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0768 - Lady Bluthaar

0768 - Lady Bluthaar

Titel: 0768 - Lady Bluthaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wellen.
    Eine Minute verging.
    Es tat sich nichts.
    Ich suchte die Fläche nach fremden Bewegungen ab. Sie fielen mir nicht auf, denn die auf der Oberfläche tanzenden und sich bewegenden Strudel waren völlig normal.
    Oder…?
    Plötzlich sah ich doch etwas.
    Nicht weit entfernt und dort, wo sich keine Strudel befanden, bewegte sich etwas unter der Wasserfläche derartig heftig, daß sich auf den Wellen Schaumkronen hatten bilden können. Sie zerplatzten, sie zischten, aber sie bekamen immer mehr Nachschub.
    Da tat sich was.
    Auch Suko hatte es gesehen. Durch seine Gestalt ging ein Ruck, dann hatte er sich gestrafft.
    Auf dem Wasser war ein heller Schaumkreis entstanden. Ihm entstieg die Gestalt. Sie hatte einen grünen Schädel, der haarlos und naß war. Ich sah auch Schultern und Arme, dann tauchten weitere Köpfe auf, die wie tanzende Wesen einen Kreis um einen bestimmten Mittelpunkt bildeten.
    Ihre Diener…
    In mir stieg die Spannung. Ich wußte, daß ich diese Isabella sehr bald sehen würde, und auch Suko war nicht mehr so ruhig geblieben. Er scharrte mit den Füßen.
    Wellen schwangen heran, überspülten die Köpfe der Wasserzombies, zogen sich wieder zurück, kamen erneut, und an dieses Spiel hatte ich mich längst gewöhnt.
    Ich wartete auf die neue Variante.
    Und sie kam!
    Es sah zuerst so aus, als hätten die Wellen eine Pause eingelegt, um sie nicht zu irritieren. Innerhalb des Kreises blieb es ruhig. Man wollte sie nicht stören, denn selbst die Natur gehorchte Lady Bluthaar.
    Um die Wesen herum wirbelte die See. Sie ließ die unheimlichen Wächter tanzen und hüpfen, als wären Spiralen dabei, sie immer wieder in die Höhe zu treiben.
    Noch blieb es ruhig, aber es bahnte sich etwas an, das wußte auch Suko. Er hatte sich leicht nach vorn gebeugt und schien jeden Augenblick ins Wasser zu stürzen.
    Ich wartete ebenfalls ab.
    Aber nicht Marion. Sie war nicht stehengeblieben. Als ich sie hörte, stand sie schon beinahe neben mir, und auf ihrem Gesicht malte sich der Schrecken ab. Ich wußte, daß sie mir etwas sagen wollte.
    Da mußte es einiges gegeben haben, das sie gestört hatte, und ich fragte sie auch danach.
    »Die Köpfe, John, die Gesichter…«
    »Was ist damit?«
    Sie drückte ihre Hände zusammen, um sie ruhig zu halten. Aber die flüsternde Stimme überschlug sich beinahe. »Ich kenne ein Gesicht. Ich habe es in Erinnerung. Es… es…« Sie fing an zu weinen und konnte nicht mehr reden. Ich stützte sie. Ich wußte, was sie mir hatte sagen wollen. Dieses Gesicht hatte ihrem verschwundenen Freund Tom Ward gehört. Marion selbst war der Beweis geliefert worden. Er hatte ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
    Ich hätte sie jetzt trösten müssen, als sie neben mir in den Sand sank, aber die Dinge auf dem Wasser waren wichtiger. Sie spitzten sich zu.
    Aus der Tiefe stieg der Schaum als brodelnde, köchelnde, weiße Masse hoch, die auch die Gesichter der Wasserleichen nicht verschonte und gegen sie sprühte. Das war für mich nicht mehr interessant.
    Ich dachte an die Dinge, die folgen würden, und ich hatte mich nicht getäuscht.
    Wie eine Sirene aus den unergründlichen Tiefen des Meeres stieg sie hervor.
    Isabella, auch Lady Bluthaar genannt!
    ***
    Ich mußte zugeben, daß mich ihr Anblick faszinierte, denn sie bot in der Tat etwas Besonderes. Tief in meinen Gedanken hatte ich damit gerechnet, ein Knochengerüst zu sehen, genau das Gegenteil war eingetroffen. Aus der Kreismitte stieg eine faszinierende Frau hervor, deren Aura selbst ich mich nicht entziehen konnte.
    Woran lag es?
    Möglicherweise an den herrlich roten Haaren, die bestimmt nicht gefärbt waren und den Kopf wie ein gewaltiger Vorhang umhingen. Normalerweise hätten die Haare naß sein müssen, aber keines klebte an ihrer Stirn oder an den Wangen. Sie bildeten einen regelrechten Schein, der sich mit seinen Rändern auf die angehobenen Arme der Geisterfrau legte und dort gehalten wurde. Die Arme waren in dieser bestimmten Geste ausgebreitet, als wollte sie damit dokumentieren, daß ihr allein die ganze Welt gehörte.
    Sie war auch nicht nackt, aber sie sah angezogener nackter aus als eine Frau ohne Kleidung.
    Isabella war einfach sexy, wenn man die heutigen Begriffe anlegte. Sie war eine Person, die antörnte. Obwohl sie noch nichts getan hatte - einfach nur geschaut - spürte ich, daß sie mich ebenfalls lockte.
    Mich überfiel eine Sehnsucht danach, die Frau einfach in die Arme zu nehmen, und ich hatte Mühe, auf dem

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