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0768 - Lady Bluthaar

0768 - Lady Bluthaar

Titel: 0768 - Lady Bluthaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinsetzten, um die malerische Kulisse zu genießen. Ich hörte zahlreiche Sprachen, am häufigsten neben dem Französischen und Italienischen Deutsch und Englisch. Aus dem kleinen Restaurant drangen die Küchengerüche. Wer hier aß, der konnte sicher sein, fangfrischen Fisch serviert zu bekommen.
    Wir beeilten uns, denn ich hatte erfahren, daß der Mann seinen Laden am Mittag für drei Stunden schloß. Er hieß Cervi und war schon dabei, einige aufgeblasene Schlauchboote in das Geschäft zu räumen, als wir erschienen.
    Cervi trug ein gestreiftes T-Shirt und ein weißes Stirnband, das seine braunschwarze Haarflut bändigte. Seine Haut war wettergegerbt, die Lippen schmal.
    »Da kommen Sie aber spät«, sagte er.
    »Vermieten Sie keine Motorboote mehr?«
    Er schaute mich ziemlich finster an. »Im Prinzip ja, aber heute doch sehr ungern.«
    »Das muß einen Grund haben.«
    »Hat es auch.«
    »Welchen?«
    Er schleifte auch das letzte Schlauchboot ins Haus, kehrte wieder zurück und gab die Antwort.
    »Wenn ich meine Boote verleihe, möchte ich auch sicher sein, daß sie wieder zurückgebracht werden.«
    »Das verstehe ich.«
    Er zündete sich eine Zigarette an und deutete auf das Meer. »Gestern habe ich ein Boot verliehen, das mitsamt dem Mieter verschwunden ist. Da bekommt man automatisch schlimme Gedanken. Fischer haben mir von Trümmern berichtet, die sie gesichtet haben. Ich kann mir vorstellen, daß sie zu meinem Boot gehören.«
    Ich spürte den harten Druck im Magen wie das Gewicht einer schweren Faust. Neben mir stöhnte Marion leise auf. »Haben die Fischer Ihnen erzählt, wo sie die Trümmer sichteten?«
    »Vor einer Insel.«
    »Vor welcher?«
    »Es ist die zweite, von hier aus gesehen.« Wieder wies er in die Ferne, und ich mußte mich zusammenreißen, um gleichgültig zu erscheinen. »Nicht jeder ist gleich«, sagte ich. »Vielleicht hat der Mann keine Erfahrungen mit Booten gehabt.«
    »Er war ein Chinese.«
    »Hat das etwas zu bedeuten?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Aber ich brauche das Boot.«
    Cervi schaute mich an, dann Marion, überlegte und kam auf die Kaution zu sprechen, wobei er uns klarmachte, daß der Verleih nicht eben preiswert war.
    »Damit habe ich gerechnet«, erwiderte ich. »Nennen Sie uns bitte Ihren Preis.«
    Das tat er. Er mußte die Kaution verdoppelt haben, aber ich zahlte sie. Einen Scheck nahm er zwar nur ungern an, aber soviel Bargeld trug ich nicht bei mir.
    »Können wir das Boot sehen?«
    Cervi faltete den Scheck zusammen und steckte ihn in seine Hosentasche. Danach schloß er den Laden ab. Zu dritt gingen wir hinüber zur Anlegestelle.
    Unter drei Booten konnten wir wählen. »Das schnellste ist weg«, erklärte er uns.
    »Da nehmen wir das zweitschnellste.«
    Er deutete auf ein Boot, das einen knallroten Anstrich hatte, ziemlich flach war und nicht eben seetüchtig aussah. Da jedoch kein Sturm angesagt worden war, hoffte ich, daß wir damit zurechtkamen.
    Sehr weit war der Weg ja nicht.
    »Wir nehmen es.«
    »Gut.«
    Marion stieg als erste ein, ich folgte. Cervi blieb noch am Rand der Mole stehen und löste das Tau.
    »Es ist vollgetankt«, erklärte er, »aber ich will es heil zurückhaben, verstehen Sie?«
    »Das geht schon in Ordnung.« Ich stand am Ruder. Den Schlüssel hatte ich bereits ins Schloß gesteckt. Dann betätigte ich den Anlasser. Der Motor hustete einige Male durch, bevor er so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte.
    Marion stand neben mir und schaute zurück. »Dieser Cervi macht ein Gesicht, als hätten wir ihm soeben das letzte Hemd gestohlen.«
    Ich grinste. »Ist doch verständlich - oder?«
    »Stimmt.«
    Ich fuhr an. Seidenweich und sehr klar schimmerte das Wasser selbst hier am Hafen. Ebenso klar war auch die Luft, denn längst hatte die Sonne auch die allerletzten Dunststreifen weggedampft. Als uns die Sicht nicht mehr von anderen Booten genommen wurde und wir nach vorn aufs Meer blickten, da sahen wir auch die schwarzen Inseln. Sie wirkten auf mich wie riesige Klötze, die jemand einfach in das Wasser hineingedrückt hatte.
    Marion sah sie ebenfalls. Sie bekam eine Gänsehaut und rieb mit den Handflächen über ihre Oberarme.
    »Was haben Sie?«
    »Es sind die Inseln, John. Sie sehen so bedrückend aus, so abweisend und unheimlich. Ich kann mir schon vorstellen, weshalb sie unbewohnt sind. Da wächst nicht ein Grashalm. Da ist nur schwarzer Fels, der seine Farbe angeblich durch das Blut der Ertrunkenen bekommen hat. Ist das für Sie auch nicht

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