0762 - Vollstreckerin der Ewigen
alles natürlich längst, doch er suchte nach Gründen, seine miese Laune an anderen auszulassen. Das war nur menschlich, gestand ihm Zamorra zu. Dennoch konnten sie alle solche Gefühls Verdrehungen hier und jetzt nicht gebrauchen.
»Wenn es überhaupt einen Weg gibt, diesen Raumer für die Wissenschaftler erforschbar zu machen«, sagte er daher, »dann liegt der in deinem Machtkristall.« Ehe Ewigk sich einen anderen Einspruchsgrund ausdenken konnte, fuhr Zamorra schnell fort. »Außerdem liegt die DYNASTIE DER EWIGEN schon so lange im Dornröschenschlaf, dass die Gefahr, sie unnötig auf die Aktivitäten deines Dhyarras aufmerksam zu machen, verschwindend gering ist.«
Er konnte ja nicht ahnen, wie falsch er damit lag.
Ted Ewigk nickte, und nun konnte er ein schiefes Grinsen nicht mehr unterdrücken. Zamorra und die anderen hatten ja Recht. Schließlich konnte die Menschheit von dem Erbe der Meeghs nur dann profitieren, wenn sie es verstand. Ein einfaches Nutzen des Vorhandenen musste in dem Moment kläglich scheitern, wenn irgendwann der erste Defekt an einem der Raumschiffe auftrat - und sei der auch noch so geringfügig.
»Gut, du hast mich überzeugt, alter Freund«, sagte Ewigk daher. »Wie ich das Schiff energetisch auf Eis legen soll, hast du dir sicher auch schon ausgedacht. Würde mich wundern, wenn dem nicht so wäre.«
Der Professor zuckte mit den Schultern. »Ist der simpelste Weg nicht beinahe immer der beste? Ich denke, du solltest deinem Machtkristall die Vorstellung suggerieren, dass die schwarzen Dhyarras isoliert werden. Wenn sie keinerlei Verbindung mehr zu dem Schiff haben, können Roberts Leute sicherlich an die Arbeit gehen.«
Ted nickte. Das klang relativ einfach und logisch. Andererseits wusste auch er viel zu wenig über die Antriebskristalle, die in den Schiffen der Meeghs und der DYNASTIE DER EWIGEN eingesetzt wurden.
Diese Wissenslücke, die er als ehemaliger ERHABENER natürlich früher problemlos hätte schließen können, erwies sich jetzt als Problem. Es kam einfach auf den Versuch an. Und den wollte er möglichst schnell durchführen, denn er hatte nicht vor, sich vielleicht Tage oder Wochen hier aufzuhalten. Für ihn standen Entscheidungen an, die er nur in Rom fällen konnte.
***
Bis auf Ted Ewigk, Zamorra und Nicole Duval hatten alle den Spider verlassen.
Die gesamte Leitungsriege vom Projekt Spinnennetz beobachtete die Szenerie in dem Raumer über Monitore, die den Überblick bis in den letzten Winkel des Schiffes erlaubten. Unzählige Kameras waren in den vergangenen Tagen und Wochen im Spider installiert worden.
Nicole befand sich in der Zentrale des Meegh-Raumers. Die virtuellen Kommandopulte waren aktiviert und folgten der schönen Französin bei jeder Bewegung, die sie machte. Das war eine Besonderheit in den neuen Spidern, die man auf der Basiswelt der Meeghs erbeutet hatte. Kurz vor dem Ende der Meegh-Rasse hatte es bei ihnen offensichtlich einen nicht unerheblichen Technologieschub gegeben. Diese Raumer unterschieden sich in vielen Dingen erheblich von denen, die Zamorra und seine Freunde von früher her kannten.
»Nicole. Alles klar bei dir?« Zamorras Stimme drang aus den Kopfhörer an Nicoles Headset, mit dem sie in ständiger Sprechfunkverbindung zu ihm stand.
»Natürlich. Wie steht es bei euch?«
»Eins zu Null für uns, aber wir sind ja noch in der ersten Halbzeit.«
Nicole verzog das Gesicht. Platter Witz, aber jeder, wie er mochte. Irgendwie musste man die Anspannung ja in den Griff bekommen. »Dann schießt schnell das zweite Tor, Chéri. Ich bin müde. Ein wenig Schlafen käme ganz gut. Oder fällt dir etwas noch Besseres ein?«
Zamorras leises Lachen antwortete ihr. »Wir beginnen jetzt. Beobachte bitte genau, was sich auf den Pulten tut.«
Es war nur logisch, dass diese Position durch Nicole besetzt wurde, denn sie hatte die größten Erfahrungen aller in der Bedienung eines Meegh-Raumers. Nur äußerst ungern erinnerte sie sich zurück an die Zeit, in der sie von Sara Moon mit Schwarzem Blut infiziert worden war. Genau in diesen Zeitraum fiel auch die Hypnoschulung, durch die sie in die Lage versetzt wurde, einen Spider zu fliegen.
Vieles hatte sich seither in diesen Raumem verändert. Hinzu kam die Tatsache, dass die Hypnoschulung nie erneuert und aufgefrischt worden war. Manches lag noch ganz klar vor ihr, vieles befand sich hinter einem dichten Schleier, der sich kaum durchdringen ließ. Dennoch war Nicole diejenige gewesen, die sich
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