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0761 - Traum eines Cyborgs

Titel: 0761 - Traum eines Cyborgs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vor den Eingang gelegt.
    Das Zelt blies sich auf und bildete einen Iglu, dessen Material selbstleuchtend war. Die Schlafsäcke wurden ausgepackt, die Bodenschicht wurde aufgepumpt, dann packten sie die Nahrungsmittel aus und zogen die feuchten, schweren Jacken aus und die verdreckten Stiefel. Konserven wärmten sich selbst auf, das Teewasser sprudelte, der winzige Empfänger arbeitete auf Mittelwelle und spielte das Unterhaltungsprogramm der Station der „Stadt".
    Es war wunderbar ruhig. Mit der zuverlässigen Schnelligkeit, die aus langer Übung und der Einsicht in die Notwendigkeiten kam, arbeiteten beide männlichen Multi-Cyborgs zusammen, bis das Lager fertig war. Zuletzt senkten sie die beiden robusten Maschinen ab, bis die Gummipuffer den Boden berührten.
    Schließlich saßen sie im Iglu und waren fertig - trotzdem lagen der entsicherte Strahler und die geladenen Saurierbüchsen griffbereit da. Es herrschten Ruhe, Stille und eine Zufriedenheit, die mehr der körperlichen Müdigkeit entsprachen als dem unruhigen Verstand.
    „Letzten Endes", sagte Herthor Smolk leise und strich dicke Butterschichten auf das schwarze Brot, „war auch dieser Tag ein echter Gewinn. In jeder Hinsicht. Wir hatten das ganze Programm, das uns Upith bieten konnte. Von einem heißen Staubsturm nach dem Frühstück bis zu Hagelschlag zum Abendessen."
    Zettion lachte gutgelaunt und bereitete mit schnellen Handgriffen den Tee zu.
    „Du hast recht. Und wenn wir morgen erträgliches Wetter haben sollten, dann werden wir auch diese verdammten Weichkalkbänke finden und untersuchen können."
    Sie aßen und tranken. Die Musik bildete in dem leuchtenden Innern des Iglus eine willkommene, entspannende Kulisse aus Klängen und nebensächlichen Meldungen aus der Stadt.
    Die abkühlenden Maschinenaggregate der zwei Feryppus knackten in der Stille.
    Nacht: Zeit der Dunkelheit eines Urplaneten in der Peripherie des galaktischen Mittelpunktes. Eine Welt, siebenunddreißigtausend und neununddreißig Lichtjahre von der Position des Sonnensystems entfernt.
    Dritter von zehn Planeten. Ein normaler Terraner, ein Bewohner Gäas oder ein Kolonist auf einer der vielen Tausenden von erdähnlichen Planeten hätte hier nur mit Hilfe umfangreicher Schutzeinrichtungen überleben können.
    Stille: Es war die Ruhe, aus der die Kraft kam. Die zwei Multi-Cyborgs wußten, daß sie keine Menschen waren.
    Sie wußten aber auch, daß es nur der Besitz der Seele war, der sie von den Menschen unterschied. Nein -nicht ganz. Sie waren im allgemeinen (jedenfalls alle zwölfhundert Individuen auf Upith) nicht fortpflanzungsfähig.
    Herthor Smok und Zettion Meisker wußten, daß sie spezielle Züchtungen darstellten, geplant für Welten wie diese.
    Erdähnlich, aber noch lange nicht erdgleich. Sie lebten ein Leben voller Abenteuer. Sie vermißten an neunundneunzig Tagen diesen vagen Begriff SEELE keineswegs. Nur am hundertsten Tag vermißten sie ihn.
    Dunkelheit: In der Finsternis, vor dem Einschlafen, kamen die Gedanken. Ein Tag dauerte siebenunddreißig Stunden und einundfünfzigeinhalb Minuten Terranorm.
    Die Tagseite erhitzte sich übermäßig, die Nachtseite kühlte sich unverhältnismäßig schnell ab, die Folge waren ununterbrochene Stürme und alle anderen Arten wilder Naturerscheinungen.
    Nur dann, wenn die Punkte des Aphels erreicht waren, trat Beruhigung ein. Auch in dem Leben der Pseudohominiden von Upith.
    Dann hatten sie Zeit, um zu philosophieren. Oder hin und wieder, wenn sie vom Erlebnis der Stille, der Nacht und der Dunkelheit dazu gebracht wurden. In dieser Nacht schüttelte die Tiefe der Überlegungen den Mul-ti-Cyborg Herthor Smolk. In dieser Nacht versuchte er, das Geheimnis des Begriffes SEELE für sich selbst zu entschlüsseln.
    „Satt?" fragte er leise und wusch einen Becher aus.
    „Satt, zufrieden und todmüde!" erklärte Zettion. „Nachtwachen erübrigen sich wohl, wie?"
    „Bei der Sirene unserer Vernichtungsanlage dort... ich werde jeden Gedanken an Wachdienst weit von mir schieben!"
    bestätigte der Partner. „Hast du übrigens das Lager von präfossilem Gold notiert?"
    Zettion warf ihm einen Blick zu, der nur eine Bedeutung hatte: Mann, für wie blöd und unerfahren hältst du mich eigentlich? schien er zu besagen.
    „Schon gut!" winkte Herthor ab und kratzte sich an der Wade.
    Zettion lachte dröhnend und streckte sich aus, nachdem er die Hose ausgezogen und über einen Felsvorsprung zum Trocknen und Lüften gehängt hatte. Bei jedem

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