0769 - Das Rätsel der schwarzen Madonna
abhob, wie Hals, Arme und Beine schlenkerten, als würden sie nicht zu ihm gehören.
Dann krachte er in ein Hindernis hinein, das unter seinem Gewicht auseinanderbrach.
Plötzlich war er weg.
»Scheiße!« fluchte Jane. Was Männern recht war, das war ihr billig, und sie jagte weiter. Sie mußte sehen, was geschehen war, denn eine normale Erklärung in ihrem Sinne konnte sie nicht geben. Der Boden senkte sich, die Profile der Schuhe waren mit Lehm und Gras verstopft, sie gaben nicht mehr den richtigen Halt. Jane rutschte aus und glitt dabei auf den Zaun zu.
Sie hörte das Klimpern des Wagenschlüssels in der rechten Manteltasche und dachte daran, daß Conti ihr ihn als Zeichen des Vertrauens überlassen hatte. Seltsam, daß ihr der Gedanke gerade in diesem Augenblick kam. Sie assoziierte noch einen weiteren. Es kam ihr nicht mehr so unwahrscheinlich vor, daß Contni nicht mehr fahren konnte.
Verflucht auch!
Sie rutschte und hatte sich dabei auf die Seite gedreht. Die Lücke im alten Zaun näherte sich ihr und vergrößerte sich, als würde sie die Umgebung durch ein Tele beobachten.
Schräg rutschte sie hinein.
Jane konnte sich halten. Auf dem Bauch blieb sie inmitten der Trümmer liegen. Der Regen hämmerte auf ihren Rücken wie auf eine Trommel, die von harten Schlägen bearbeitet wurde. Nasses Gras klebte an ihrem Mund. Sie wischte es weg und raffte sich wieder auf.
Schwankend stand sie im Wind. Bösartig umtoste er sie. Jane schaute nach vorn. Diesmal lag ein Abhang vor ihr, relativ steil sogar, und sie sah auch den alten Baum, der auf dem Abhang wie ein knorriges Gespenst in die Höhe wuchs.
Sie holte tief Luft.
Wo steckte Hal Contni?
Sie entdeckte ihn nicht. Er mußte irgendwo sein, er konnte sich doch nicht in ein Loch verkrochen oder in Luft aufgelöst haben! Irgend etwas paßte da nicht zusammen.
Wohin - wohin konnte er gelaufen sein? Automatisch wurde ihr Blick von dem einsam stehenden Baum angezogen. Hatte er Hal Deckung und Schutz geboten?
Es war zwar düster, aber so dunkel nun auch wieder nicht, als daß sie dies hätte übersehen können.
Etwas war faul.
Jane dachte an das Mädchen, mit dem sie gern gesprochen hätte, aber Hal war jetzt wichtiger, deshalb machte sie sich auch auf die Suche nach ihm.
Ihr Tuch hatte Jane verloren. Die Haare klebten ihr am Kopf, als hätte sie soeben die Dusche verlassen. Sie konnte nicht erkennen, um welch einen Baum es sich handelte. Beim Näherkommen identifizierte sie ihn als eine Eiche.
Und sie sah noch mehr.
Vor dem mächtigen nassen Stamm lag etwas auf dem Boden, das wie eine alte Abfalltüte wirkte, die jemand kurzerhand weggeworfen hatte. Nein, das war es nicht, denn kurze Zeit später schälten sich aus der angeblichen Tüte die Umrisse eines Menschen heraus.
Jetzt wußte Jane Collins genau, wo Hal Contni lag. Er war gegen den Baum gekracht und hatte sich nicht mehr halten können. Sie mußte zu ihm. Bestimmt war er verletzt und brauchte Hilfe.
Jane rutsche die letzten Yards bis zum Ziel schräg hinab, fiel auch und stützte sich mit der linken Hand ab. Dicht neben dem Reporter kam sie zur Ruhe. Es waren auch genügend Bodenwellen vorhanden, um sich mit der Hacke abstützen zu können.
Hal rührte sich nicht.
Die Detektivin dachte sich noch nichts dabei. Sie hockte neben ihm und wischte das Regenwasser aus ihrem Gesicht. Auch die nassen Haare drückte sie zurück.
»He, du Faulpelz, melde dich!«
Wieder reagierte Contni nicht.
Sie schluckte. Aber die lockeren Bemerkungen blieben ihr im Hals stecken. Jane streckte ihren rechten Arm aus und berührte beinahe behutsam die Schulter des Reporters.
Contni regte sich nicht.
Jane bekam einen trockenen Mund. Schreckliche Ahnungen stiegen in ihr hoch und verdichteten sich zu einer Gewißheit, als sie den Druck verstärkte und den Körper zur Seite zog.
Er war reglos…
Und nicht nur das.
Er würde sich niemals mehr bewegen, denn der Reporter Hal Contni lebte nicht mehr.
Der Schock traf Jane tief. Es war furchtbar und schlimm, daß Hal nicht mehr lebte, aber noch schlimmer war das, was mit seinem Gesicht geschehen war.
Es sah nicht mehr so aus wie sonst. Es war nur mehr eine schwarze verbrannte Fläche…
***
Über Jane und dem toten Reporter breitete sich das Dach aus Zweigen und Ästen aus, ohne allerdings viel Regen abhalten zu können.
Jane starrte ins Leere.
Sie hatte sich überwinden müssen, um das Gesicht zu berühren. Die Haut war glitschig wie Pudding gewesen. In den Augen gab
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