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0761 - Nefrets Todesvogel

0761 - Nefrets Todesvogel

Titel: 0761 - Nefrets Todesvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich ein letztes Mal selbst überwinden, den inneren Schweinehund und die panikartige Angst einfach ignorieren oder sie zerstören.
    Sondrax wartete noch, bis sich sein Zittern gelegt hatte. Dann startete er den ersten Versuch. Er hatte furchtbare Angst bekommen. Dieser Schatten war schlimm, er gehörte zu den Killern, für die man keine logische Erklärung abgeben konnte. Er war einfach da, ebenso wie Sondrax existierte, wobei er sich wegen der alten Erblast auch nicht als normaler Mensch ansah.
    Wieder rutschte er aus und stemmte sich ab. Den Kopf mußte er noch ein wenig vorschieben, um so einen relativ guten Ausblick zu bekommen.
    Er schaute zuerst nach rechts.
    Da war nichts, nur der blanke Fels, der noch immer die Tageswärme abgab. Der Blick nach links glitt ebenfalls ins Leere, und Sondrax wollte sich schon beruhigt zurückziehen, als er eben an dieser linken Seite, schräg über ihm, etwas sah, das sich dort am Gestein festgekrallt hatte.
    Das mußte das Wesen sein, das er als Schatten kannte. Nur hatte es jetzt durch seine Haltung eine andere Form angenommen.
    Sondrax wußte Bescheid.
    Seine letzte Chance war dahin. Das Wesen hatte ihn gefunden und würde für ihn zu einem tödlichen Problem werden. Zum erstenmal hörte er es auch. Ein Vogel hätte gezwitschert oder gepiept, was bei diesem Wesen nicht der Fall war, denn seltsame Geräusche entwichen aus seinem Maul. Ein Zischen und Krächzen, dazwischen ein hartes Tacken, als hätte es sich geräuspert, und dann zuckte der Kopf herum. Mit einer blitzartigen Bewegung, als hätte dieses Monstrum nur darauf gewartet.
    Zum erstenmal sah es Sondrax aus allernächster Nähe. Er erschrak bis ins Mark. Für ihn war dieses direkte Anstarren einfach furchtbar. Er litt auch unter der Erbarmungslosigkeit des Blicks, der ihn aus den Glotzaugen traf. Was tun?
    Er wußte es nicht. Seine Gedanken wollten nicht mehr mitmachen. Der Grieche hatte den Sinn für realistisches Handeln verloren. Er konnte seinem Verstand nicht mehr trauen, es war einfach nur mehr der Reflex, der ihn handeln ließ.
    Vor kurzem noch hatte er darüber nachgedacht, wie es sein würde, wenn er von einer bestimmten Stelle aus die langen Meter in die Tiefe sprang und ob er dann überleben könnte.
    Da war keine Theorie mehr.
    Er stellte sich hin.
    Sondrax begriff sein Handeln eigentlich selbst nicht richtig. Es geschah, doch er kam sich vor wie ein Zuschauer, obgleich es ihn selbst betraf.
    Dann stand er auf der Mulde.
    Von der linken Seite hörte er wieder das Krächzen und auch ein heftiges Klappern. Das Wesen wollte angreifen und ihn vernichten. Dieses Wissen war für ihn der Startschuß.
    Er stieß sich ab.
    Sondrax hatte nicht mehr nachgedacht. Er wollte nur so weit weg wie möglich von der steilen Felswand, um nicht noch am Gestein zu zerschellen. Das Wasser war tief, es würde diesen Sprung aus ungewöhnlicher Höhe auffangen. Er kam sich vor wie jemand, der einen Werbefilm drehte, verschwitzt in die Fluten eintauchte, danach aber aus ihnen hervorjagte wie Phönix aus der Asche. Erfrischt natürlich.
    Hoffentlich sind keine Winde da, die dich gegen die Felsen treiben. Hoffentlich werden sie dich finden, wenn ich es nicht geschafft haben sollte. Hoffentlich gab es Menschen, die sogar die richtigen Schlüsse aus allem zogen.
    Er wunderte sich selbst, welche Gedanken da durch seinen Kopf rasten, als er kopfüber in die Tiefe sauste, der dunklen, wogenden Fläche entgegen.
    Sie zerrte an ihm, sie zog ihn an, sie war wie ein gewaltiger Saugnapf, der alles in sich hineinriß, was ihm in den Weg kam. Sondrax spürte den Wind wie zahlreiche Hände, die seinen Körper streichelten. Sie waren überall, sie wühlten auch seine Haare auf, und er hörte das Rauschen.
    Er dachte nicht mehr an den Schatten. Für ihn zählte einzig und allein das Überleben.
    Der Flug in die Tiefe war nur kurz. Seltsam nur, wie lang er trotzdem werden konnte.
    Dann war es da.
    Eine grausam harte Fläche, wie betoniert, glatt gemacht und plötzlich so gut wie tödlich.
    Er fiel gegen sie.
    Kurz vor dem Aufprall öffnete er den Mund, aus dem sich ein irrer Schrei löste.
    Sondrax wußte nicht einmal, ob er über das Wasser hinweghallte. Er war in die See hineingetaucht, er hatte den Schlag gespürt trotz seiner windschnittigen Haltung, und dann sah und hörte er nichts mehr, weil ihn eine andere Welt umgab.
    Das Wasser kam ihm kühl vor, und diese Kühle tat ihm gut. Sie sorgte für eine regelrechte Reinigung des Verstandes, und

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