon überzeugt, daß Kiriakis hinter den Morden steckte. Bill reagierte bei der Erwähnung seines Namens sowieso allergisch, denn er und der Grieche waren Todfeinde.
Kiriakis gab dem Reporter die Schuld am Tod seiner einzigen Tochter, dabei war sie es damals gewesen, die den Weg in den Terrorismus gefunden hatte. Das konnte man ihm nicht einreden, und er ging sogar noch eine Stufe weiter.
Er wollte Bills
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