Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0762 - Vollstreckerin der Ewigen

0762 - Vollstreckerin der Ewigen

Titel: 0762 - Vollstreckerin der Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
Anlagen, die Alwa beim Anflug mit der Hornisse problemlos geortet hatte, wäre danach praktisch unmöglich geworden. Ted Ewigks Tod würde zur Folge haben, dass auf unabsehbare Zeit hier nichts mehr ging. Weder in die eine, noch in die andere Richtung.
    Ich schenke dir dein Leben, zumindest für den Moment, Ewigk. Und du weißt es nicht einmal. Genieße die Zeit, die dir noch bleibt.
    Eine Limousine fuhr vor und nahm den blonden Mann auf. Die Frau verschwand wieder in der unauffälligen Baracke, die als Tarnung der Anlage fungierte. Egal, Alwa Taraneh hatte Zeit. Ihre ganz große Stärke musste nun die Geduld sein, denn es konnte dauern, bis sie das passende Objekt fand, das sie an ihr Ziel bringen würde.
    Es gab niemanden, der auf Alwa wartete, niemanden, der sie drängte. Wie ein Phantom verschmolz sie mit der Umgebung.
    Es vergingen nur knapp zehn Erdenstunden, als das perfekte Opfer aus der Baracke kam.
    Es war eine junge Frau, nur unwesentlich größer als Alwa, sicher ein wenig schwerer und von den Körperformen um einiges weiblicher. Doch das sollte kein Hindernis für die Assassine im Auftrag der ERHABENEN sein.
    Mit fahrigen Bewegungen zündete die junge Frau sich schon ihre zweite Zigarette an. Wahrscheinlich gab es in den unterirdischen Anlagen strenges Rauchverbot. Ab und an blickte sie auf ihre Armbanduhr. Für Alwa ein deutliches Zeichen, dass diese kleine Raucherpause innerhalb ihrer Arbeitszeit lag.
    Es wurde Zeit zum Handeln.
    »Hallo, würden Sie mir bitte helfen?«, sagte Taraneh vortretend. »Ich muss mich wohl verlaufen haben…«
    Die junge Frau schrak auf, als sie so unvermittelt angesprochen wurde. Hier, in der inneren Sicherheitszone der geheimen Anlage, musste man damit wirklich nicht rechnen. Niemand kam so nahe an den Eingang heran, der hier nichts zu suchen hatte. Und erst recht kein Kind. Doch es gab keinen Zweifel, dass vor ihr ein vielleicht zwölfjähriges Mädchen mit einem Engelslächeln stand und sie mit großen Kulleraugen ansah.
    »Himmel, Kind! Du kannst einen ja zu Tode erschrecken. Wie kommst denn du hier her?« Hilfe suchend sah sich die Frau nach irgendwelchen Security-Leuten um, doch die hatten sich offenbar unsichtbar gemacht. Tendyke würde denen die Hölle heiß machen, wenn er erfuhr, dass ein Kind unbemerkt bis hierher gekommen war. Und erst Artimus van Zant! Der würde kochen und Köpfe rollen lassen.
    »Bitte, ich bin mit meiner kleinen Schwester hier. Ihr geht es nicht so gut, glaube ich. Können Sie uns helfen. Bitte.« Manchmal war sich Alwa Taraneh selbst unheimlich, denn sie spielte ihre Rolle mit größter Perfektion.
    Die junge Technikerin in Diensten von Tendyke Industries lächelte mütterlich. Natürlich würde sie der süßen Kleinen helfen. Das war doch selbstverständlich.
    ***
    Alwa Taraneh beugte sich über die Tote.
    Der Kopf der Frau hing in einem unnatürlichen Winkel zur Seite. Alwa hatte bewusst auf den Einsatz ihres Augen-Strahlers verzichtet, denn es war mehr als wahrscheinlich, dass das gesamte Areal um den Einstieg herum auf energetische Impulse abgetastet wurde. Um ein Lebewesen geräuschlos zu töten, benötigte sie nicht mehr als ihre Hände.
    Die Augen der Toten waren weit aufgerissen. Gut so, denn das machte den folgenden Vorgang für Alwa leichter. Sie näherte ihr Gesicht dem der jungen Frau bis auf etwa zwanzig Zentimeter und startete den Scanvorgang mit ihrem künstlichen Auge. Die Prozedur dauerte keine zehn Sekunden, dann war das Abtasten der Iris beendet.
    Ein weiterer Befehl - und Alwas rechtes Auge nahm Struktur und selbst die tiefblaue Färbung des gescannten Auges an.
    Es war das Auge der Toten. Keine Iris abtastende Sicherheitsanlage würde auch nur den Hauch eines Zweifels haben, wer vor der Erfassungsoptik stand. Es war der perfekte Betrug.
    Alwa Taraneh kannte natürlich nicht alle Sicherheitskontrollen, die es bis ins Zentrum der unterirdischen Anlage zu durchlaufen galt. Möglich, dass es darunter auch Dinge wie Vergleiche der gespeicherten Körperformen, der Hautstruktur oder ähnliche Spielereien gab. Wenn dem so war, dann würde sie spontan und direkt reagieren müssen.
    Alwa ahnte, dass eines der ersten Hindernisse der Vergleich der Fingerabdrücke oder vielleicht der gesamten Handfläche sein würde. Diese Testmethode war zwar überaltert, doch als erster Check hier wahrscheinlich noch immer Standard. Sie lächelte. Seltsam, aber auf welcher Welt diese Identifikationstechnik auch immer angewandt wurde: Stets war es

Weitere Kostenlose Bücher