0769 - Das Rätsel der schwarzen Madonna
Wunderheilerin wimmeln, denn es ist so etwas wie eine Sternoder Wallfahrt geplant. Sie wird dann ihren großen Auftritt haben, hörte und las ich.«
»Auch wenn sie tot ist?«
»Das ist eben noch die Frage.«
»Aber der Reporter ist tot.«
»Ja.«
»Willst du die örtliche Polizei einschalten, damit sie die Leiche abholt?«
Jane lachte leise. »Darüber wollte ich mit dir reden, John. Ich bin eher dagegen, denn ich möchte erstens kein Aufsehen und zweitens keine großen Fragen gestellt bekommen. Deshalb wollte ich dich fragen, ob du nicht veranlassen kannst, daß der Tote abgeholt wird, ohne daß die Öffentlichkeit etwas erfährt.«
»Das hatte ich mir schon gedacht, Jane.«
»Schaffst du es denn?«
»Sir James wird das schon drehen. Das bereitet mir die geringsten Sorgen. Ich denke nur daran, daß du in Glenfield ziemlich allein dastehst und in Gefahr bist.«
»Ich halte schon durch. Ab morgen kannst du dich ja um mich kümmern, wenn es dir Spaß macht.«
»Bei dir doch immer. Außerdem würde ich gern bei dir wohnen.«
»Ich habe ein Einzelzimmer.«
»Mich stört es nicht.«
»Chauvie!« zischte sie und legte auf. Aber sie lächelte dabei, denn Jane war froh, daß sie Unterstützung bekam. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr der Fall allmählich über den Kopf wachsen. Hier waren Kräfte am Werk, denen sie nicht viel entgegenzusetzen hatte.
Den ersten Anruf hatte sie hinter sich. Jetzt mußte sie versuchen, mit den Hopkins Kontakt aufzunehmen. Jane besorgte sich ein Telefonbuch, suchte die Nummer heraus und wählte.
Zuerst war besetzt.
Nachdem sie den feuchten Mantel ausgezogen hatte, versuchte sie es ein zweites Mal, hatte Glück, denn es meldete sich eine brummige Männerstimme, die Jane nicht auf Anhieb verstand.
»Bin ich da richtig, bei Hopkins?«
»Ja.«
»Es geht um Ihre Tochter und…«
»Weiß ich, weiß ich.« Sie hörte jemand atmen. »Wenn hier angerufen wird, geht es immer um meine Tochter. Wir können es schon nicht mehr hören. Warten Sie bis morgen, dann fängt die Wallfahrt an und…«
»Sie verstehen mich falsch, Mr. Hopkins. Ich will nicht zu der Wallfahrt, ich möchte nur wissen, ob Ihre Tochter auch zu Hause ist?«
»Warum wollen sie das wissen?«
»Weil ich sie in der Kapelle getroffen habe und sie zu Fuß nach Hause gehen wollte, obwohl ich ihr anbot, sie mitzunehmen. Ich bin etwas in Sorge und…«
»Sie wird schon ihre Gründe gehabt haben, nicht mit Ihnen gefahren zu sein, Miß…« Jane hörte ein heftiges Schnauben, dann einen Fluch. »Verdammt noch mal, wer sind Sie eigentlich?«
»Eine Freundin.«
»Sagen Sie Ihren Namen.«
»Schon gut, Mr. Hopkins, ich danke Ihnen.« Jane legte auf und schüttelte den Kopf. Mit diesem Mann würde sie nicht zurechtkommen. Er war so anders als seine Tochter, das jedenfalls hatte Hal Contni behauptet, und der mußte es dank seiner Recherchen ja wissen.
Erst jetzt kam ihr zu Bewußtsein, wie allein sie war. In dieser düsteren Stadt fühlte sie sich wie in einem Gefängnis. Da gab es überhaupt nichts Freundliches, selbst in diesem Zimmer nicht, das dringend renoviert hätte werden müssen.
Jane fror noch immer. Was sie jetzt brauchte, auch um einer Erkältung vorzubeugen, war eine heiße Dusche. Die gab es zum Glück, auch wenn das Bad so eng wie eine Nische war. Da mußte man sich eben behelfen und sich schon im Zimmer entkleiden.
Die Heizung war nicht angestellt worden, und es war unangenehm kühl im Zimmer. Aus dem Koffer holte Jane frische Kleidung, legte sie auf dem Bett zurecht und stellte sich unter die Dusche. Ihre Gedanken waren alles andere als erfreulich. Sie kam sich vor wie jemand, der am Fuß einer breiten Treppe stand, hinauf mußte und nicht wußte, wo die Treppe endete, weil sie in einem schwarzen Schlund verschwand.
Immer wieder dachte sie an den Teenager.
Hatte Elenor überlebt oder war sie verbrannt? Jane konnte sich für keine der Alternativen entscheiden, und sie glaubte, in dem sie umgebenden Dampf des öfteren das Gesicht des Mädchens zu sehen, das sie aus großen Augen anschaute. Sogar das Wasser kam ihr alt, verbraucht und muffig vor.
Jane wußte auch nicht, was mit ihr los war. Es konnte auch am Wetter liegen, das auf die Gemüter der Menschen drückte und sie in Depressionen trieb.
Jane trocknete sich ab, schlüpfte in die Unterwäsche und zog einen dicken rostfarbenen Pullover über, der sogar einen Rollkragen besaß und den Hals wärmte.
Obwohl die vergangenen Stunden ziemlich hart
Weitere Kostenlose Bücher