0762 - Vollstreckerin der Ewigen
mächtiger, spektakulärer und leider auch kälter.
Der Wissenschaftler aus Deutschland lebte seit drei Jahren in Nordamerika. Seine Qualifikation auf dem Gebiet der Femtosekundentechnologie hatte ihn zwangsläufig in den Wirkungskreis von Dr. Julie Skinner gebracht. Spontan hatte sie den vierzigjährigen Mann zu ihrem Assistenten gemacht. Und so war auch er hier tief unter der Erde in den Anlagen von Tendyke Industries gelandet.
Bei seinem ersten Treffen mit Dr. Skinner hatte sie direkt für klare Verhältnisse gesorgt. »Obervoss… was? Halt, das kann ich mir nicht merken. Ober muss reichen.«
Achselzuckend hatte er sich gefügt, denn er wollte unter allen Umständen mit dieser Kapazität arbeiten.
Zudem fand er Julie Skinner mehr als attraktiv. Sie war geschieden, das hatte man ihm erzählt, und er war seit langem solo. Nun ja, wer konnte schon wissen, ob sich da nicht irgendwann etwas ergeben würde. Allerdings hatte er seit langem den Eindruck, dass es für Julie nur ein Verhältnis zu geben schien - das zu ihrer Arbeit.
Obervossbeck musste grinsen, als er seine Chefin auf sich zuschwanken sah. Was Julie da auf ihrer hübschen Nase trug, war eine Mischung aus Taucherbrille und Frankensteinmaske. Oben aus der Schnorchelbrille quollen zahllose Kabel hervor, die wild nach allen Seiten abstanden, sich jedoch an Julies Hinterkopf wieder vereinten und dort in einem winzigen Schaltkasten mündeten. Es sah ganz einfach nur bizarr aus.
»Es klappt, Ober! Ich sehe Sie. Warum sollte es auch nicht funktionieren. Ist ja alles simp…« Plötzlich streckte sie die Arme nach vorne, machte zwei Schritte, stieß gegen die Tischkante, und landete mit einem lauten »Shit!« direkt in Bernhards Armen. Normalerweise die Gelegenheit, doch er beherrschte sich erfolgreich.
Wutentbrannt zerrte die rothaarige Frau die Brille vom Gesicht. »Verstehe ich nicht. Plötzlich war das Bild weg. Ich muss das noch einmal testen.« Im nächsten Moment hatte sie bereits vergessen, dass ihr Assistent überhaupt im Raum war.
»Morgen wird dieses Mistding fertig sein«, murmelte sie. »Ich werde es persönlich vorführen. Vielleicht lassen diese Ignoranten mich dann in Ruhe wirklich wichtige Arbeiten erledigen…«
Mit winzigen Instrumenten schraubte sie an dem Prototyp herum und war nicht mehr ansprechbar.
Bernhard Obervossbeck verließ den Raum.
Morgen…
Niemand hatte Doktor Skinner einen ultimativen Zeitpunkt genannt, an dem das Gerät verfügbar sein musste. Dieser Termin entsprang ihrem Ehrgeiz, da war er sich sicher. Vielleicht war es besser, wenn er Artimus van Zant informierte, denn der schien der Einzige zu sein, der zumindest ein wenig Einfluss auf Julie Skinner ausüben konnte. Es war zwar nicht die feine Art, hinter dem Rücken seiner Vorgesetzten zu handeln, doch das war ihm jetzt gleichgültig. Er machte sich Sorgen um Julie.
Doch Bernhard fand Artimus van Zant nicht. Besser gesagt, man ließ den Deutschen nicht zu ihm. Denn dort, wo der sich zur Zeit befand, hatten nur eine Hand voll Männer und Frauen Zutritt.
***
»Ihr wisst genau, dass ich den Machtkristall auf der Erde nur in absoluten Ausnahmen zum Einsatz bringe.« Ted Ewigk war nicht in bester Stimmung.
Zamorra und Nicole hatten das bereits bei der Begrüßung deutlich gespürt. Das hing sicher mit den unerklärbaren Spannungen zwischen Tendyke und ihm zusammen, doch diesmal schien noch mehr dahinter zu stecken. Es schien, als würde Teds und Carlottas Beziehung auf ihr Ende zusteuem. Ewigk wollte sich das bestimmt nicht eingestehen.
»Wenn die Spider keine Ausnahmefälle sind, dann weiß ich auch nicht mehr.«
Ewigk ignorierte Tendykes Einwand vollkommen und blickte Zamorra an. »Bei dem Spider, in den euch der MÄCHTIGE damals gelockt hat, reichte dein Dhyarra aus, um das Schiff zumindest wieder bedingt einsatzfähig zu bekommen, nicht wahr?«
Zamorra wusste genau, worauf Ted hinaus wollte. »Wir hätten dich nicht kommen lassen, wenn es einen anderen Weg geben würde, Ted.« Der Professor wollte seinem Freund den Wind aus den wütend aufgeblähten Segeln nehmen. »Bedingtes Hochfahren und endgültiges Ausschalten sind zwei Paar Schuhe - so unterschiedlich wie Pumps und Arbeitsstiefel. Im Computer des Schiffes sind Sicherheitsschaltungen in rauen Mengen eingebaut, die eben dieses Abschalten verhindern sollen. Und das erledigen sie vorzüglich.«
Zamorra machte eine Kunstpause und gab Ted Ewigk Zeit, die Worte sacken zu lassen. Der blonde Hüne wusste das
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