0763 - Sarkanas Rache
uns zuletzt sahen«, brummte der Dämonenjäger. »Ich kann mich nicht erinnern, diesen Burschen jemals getroffen zu haben. Weder an irgendeinem Ort noch am Kinn.«
Nicole schmunzelte ob der Formulierung. »Immerhin scheint er wiederum dich zu kennen, dieser seltsame ›Bruder‹. Ich trage mich nur, woher. Ich dachte, ich kenne inzwischen all deine Verwandten.«
»Genauer gesagt ihre Gräber«, erinnerte der Professor. Soweit er wusste, war er inzwischen der letzte der Familie. Alle anderen waren im Lauf der Zeit verstorben. Interessanterweise, ohne Nachkommen zu hinterlassen.
Es gab da nur noch einen - Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego. Nur existierte der nicht in der Gegenwart, sondern trieb sich in der Vergangenheit zur Zeit des Sonnenkönigs herum. Er war vorübergehend in der Gegenwart gewesen, aber wieder heimgekehrt in seine Zeit. Allerdings ahnte Zamorra, dass er mit diesem Don Cristofero noch etliche Male zu tun bekommen würde.
Genau betrachtet, konnte er so aber auch argumentieren, dass alle seine anderen Verwandten bis in die fernste Vergangenheit noch existierten. Mit Merlins Zeitringen war es ihm möglich, jene anderen Zeiten aufzusuchen und mit ihnen zusammenzutreffen. Das Einzige, was dabei nicht geschehen durfte, war, dass er bei einer Zeitreise in die Vergangenheit sich selbst begegnete…
Einige Jahre lang hatte auch sein Zauberamulett, das ihm der große Merlin zur Verfügung gestellt hatte, Reisen in die Vergangenheit zu ermöglichen. Aber seltsamerweise funktionierte das schon lange nicht mehr. Diese Fähigkeit schien in der handtellergroßen Zauberscheibe völlig erloschen zu sein.
Nun ja - er brauchte das auch nicht wirklich.
Und was diesen Don Jaime anging - ob der etwas mit Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego zu tun hatte, hielt Zamorra für mehr als nur fraglich. Jaime deZamorra kam ihm zwar auch spanisch vor, aber er hatte nie davon gehört oder gelesen, dass es in der Reihe seiner spanischen Vorfahren einen Don Jaime gegeben hätte.
»Was wirst du tun?«, fragte Nicole.
»Was soll ich schon tun?« Der Dämonenjäger zuckte mit den Schultern. »Da ich den Typen nicht kenne, weiß ich auch nicht, wo wir uns angeblich zuletzt trafen. Wie also soll ich dorthin kommen?«
Er drückte die Löschtaste, und die Mail verschwand, nachdem er die Sicherheitsabfrage bestätigte.
»Er hatte eine Telefonnummer notiert«, erinnerte Nicole.
»Die wird ähnlich unerreichbar sein wie seine Mail-Adresse«, befürchtete Zamorra. »Der versucht ein Spiel mit mir zu spielen. Aber ich bin nicht gewillt, mich darauf einzulassen.«
Nicole aktivierte ihr Terminal. »Anruf«, sagte sie.
Über die Sprachsteuerung wurde das Visofon, die Telefonanlage, eingeschaltet.
»Wähle…« Nicole rasselte die Ziffernfolge herunter und fügte »Anruf ein« hinzu.
Zamorra sah sie verblüfft an. »Du hast dir diese Zahlenkette gemerkt?«
»Sicher. Sind doch nur 13 Zeichen.«
Er schüttelte den Kopf. Manchmal war ihm seine Gefährtin fast ein wenig unheimlich.
Er schaltete seinen Monitor mit auf die Leitung.
Verbindung wird aufgebaut, signalisierte der Computer, der die Telefonanlage steuerte, und dann: Verbindung besteht.
Natürlich kam kein Bild, weil der Gesprächspartner ein Gerät besaß, das über diese Technologie noch nicht verfügte. In einer Statuszeile wurden auf dem Monitor die Daten eingeblendet. Es handelte sich um ein Handy, und der Anruf kam aus dem italienischen Raum.
Auf Italienisch hätte der Rätselhafte aber »di Zamorra« heißen müssen, Portugiesisch »da«. »De« war Spanisch oder Französisch.
»Büro Professor Zamorra, mein Name ist Duval«, meldete Nicole sich. »Sie baten um Rückruf. Was können wir für Sie tun?«
Verbindung unterbrochen, meldete der Computer.
»Wahlwiederholung«, verlangte Nicole.
»Der spricht wohl nicht mit jedem«, wandte sie sich dann Zamorra zu, während der Vorgang lief. »Vielleicht solltest du dich selbst melden.«
»Vielleicht ist es ja auch nur ein Witzbold oder Idiot«, erwiderte er. »Aber wenn du meinst…«
Verbindung besteht.
»Professor Zamorra«, meldete er sich. »Wer sind Sie, und was wollen Sie?«
Sekundenlang herrschte Ruhe. Dann erklang eine heisere, unbekannte Stimme.
»Sie kommen nach Rom. Schnellstens. Dort erfahren Sie, was Sie benötigen, um einen Ihrer größten Gegner unschädlich zu machen.«
Und wieder brach die Verbindung ab.
»Ausgerechnet nach Rom«, sagte Zamorra. »Der ist wirklich ein Witzbold.
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