0762 - Vollstreckerin der Ewigen
Neues, um zig Testphasen zu rechtfertigen. Also… ich verlasse jetzt das Schiff.«
»Wie viele Techniker sind jetzt an Bord?«, fragte van Zant den Schichtführenden.
»Zur Zeit nur vier, da zunächst vorbereitende Arbeiten zu erledigen sind. Aber die befinden sich bei den schwarzen Kristallen. Von denen wird keiner Doktor Skinner rechtzeitig erreichen können.«
Auf dem Monitor war das Gesicht der Frau nicht mehr zu sehen. Julie Skinner hatte die Zentrale des Spiders bereits verlassen.
Zamorra und Nicole sahen sich viel sagend an. Im Grunde hatte Julie Skinner nicht einmal Unrecht, denn die Lösung des Problems war ja tatsächlich keine Jahrhunderterfindung. Technisch alles längst machbar. Man musste eben nur erst darauf kommen.
Van Zant stand langsam und umständlich auf. »Die Frau ist eine wandelnde Naturkatastrophe. Und wenn ihr jetzt alle denkt, dass sie wahrscheinlich richtig liegt, dann irrt ihr allesamt. Ich kenne sie gut. Oh ja, ich kenne sie. Es wird etwas passieren. Und wir sitzen hier und sehen nur zu.«
»Nicht alle, Doktor van Zant. Schauen Sie dort - auf Monitor 3!« Der Schichtführer wies auf den Bildschirm, der in einer Weitauf nähme den Weg zwischen Schott und Raumschiff zeigte.
Durch die kleine im Schott eingelassene Öffnung war ein Mann in den Raum getreten. Er stand mit dem Rücken zum Spider und bewegte sich unsicher rückwärts.
Bernhard Obervossbeck war auf dem Weg zu seiner Vorgesetzten. Während alle redeten, hatte er ganz einfach gehandelt.
***
Alwa Taraneh hatte sich nicht getäuscht.
Es befand sich kein menschliches Wesen innerhalb der Baracke. Tendyke Industries überließ den Identifizierungsvorgang zu einhundert Prozent der Elektronik. Wahrscheinlich war das ganze System sündhaft teuer. So etwas verschlang auf allen bewohnten Planeten des Universums Unsummen. Ganz gleich, wie die entsprechende Währung auch lauten mochte.
Die Erde würde da keine Ausnahme machen. Zudem dachte man sicherlich auch an einen terroristischen Überfall auf die unterirdische Anlage. Sollte der erfolgen, würde es nur unnötige Opfer geben. Wer die Sicherheitskreise überwunden hatte, der konnte von zusätzlichem Wachpersonal bestimmt auch nicht mehr aufgehalten werden.
Jetzt war das Computersystem am Zug.
Der erste und sicher simpelste Vorgang im Prüfungsverfahren war die Eingabe der ID-Card, die Alwa der Toten natürlich abgenommen hatte. Sekunden später öffnete sich eine zuvor perfekt verborgene Tür und gab den Blick in eine Art Kabine frei.
Alwa trat ein. Hinter ihr schloss sich die Tür.
Sie spürte die ansatzlos beginnende Abwärtsbewegung kaum. Die erste Etage verschwand über ihr. Ein absolut lautloses Fahrstuhlmodell brachte sie schätzungsweise zehn Meter in die Tiefe. Alwa war klar, dass sie nun in der Falle saß, wenn sie sich beim zweiten Test geirrt haben sollte.
Identifizieren Sie sich über die Fingerabdrücke Ihrer rechten Hand. Anschließend legen Sie die rechte Handfläche auf die Scanfläche.
Aus einer der seitlichen Wände fuhr die Scannerkonsole hervor. Alwa Taraneh griff in die Aushöhlung ihres rechten Oberschenkels. Die abgetrennte Hand hatte sie in ein Stück Stoff aus dem Rock der Toten gewickelt.
Auf der Fläche des Scanners war der stilisierte Umriss einer rechten Hand zu erkennen. Nacheinander leuchteten die einzelnen Finger auf. Daumen, Zeigefinger, Mittel- und Ringfinger, zuletzt der kleine Finger. Dazwischen gab es stets eine Pause von mehreren Sekunden, um der Testperson genügend Zeit zu lassen. Wahrscheinlich würde bereits das Verwechseln der Finger den Alarm auslösen.
Alwa Taraneh tat ihr grausiges Werk und deckte mit ihrem Körper die in den Wänden befindlichen Kameraobjektive geschickt ab. Natürlich würde man bei einer intensiven Auswertung des Filmes entdecken, was sie getan hatte, doch dazu musste es ja gar nicht erst kommen.
Zuletzt wurde die Handfläche gescannt. Die Hand der jungen Frau war noch warm. Auch von diesem Aspekt her betrachtet konnte das System also keinen Verdacht schöpfen.
Der Scanner verschwand wieder in der Wand. Alwa wartete äußerlich scheinbar entspannt. Sicher würde es nur wenige Sekunden dauern, bis der Datenabgleich beendet war.
Es war nicht mehr als ein kurzer, angenehm klingender Ton, der den offensichtlich positiven Ausgang des Verfahrens meldete.
Der Fahrstuhl setzte sich erneut in Bewegung.
Die Assassine vermied jede Änderung in ihrem Verhalten. Sicherlich liefen die Kameras auch weiterhin auf
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