0769 - Kinder der Unendlichkeit
Hunderttausende von bewohnten oder bewohnbaren Planeten, von deren Existenz ihr überhaupt noch nichts wißt", bemerkte er. „Auch dort kann es noch Phänomene geben, die unser Verstand nicht begreifen kann. Hier aber sind wir weit weg von der Milchstraße, und nichts muß so sein, wie wir es gewohnt sind. Absolut nichts."
„Schön und gut", entgegnete Rhodan nüchtern. „Ich wüßte wenigstens, wie weit wir von der Milchstraße entfernt sind. Oder von der Erde."
„Das erinnert mich daran, daß ich dringend erwartet werde", rief Dobrak bestürzt und eilte aus der Zentrale, ohne auf die Frage Rhodans einzugehen.
„Seltsam", sagte Rhodan. „Ich finde, daß er sich anders benimmt als sonst."
„Mir ist nichts aufgefallen", entgegnete Fellmer Lloyd. Er ging langsam auf den Hauptbildschirn zu. Rhodan beobachtete ihn überrascht und folgte ihm langsam.
„Was ist los?" fragte er.
„Ich weiß nicht. Ich finde, diese Landschaft sieht anders aus als gestern oder vorgestern. Mir kommt es so vor, als habe sie sich verändert."
„Du siehst Gespenster, Fellmer."
„Wirklich?" Der Mutant strich sich wieder über den Nacken. „Ich glaube nicht. Die Landschaft erschien mir vor achtundvierzig Stunden angenehm, schön, harmonisch. Ich hatte das Bedürfnis, hinauszugehen und sie in direktem Kontakt zu erleben. Jetzt fürchte ich mich fast vor ihr."
„Du übertreibst", bemerkte Rhodan lächelnd. „Die Toten sind es, die eine Barriere zwischen uns und dem da draußen errichtet haben. Sonst ist alles gleichgeblieben."
„Waren die überwiegenden Farben tatsächlich violett und blau?
Waren sie nicht vielmehr grau und braun? Mir kommt das Grün der Bäume viel matter vor." Lloyd drehte sich langsam um.
Rhodan stellte fest, daß er bleich war und dunkle Ringe unter den Augen hatte. „Perry, wir haben eine Möglichkeit, das exakt zu überprüfen. Es gibt Aufzeichnungen von unserer Landung.
Bitte, laß sie abfahren."
„Also gut. Ich bin einverstanden. Vergiß aber nicht, dich gleichzeitig bei den Meteorologen zu erkundigen, ob entscheidende Wetterveränderungen eingetreten sind, die für die Flora dieser Welt maßgeblich sind, für uns aber nicht. Frage auch die Botaniker, ob die etwas festgestellt haben."
Er lächelte besänftigend.
„Ich möchte schließlich nicht, daß wir in Panik geraten, nur weil wir zufällig in den ersten Herbsttagen in dieser Gegend gelandet sind. Verstehst du?"
Fellmer Lloyd ging auf den scherzhaften Ton nicht ein. Er wandte sich an Mentro Kosum und gab den Befehl Rhodans an diesen weiter. Der Emotionaut veranlaßte das Weitere. Etwa drei Minuten vergingen, dann erschien die Aufzeichnung auf einer Hälfte des Hauptbildschirms, während die andere weiterhin das Bild der Landschaft zeigte, wie es sich jetzt den Objektiven bot.
Rhodan blickte den Mutanten verblüfft an.
„Das gibt es doch nicht", sagte er. „Die Farben haben sich tatsächlich geändert, wenn auch nicht so entscheidend, wie du sagtest. Aber nicht nur das."
„Sogar die Konturen der Berge sind anders", ergänzte Lloyd.
„Einige Senken sind verschwunden. Einige Spitzen sind steiler geworden. Die Berge leben!"
„Unmöglich", bemerkte Mentro Kosum.
„Ich dachte, wir hätten uns das Wort unmöglich abgewöhnt", erwiderte Rhodan. Er wandte sich an den Mutanten. „Es tut mir leid. Ich habe tatsächlich gezweifelt und dich für etwas - hm - überspannt gehalten."
„Mein Gefühl hat mich nicht getrogen", stellte Fellmer Lloyd fest.
„Was. jetzt?" fragte Kosum. „Ich wäre dafür, so schnell wie möglich zu starten. Alle Reparaturarbeiten müssen abgebrochen und alle ausgebauten Maschinen wieder eingebaut werden.
Wir müssen uns eine andere Welt suchen, auf der wir ungefährdet arbeiten können."
„Es ist, als ob das Land lebt", sagte der Mutant.
„Wir werden nicht so ohne weiteres von hier verschwinden", erklärte Rhodan entschlossen. „Wenn das da draußen tatsächlich so etwas wie Leben in unserem Sinn ist, dann muß es eine Verständigungsmöglichkeit mit dieser Entität geben."
„Glaubst du wirklich, daß wir uns vernünftig mit diesem Etwas unterhalten können?" fragte Kosum skeptisch. „Immerhin hat es uns angegriffen und einige unserer Leute getötet."
„Das ist nicht richtig", erwiderte Rhodan. „Wir haben es angegriffen. Durch unsere Landung."
Er öffnete den Mund und setzte zu weiteren Worten an, sprach sie jedoch nicht aus. Seine Händfe legten sich um seinen Hals.
Seine Augen weiteten sich.
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