0762 - Die Prinzessin aus der Urzeit
Ewigkeit erhalten. Ich sage es euch nur, damit ihr euch nicht erschreckt.«
»Danke.«
»So, und jetzt möchte ich gehen.« Es hielt mich wirklich nichts in diesem Weinkeller. Ich glaubte auch nicht, daß sich die Psychonauten geirrt hatten. Sicherlich hatte Nefret bereits mit ihnen auf telepathischem Weg Kontakt aufgenommen, um ihrer Aufgabe endlich gerecht zu werden.
Ich glaube, es war der Sprecher, der sich bewegte. Aber nicht, um auf mich zuzukommen und sein Gesicht voll zu zeigen, er wies mir nur den Weg mit Hilfe einer Taschenlampe, die er angeknipst hatte und den Strahl so bewegte, daß er direkt neben die glatte Fläche der Rutsche leuchtete, wo ich die Stufen einer schmalen Treppe sah. Sie führten den Weg zurück, den ich hinabgerutscht war.
»Das hättet ihr mir auch vorher sagen können!« beschwerte ich mich.
»Geh jetzt und halte die Augen offen. Unser Problem ist Nefret, deines aber Kiriakis.«
Ich winkte ab. »Irrtum, Freunde. Kiriakis ist unser beider Problem, denke ich.«
Sie schwiegen - wahrscheinlich deshalb, weil sie wußten, wie recht ich hatte.
Mit etwas müde wirkenden Schritten bewegte ich mich auf die Treppe zu. Ungleiche und steile Stufen waren nichts für Leute, die nicht richtig laufen konnten. Parallel zur Rutsche stieg ich hoch, schaute mich noch einmal um, als ich auf er vorletzten Stufe stand, und mein Blick fiel in die Dunkelheit des Kellers, wo nicht ein Auge mehr leuchtete. Sie hatten es verschwinden lassen, wie andere das Licht ausschalteten. Die Psychonauten gaben mir schon gewisse Rätsel auf. Ich akzeptierte ihr Mißtrauen, fragte mich allerdings, warum sie es mir gegenüber so deutlich hervortreten ließen.
Schließlich wußten sie ja, daß gerade ich auf ihrer Seite stand und immer stehen würde.
Fast wäre ich gegen die Tür gelaufen, weil keine Lampe mehr von unten her schien. Mit der Hand tastete ich am Holz entlang nach unten, fand die Klinke und hatte die Tür wenige Sekunden später geöffnet. Da war dieser kleine düstere Durchgang, an den sich der Laden anschloß.
Ich blieb stehen.
Etwas hatte mir nicht gefallen. Ein ächzendes Geräusch, ein leiser Schrei der Angst.
Ich zog meine Waffe.
Einen Schritt ging ich weiter. Er reichte aus, um mein Sichtfeld zu verbessern.
Ich sah die Gestalt am Boden liegen. Es war ein junger Mann, der noch ein Messer in der rechten Hand hielt. Wahrscheinlich war er derjenige gewesen, der mich bis an die Tür und dann auf die Rutsche geschafft hatte.
Jetzt war er tot, trotz des Messers. Irgend jemand hatte ihm die Kehle durchgeschnitten.
Und dieser jemand war noch da, davon ging ich wenigstens aus. Ein riesiger Kerl, der auf mich wie ein Gladiator wirkte - es konnte auch ein Ringer sein - hatte den Inhaber des Geschäftes gepackt und rücklings über die schmale Theke gedrückt. Was er zischelte, verstand ich nicht, aber seine Handlung war deutlich genug. Er hatte die noch blutige Klinge des Mordmessers dem Mann an die Kehle gesetzt und war dabei, sie durchzuschneiden…
***
Bill Conolly stand in seinem Zimmer, schaute aus dem Fenster und sah zu, wie sich die Bläue des Himmels allmählich veränderte und einen dunkleren Ton bekam. Sie verlor die seidige Bläue und auch die Helle. Ein Zeichen, daß der Tag dabei war, sich zu verabschieden, um dem Abend und dann der Nacht Platz zu schaffen.
John war noch nicht zurück!
Das wiederum bedrückte ihn. Ein Telefongespräch konnte manchmal zwar lange dauern, aber nicht so lange. Gerade er war ein Mann, der sich kurz faßte und es gelernt hatte, wichtige Dinge von unwichtigen zu unterscheiden.
War da etwas passiert?
Bill ging einfach davon aus. Immer wieder drehten sich seine Gedanken um Aristoteles Kiriakis.
Dieser Mensch war ein Gegner, der nicht unterschätzt werden durfte. Hätte er offen als Gangsterboß fungiert und wäre dies auch bei der griechischen Polizei bekannt gewesen, wäre es leichter gewesen.
Leider galt Kiriakis als Ehrenmann, und dem konnte Bill Conolly überhaupt nicht zustimmen.
Aber er befand sich in einem fremden Land und war gezwungen, auf die Verhältnisse Rücksicht zu nehmen. Versuchte er, etwas gegen Kiriakis zu unternehmen, würde man ihm nicht glauben und ihn anstelle des Griechen einsperren.
So sahen die Gegebenheiten nun einmal aus, da brauchte sich der Reporter keine falschen Vorstellungen zu machen. Kiriakis saß am Drücker!
Er stand am Fenster, schaute hinunter in den Ort und auch aufs Meer, weil er eben nach Kiriakis suchte.
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