0765 - Fehde der Mächtigen
Atlan steht unter großem psychologischen Druck seiner Berater, die unter allen Umständen eine bewaffnete Konfrontation verhindern wollen.
Obwohl er als Prätendent des NEI in solchen Fällen die alleinige Befehlsgewalt hat, erwartet man doch von ihm, daß er die Vorstellungen der Verantwortlichen berücksichtigt."
„Das ist zweifellos richtig!" warf Deighton ein.
Rhodan bedachte ihn mit einem ärgerlichen Blick.
„Ich muß darüber nachdenken", verkündete er. „Atlan ist ein schlauer Gegner. Wahrscheinlich versucht er einen Bluff."
„Das glaube ich nicht!" versicherte Hellmut.
Rhodan trat dicht auf ihn zu.
„Irgend etwas an dieser Geschichte stimmt nicht, aber das bereitet mir keine Sorgen, weil ich sie jetzt in diesem Augenblick überprüfen kann."
„Sie meinen, durch einen Telepathen", sagte Hellmut spröde.
Rhodan lächelte und wandte sich an Fellmer Lloyd.
„Untersuche ihn, Fellmer!" ordnete er an. „Ich will wissen, was wirklich hinter dieser Sache steckt!"
*
O nein! dachte Hellmut bestürzt. Gleichzeitig schalt er sich innerlich einen Narren, daß er nicht an die Möglichkeit einer solchen Kontrolle gedacht hatte.
Nun war alles umsonst.
Er überlegte, ob er versuchen sollte, Lloyd mit der stumpfsinnigen Wiederholung eines einfachen Gedichts abzulenken oder in die Irre zu führen - aber das hätte nur bewiesen, daß er etwas zu verbergen hatte.
Er entschloß sich, Lloyd um Hilfe zu bitten.
Sie müssen mir helfen! dachte er intensiv. Atlan gibt die SOL nur frei, wenn wir ihm als Gefangene nach Gäa folgen. Dort soll Perry Rhodan vor ein Gericht gestellt werden. Wir müssen auf einen Zeitgewinn hinarbeiten. Sobald wir diese Krise überwunden haben, wird sich alles wie von selbst klären.
Er vermied es, Lloyd anzusehen, denn er wollte keine Ablehnung aus dem Gesicht des Telepathen herauslesen. Seine Blicke wanderten an den Kontrollen entlang; vergeblich versuchte er, die telepathische Anwesenheit Fellmer Lloyds in seinem Bewußtsein festzustellen.
Als Bjo Breiskoll in sein Blickfeld karg, dachte er spontan: Hilf mir, Bjo!
Der rotbraungefleckte Katzer reagierte überhaupt nicht, aber Hellmut hatte den Eindruck, daß zwischen Lloyd und dem Jungen ein stummes Zwiegespräch erfolgte.
„Es dauert lange, Fellmer!" bemerkte Rhodan ungeduldig.
„Ich will ihn genau ergründen", erwiderte der Mutant ruhig.
„Ich helfe dir dabei!" erbot sich Gucky.
Auch das noch! dachte Hellmut. Fellmer Lloyd wäre vielleicht bereit gewesen, irgend etwas zu tun - aber der Ilt? Nahm seine telepathische Präsenz Lloyd nicht jede Möglichkeit, auch wenn er den guten Willen haben sollte, Hellmut zu helfen?
Der SOL-Geborene stand wie erstarrt da.
„Ich glaube, daß seine Botschaft richtig ist", hörte er Lloyd in diesem Augenblick sagen. „Was meinst du, Kleiner?"
„Alles in Ordnung!" bestätigte der Mausbiber.
Hellmut hatte Mühe, einen Seufzer der Erleichterung zu unterdrücken.
Rhodan sah Lloyd und Gucky skeptisch an, aber er sagte nichts.
„Was wirst du jetzt unternehmen?" erkundigte sich Ras Tschubai bei Rhodan.
Alle warteten gespannt auf die Antwort. Bevor Rhodan sie geben konnte, meldete die Ortungszentrale, daß man ein kleines Raumschiff geortet hatte. Es bewegte sich noch außerhalb der Absperrung aller NEI-Schiffe, aber es kam darauf zu.
„Ich nehme an, daß es Icho Tolot ist", sagte Mentro Kosum.
„Er hätte schon längst von seiner Reise zurück sein müssen."
Ein wenig später eintreffender Funkspruch bestätigte seine Vermutung.
Tolot fragte mit der ihm eigenen Unbefangenheit an, ob die Kommandanten der NEI-Flotte bereit waren, ihn zum Mutterschiff durchzulassen.
Die Ankunft des Haluters schien die Spannung weiter zu mildern. Rhodan ließ einen Funkspruch an die DEMETER absetzen, in dem er seine Bereitschaft ausdrückte, mit der SOL in die Provcon-Faust zu fliegen.
5.
„Sie haben gelogen!" stieß Bjo Breiskoll hervor, nachdem er mit seiner Mutter die Zentrale verlassen hatte. „Alle drei: Hellmut, Lloyd und der Mausbiber. In Wirklichkeit werden wir als Gefangene auf Gäa ankommen. Rhodan soll der Prozeß gemacht werden."
Sie sah ihn verwirrt an.
„Bist du sicher?"
„Ja, natürlich!" beteuerte er. „Ich habe es deutlich in ihren Gedanken lesen können. Hellmut hat mich noch beschworen, ihm dabei zu helfen."
„Er wird schon wissen, was er tut!"
Bjo starrte düster in den Korridor, der sich vor ihnen ausdehnte.
„Wirklich? Gehen wir nicht ein
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