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0768 - Lady Bluthaar

0768 - Lady Bluthaar

Titel: 0768 - Lady Bluthaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie.« Plötzlich war sie aufgeregt, deutete über Bord und zeigte auf die Planken, die sich schaukelnd dicht unter oder auf den gläsern wirkenden Wellen bewegten.
    Ich schluckte, aber der Kloß in meiner Kehle wollte einfach nicht verschwinden. Nun hatte ich den Beweis, daß Suko mit seinem Boot aufgelaufen war. Für ein Wesen wie Isabella mußte er dann zu einer leichten Beute geworden sein. Ich wollte nicht länger daran denken, das machte mich nur verrückt und lenkte mich von dem eigentlichen Problem ab.
    So konzentrierte ich mich weiterhin auf die Insel.
    Das Meer selbst war in ihrer Nähe unruhiger geworden. Strudel und Strömungen nahmen zu. Sie wurden immer unberechenbarer und drehten sich schneller. Sie kreisten, sie zerrten und zogen, sie griffen immer wieder zu, und ich war mit der Geschwindigkeit längst heruntergegangen. Ein Kentern wollte ich unter allen Umständen vermeiden.
    Die Kräfte spielten mit dem Boot, sie wollten nicht von ihm lassen. Querwellen hieben gegen den Rumpf, produzierten Gischtfontänen, die in die Höhe gingen und überspritzten.
    Manchmal tauchten wir in ein kleines Tal, aus dem wir schnell wieder hervorschossen, um dann wieder etwas ruhigeres Fahrwasser zu erreichen.
    Ich war ins Schwitzen geraten und hatte es relativ gut gehabt, weil mir das Ruder als Stütze diente.
    Im Gegensatz zu Marion Hayle. Sie hatte sich an der schmalen Reling regelrecht festklammern müssen, auch das Schlingern durch unruhiges Gewässer war ihr nicht gut bekommen. Marion sah ziemlich blaß aus. Verlegen strich sie über ihr Gesicht und sah mein Grinsen.
    »Was freut Sie denn so?«
    »Gar nichts, Marion. Sie sind völlig natürlich. So wie Ihnen ergeht es zahlreichen Menschen. Was über Sie gekommen ist, das nennt man Seekrankheit.«
    Sie drückte die flache Hand gegen ihren Hals. »Ja, das weiß ich auch. Ich frage mich nur, was ich dagegen tun kann.«
    »Im Moment nichts. Ich nehme an, daß wir bald anlegen können, wenn alles gut verläuft.«
    Sie nickte. »Hoffentlich.«
    Inzwischen hatten wir die ersten gefährlichen Klippen überwunden.
    Die Felsen lagen hinter uns wie Bukel, die aus dem Wasser ragten. Es gab keine besonders harte Brandung, das Wasser konnte in leicht schäumenden Wellen dem Sandstrandstreifen entgegenlaufen. Was mir allerdings auch weiterhin Sorge bereitete, waren die Trümmer des ersten Leihbootes, die verstreut herumlagen. Das erinnerte mich immer wieder an meinen Freund Suko.
    Ich drehte mein Gesicht der neben mir stehenden Marion zu. »Haben Sie eigentlich etwas gesehen?«
    Sie würgte und schluckte, behielt sich aber unter Kontrolle. »Was meinen Sie denn?«
    »Nicht die Trümmer.«
    »Hinweise auf Suko?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, da ist mir nichts aufgefallen.«
    »Und auf diese Isabella?«
    »Auch nicht.« Sie hatte sich wieder etwas gefangen, preßte die Luft durch die Nase. »Allmählich fange ich an zu glauben, daß diese Person nicht existiert.«
    Ich runzelte die Stirn. »Eine Spukgestalt?«
    »Ja.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Aber diese Frau…« Marion schüttelte den Kopf. Sie wußte nicht mehr, was sie noch sagen sollte.
    Dann hatte sie sich wieder gefangen, während ich mich auf die Fahrt konzentrieren mußte. »Nicht einmal neue Knochen habe ich entdecken können.«
    Ich zog den Mund breit. »Das kann ich mir denken. Sie werden uns kaum begrüßen wollen.«
    »Was machen wir auf der Insel?«
    »Wir werden sie untersuchen.«
    »Um Suko zu finden?«
    »Genau.«
    »Und wenn nicht?«
    »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, Marion. Erst einmal muß ich mich auf das Anlegen konzentrieren. Es wird schwierig genug werden.« Das hatte ich nicht ohne Grund gesagt, denn zwischen uns und der Insel drehten sich wieder die Schaumkreisel, die auch den Klippen helle Bärte gegeben hatten.
    Sie ragten aus dem Wasser wie Hüte. Mal in spitzer, mal in ovaler Form. Hinter ihnen erhob sich das düstere Gestein, das mich wiederum an einen Berg aus grauer Asche erinnerte, der im Laufe der Zeit mal eingefroren war.
    Der Himmel kam mir so fern vor. Die Sonnenstrahlen legten einen Teppich auf die See, sie erreichten auch die Insel, wo sie - jedenfalls kam es mir so vor - von dem grauen Stein aufgesaugt wurden.
    Marion schaute wieder über Bord. Sie stand an der Backbordreling, wechselte dann zur anderen Seite hinüber und ging ziemlich staksig. So ganz auf der Höhe war sie nicht. Je mehr das Boot schaukelte und überkrängte, um so schlechter erging es auch

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