0769 - Das Rätsel der schwarzen Madonna
gewesen waren, verspürte sie Hunger. Bisher hatte sie in diesem Hotel noch nichts gegessen, obwohl man etwas anbot. Wenn das Essen so aussah wie das Gebäude selbst, würde sie sich ein anderes Restaurant suchen oder am besten in eine Pizzeria gehen.
Sie drehte sich um.
Der Blick fiel zum Fenster. Die Gardinen davor erinnerten an verwaschene Lappen. Die dichten Vorhänge hatte Jane nicht zugezogen, deshalb konnte sie auch die schwache Bewegung hinter der Gardine sehen.
Da war jemand!
Im ersten Stock?
Jane hielt den Atem an. Sie nahm ihre Waffe nicht mit, als sie auf das Fenster zuging, dabei am Schalter vorbeikam und das Licht löschte. Die Dunkelheit fiel wie ein grauschwarzes Filztuch über den Raum und hüllte alles ein.
Aber das Rechteck des Fensters zeichnete sich jetzt besser ab. Und auch der Umriß dahinter. Es war der einer menschlichen Gestalt, ziemlich schmal, blaß - verdammt, das war sie.
Das war Elenor!
***
Jane kam der Gedanke, daß sie genau das Falsche tat, als sie verblüfft stehenblieb. Sie schloß für einen Moment die Augen und öffnete sie wieder. Eigentlich rechnete sie damit, daß die Gestalt verschwunden war, aber sie stand, nein, sie schwebte noch immer dort.
Und es war Elenor Hopkins!
Zwar konnte sich Jane darauf keinen Reim machen, aber sie ging einfach davon aus, daß Elenor eine Leiter gegen die Wand gestellt hatte oder aber die Gabe der Levitation besaß.
Ein Schauer kroch Jane über den Rücken. Ihre Kehle war trocken geworden. Sie schlich dann auf das Fenster zu, um mehr von dieser Erscheinung sehen zu können.
Dazu mußte sie die Gardine zur Seite schieben. Als sie den Stoff berührte, merkte sie, wie rauh er war.
Dann ein Ruck. Die Gardine wischte zur Seite. Freie Sicht auf das Fenster und die Dunkelheit eines tristen Hofes dahinter.
Mehr auch nicht.
Jane sah keine Elenor Hopkins mehr. Sollte sie sich tatsächlich dort aufgehalten haben, war sie verschwunden wie ein Geist. Oder sie war selbst ein Geist gewesen, vielleicht war es ihr Astralkörper.
Jane hörte sich selbst stöhnen. Sie rechnete damit, daß die anderen Kräfte ein nervenzerfetzendes Spiel begonnen hatten, und es kostete sie Überwindung, das Fenster zu öffnen.
Nur kalte Luft quoll ihr entgegen. Ein Geist war jedenfalls nicht zu sehen.
Sie zog sich wieder zurück. Unten bellte ein Hund sehr laut, dann jaulte er und war still.
Jane Collins schloß das Fenster wieder. Sie ließ sich auf dem Bett nieder. Im Dunkeln saß sie da und überlegte. Was sollte sie tun, wie sollte es weitergehen? Der Appetit war ihr vergangen. Sie mußte sich jetzt um die junge Wunderheilerin kümmern. Das klappte am besten, wenn sie dorthin ging, wo sie wohnte. Die Adresse wußte sie. Die Hopkins' lebten nicht weit von diesem Hotel entfernt in einem uralten Backsteinhaus.
Bevor Jane das Hotel verließ, warf sie noch einen Blick in das Restaurant. Der Raum war praktisch in zwei Hälften geteilt. In einem Teil konnte sich der Gast mit Fast Food am Büfett versorgen, in der anderen Hälfte gab es normales Essen, das auch serviert wurde. Jane Collins schaute sich im Fast-Food-Bereich um. Als sie in die Vitrinen hineinsah und die vorbereiteten Häppchen sah, verging ihr der Appetit vollends. Die Sandwichs waren zu alt, der Salat ebenfalls, und das Roastbeef sah auch nicht gut aus.
Sie verzichtete auf ein derartiges Mahl. Der enttäuschte Blick eines Verkäufers begleitete sie, als sie das Restaurant verließ und danach auch das Hotel.
Der Wind pfiff ihr ins Gesicht. Jane hatte den Mantel notdürftig gereinigt und ihn dann wieder übergestreift. Sie stellte den Kragen hoch, damit ihr die Kälte nicht zu sehr in den Nacken drang. Ein Fahrzeug stand ihr nicht zur Verfügung. Sie hatte sich ganz auf Contnis Geländewagen verlassen, dessen Reste jetzt in einen Mülleimer paßten.
Für den Vorabend an einem Wallfahrtstag war es ziemlich still in Glenfield. Zwar herrschte noch etwas Betrieb auf den Straßen, es fuhren auch Busse, aber der Verkehr konzentrierte sich mehr im Zentrum des Ortes. An den Rändern war es ruhiger. Da konnte Jane die Menschen, die ihr begegneten, an einer Hand abzählen.
Sie mußte zweimal fragen, um die Adresse herauszufinden. Beim zweitenmal bekam sie noch eine Warnung mit auf den Weg. »Da müssen Sie aufpassen, Miß!«
»Warum?«
Der Mann rückte seinen Hut zurecht. »Weil das Haus bewacht ist. Morgen geht es dann richtig los.«
»Wann werden die ersten hier erwartet?«
»Schon früh.«
»Und sie
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