0761 - Nefrets Todesvogel
Tod.
Bisher hatte er es nicht geschafft, doch mein Freund gehörte nicht zu den Menschen, die so leicht aufgaben.
»Drei tote Psychonauten, John. Dreien, den ihr drittes Auge geraubt wurde, das deutet nur auf Freund Ari hin.«
»Sieht so aus.«
»Und deshalb werde ich fliegen.«
Suko schaute ihn ebenso an wie ich. »Hast du vom letzten Fall mit der Geisterfee nicht genug?«
»Nein, Suko, habe ich nicht. Das hier liegt mir auf der Seele. Ich muß da einfach was tun.«
Ich klopfte mit der Spitze des Kugelschreibers auf den Schreibtisch. »Aber doch nicht allein - oder?«
»Wenn es sich nicht anders machen läßt, schon. Allerdings bin ich gekommen, um euch zu fragen, ob ihr mitmacht. Zu dritt sind wir besser. Ich fliege auf jeden Fall.«
Wir kannten Bill lange genug und wußten, daß wir ihm diesen Vorsatz nicht mehr ausreden konnten. Suko runzelte die Stirn, hob die Schultern und räusperte sich. »Es wäre nicht gut, wenn wir beide London verlassen«, meinte er. »Dabei denke ich an Sir James. Er ist noch nicht so wie früher.«
»Ist okay.«
»Fliegst du denn, John?«
Ich legte die Stirn in Falten, als ich Bill anschaute. »Die Fotos haben mich überzeugt. Du hast gute Arbeit geleistet.«
»Das ist nicht alles«, strahlte Bill, der froh war, einen Verbündeten gefunden zu haben. »Ich habe meine Verbindungen spielen lassen und herausgefunden, daß es möglicherweise einen Mann gibt, der mehr über die Psychonauten weiß.«
»Wo lebt er?«
»Auf einer griechischen Insel. Auf einem Felsen. Wenn du ihn besuchen willst, mußt du eine lange Strickleiter hochklettern oder mit einem Hubschrauber fliegen. Der Felsen ist breit genug, um dort landen zu können.«
Ich war skeptisch. »Das hört sich an, als wäre dein Ausgesuchter ein Einsiedler.«
»Das ist er auch.«
»Was meinst du, wie der sich freuen wird, wenn wir plötzlich bei ihm auftauchen.«
»Er weiß Bescheid.«
»Tatsächlich?« Ich konnte den Spott nicht unterdrücken. »Hast du ihm eine Brieftaube mit einer Nachricht zugeschickt?«
»Quatsch mit Soße, Geisterjäger. Sehe ich so aus? Nein, ich habe mich erkundigt. Spimanes, so heißt unser Freund, lebt zwar als Einsiedler, aber er scheint trotzdem ein Technik-Freak zu sein, denn er besitzt eine moderne Funkanlage und ist darüber zu erreichen. Warum er sich damit umgibt, weiß ich auch nicht. Jedenfalls habe ich den ersten Kontakt hergestellt. Er ist einverstanden und erwartet unseren Besuch.« In Bills Stimme klang Triumph mit, als er die Worte aussprach.
»Nicht schlecht«, sagte ich.
Mein Freund schlug mir auf die Schulter, daß ich fast zusammensackte. »Du siehst, Alter, es ist alles vorbereitet. Laß mich das nur machen.«
»Das sehe ich schon.«
»Und ich wünsche euch eine gute Reise«, sagte Suko, der seine Beine ausstreckte. »Genießt das Mittelmeer und die griechischen Nächte, aber denkt daran, daß das Wetter in London auch schön ist.«
»Klar, wissen wir.«
Die gute Reise hatten wir gehabt. Und auch die Inseln hatten uns mit strahlendem Sonnenschein empfangen. Bill hatte noch einige Vorkehrungen getroffen und mich allein gelassen. Wichtig war der Hubschrauber, mit dem wollten wir ziemlich früh am nächsten Morgen losfliegen.
So kann es kommen im Leben. Da denkt man an nichts Böses, und schon sitzt man auf einer griechischen Insel und genießt eine wunderbare Mittelmeernacht.
Ich hatte das Glas und die Flasche neben mich auf die Bank gestellt. Nicht mehr ganz halbvoll war die Flasche. Ich wollte sie leeren und mich dann hinlegen.
Hinter der Zypresse begann der kurvige Weg durch den kleinen Garten. Er endete an der Eingangstür des Hotels, hinter dessen Fenster ein gelbes Licht leuchtete.
Vom Weg her hörte ich Schritte. Bill kam zu mir, das hörte ich sofort.
Ich drehte erst den Kopf, als er sich auf der Bank niederließ und die Beine von sich streckte. »Alles okay, John, alles wunderbar!« Er rieb seine Hände. »Es wird klappen, und ich hoffe, daß wir Kiriakis aufs Dach steigen können.«
»Wo wir dann aber nicht einbrechen dürfen.«
»Wie meinst du das?«
Ich hob die Schultern. »Denk daran, welche Beziehungen Kiriakis hier in Griechenland unterhält. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß er bereits darüber informiert ist, wer da so nett war und in sein Reich eingedrungen ist. Der hat seine Spitzel überall und…«
»Laß ihn doch, John, laß ihn doch. Dann merkt er, daß die Morde Wellen geschlagen haben.«
»Du bist nach wie vor davon überzeugt,
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