Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0761 - Traum eines Cyborgs

Titel: 0761 - Traum eines Cyborgs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zu das tiefe, donnerähnliche Grollen des Bodens, der sich unter den Sümpfen hob - ein unauslöschlicher Eindruck, gemischt aus Schrecken und Verzauberung, grub sich in die Erinnerung der Multi-Cyborgs ein.
    Mit der Zielstrebigkeit, für die sie konstruiert worden waren, flogen sie in der Richtung weiter, die sie einmal eingeschlagen hatten.
    Zwanzig Minuten später war es Nacht.
    Milliarden großer Sterne schienen den Himmel zu bevölkern.
    Bleiches Licht lag über dem Land. Es war ähnlich wie Mondlicht, nur brauchten sie mehr Konzentration, um Schatten von denjenigen Gegenständen zu unterscheiden, die diese Schatten warfen.
    „Zett! Ein Feuer. Schräg rechts!"
    „Vermutlich brennen Moorgase!" gab Meisker augenblicklich zurück.
    „Nein. Hier wird Holz verbrannt. Die Tergos sind doch intelligenter, als wir glauben!"
    „Wir können uns einmal ansehen, was dort lodert!" schlug der Partner vor und änderte die Richtung des leise summenden Feryppus.
    Die Maschinen funktionierten noch immer ohne jede Störung.
    Als sie die Stelle erreichten und in der Luft anhielten, stockte ihnen der Atem.
    Die Bilder waren einmalig und hinreißend.
    Erst später merkten sie, daß es nicht nur die Bilder, sondern auch die Geräusche waren, von denen sie hoffnungslos in den Bann geschlagen wurden.
    Farnwedel, Treibholz, Reisig und Fettstücke lagen wild durcheinander und bildeten einen mannshohen Haufen.
    Wie die Eingeborenen Feuer gemacht hatten, war jetzt nicht mehr feststellbar.
    Aber die Flammen loderten brausend und knatternd bis in die Höhe hinauf, in der Meisker und Smolk schwebten.
    Eine schrille, aufgeregte Stimme schrie einige Sätze voller zischender Konsonanten, dann schwieg sie, scheinbar erschöpft.
    Waren es wirklich Sätze? Gab es unter den Reptilwesen schon eine ausgebildete Sprache? Hatten sie gelernt, während sie am Grund der Sümpfe schliefen?
    „Sie scheinen noch wahnsinniger zu sein!" flüsterte Herthor.
    Sie schwebten im Schlagschatten eines Felsens, etwa dreißig Meter von diesem Stein entfernt. Vor ihnen lag ein ebensolcher Steinkreis, wie sie ihn auf den „Inseln" gefunden hatten. Das Feuer brannte in der Mitte. Etwa eintausend Tergos waren hier versammelt.
    Drei Sekunden nach Beendigung dieser Schreie fiel ein Chor ein. Er klang wie ein gewaltiger, echoerzeugender Schrei aus einer anderen Welt.
    Die tausend Tergos brüllten mit tiefen, röchelnden Stimmen langgezogene, rhythmische Vokale und begannen sich dann wie unter dem Eindruck eines geheimen Zeichens zu bewegen.
    Die meisten von ihnen hielten in einer der vier Hände ein Stück Pflanze, das Zettion als Bruchstück eines Pilzes erkannte, den sie tausendfach angetroffen hatten, er wuchs praktisch überall.
    „Nicht wahnsinnig. Sie sind berauscht!" wisperte es in Herthors Ohrmuschel.
    „Ja, du hast recht, Zett!" flüsterte er zurück.
    Die flackernden Flammen, die ruckhaften Bewegungen, die jeweils vier stampfenden Füße, die hochge-. rissenen Waffen und das Licht, das sich in den großen Augen spiegelte, dazu die grelle Stimme und der dumpfe, schauerliche Refrain, der narkotisierende Geruch und der Beginn des Tanzes - es war eine Art Geburt einer frühen Kultur.
    So war es vor langer Zeit auf der legendären Erde! flüsterte eine innere Stimme. Wieder bin ich ergriffen. Wieder begreife ich, daß ich eine Seele habe und ein Teil dieser Schöpfung bin.
    Sie sind meine Bruder!
    „Brüder ...", sagte er mit rauher Stimme. „Wie?"
    „Ach - nichts!"
    Die Tergos tanzten. Sie benahmen sich wie die Wahnsinnigen.
    Vermutlich erzeugte der Genuß der Pilze in ihnen einen Rauschzustand. Sie sprangen hoch und stampften mit den Klauen auf.
    Dabei drehten sie sich um die eigene Achse, um einen zufälligen Partner und um die Steine des Kreises.
    Binnen kurzer Zeit verwandelte sich das Moos in eine aufgerissene, schwarze Fläche. In ihrer Erregung sonderten die Echsenkörper einen stechenden Duft aus. Schweigend und gebannt blickten Meisker und Smolk auf die Szene.
    Die echsenhaften Wesen, auf deren Haut die Flammen zauberhafte Farbblitze entzündeten, tanzten in der fünfundzwanzig Grad warmen Nacht unter den schweigenden Sternen, als müßten sie einem unhörbaren Schrei ihres Blutes gehorchen.
    Langsam schlich sich ein bestimmtes Schema in die Tanzfiguren ein. Die Schreie und der Refrain verloren etwas von ihrer Beziehungslosigkeit. Sie wurden leiser, aber stöhnender, sinnlicher. Es waren Lockrufe und Paarungssignale. Weder Meisker noch Smolk begriffen,

Weitere Kostenlose Bücher