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077 - Das Kollektiv

077 - Das Kollektiv

Titel: 077 - Das Kollektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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gedankenvoll.
    Blaue Stunde hatten die Menschen seiner Zeit diese kurze Spanne zwischen Tag und Traum genannt. Heute, fünfhundertsechs Jahre später, fand sich nichts Romantisches mehr am Schauspiel fließender Schatten unter dem ersten blinkenden Stern. Der allabendliche Machtwechsel im Lager der Herrschenden war zum reinen Austausch tödlicher Bedrohungen geworden.
    Irgendwo erscholl ein langgezogenes Heulen, und Mr. Black griff automatisch nach dem Speer.
    »Wir werden Wachen einteilen!«, entschied Matthew, warf einen abgenagten Knochen ins Feuer und aufstand.
    »Ich übernehme die erste. Ruht euch aus, so gut es geht! Morgen früh brechen wir zeitig auf.«
    ***
    »Du hast 'zeitig' gesagt, nicht 'mitten in der Nacht'!«, maulte Miss Hardy, als Black die Yakks heranführte und Aiko ihr galant in den Sattel half. Die hübsche Rebellin bedachte Matt mit einem mäßig freundlichen Blick. Dank seiner Rastlosigkeit hatten sie ihr Frühstück schon beendet und das Lager abgebrochen, bevor sich im Osten der erste fahle Schein über den Horizont hob.
    Nun brachen sie auf - am Rande des Feldes entlang und mit Aiko als Führer, dessen erhöhte Nachtsicht eine unschätzbare Hilfe war. Trotzdem kamen die Gefährten nur langsam voran - zahllose kleine Umwege mussten in Kauf genommen werden, um die Yakks vor Schaden zu bewahren. Als sie endlich eine ebene Fläche erreichten, zog bereits die Morgendämmerung herauf.
    Der Cyborg schaltete seine Implantate auf Tageslicht, und Matt übernahm die Spitze und trieb sein unwillig grunzendes Yakk in den Trab.
    »Haltet die Augen offen!«, schärfte er den anderen ein, während sie dem lehmigen, von Rillen und Hufspuren zerpflügten Pfad folgten. Rechter Hand erhob sich ein Spalier hoher, mächtiger Bäume, links schimmerte im Frühdunst über den Spitzen wogender Gräser die silberne Weite des Kratersees. Hin und wieder zog lärmend ein Schwarm Seevögel vorbei, und in der Ferne warf sich rauschende Brandung gegen die Klippen. Als das dumpfe Tackern der Yakkhufe in mahlendes Knirschen überging, ließ Matt seinen Blick über den sandigen Boden gleiten, zog die Brauen hoch und kratzte sich am Kopf.
    »Eigenartig«, murmelte er. Sie hatten den Handelspfad auf Anhieb gefunden, ohne große Mühe - für Aruula musste es ein Kinderspiel gewesen sein. Wieso war sie nicht zurückgekehrt?
    »Ich glaube, ich habe etwas gefunden!« Aiko beugte sich über den wippenden Hals seines Yakks und schaute auf den Weg. Am Grasrand verlief eine Fußspur, halb verweht und nicht sehr deutlich. Manchmal verlor sie sich, wenn der Sand erneut in harten Boden überging, und manchmal wurde sie von anderen, frischeren Spuren überlagert.
    Aber eines ließ sich klar erkennen: Hier war jemand mit großer Eile unterwegs gewesen.
    Matt spürte ein heißes Gefühl in sich aufsteigen - Jagdfieber und Hoffnung.
    Gleichzeitig aber krampfte sich auch sein Magen zusammen. Was würden sie finden am Ende dieser Spur?
    Ein Windbruch kam in Sicht, kaum beachtet von der Gruppe, deren Blicke gebannt am Boden hingen. Es war Miss Hardy, der das schwache Blitzen ins Auge fiel. Als sie den Kopf wandte - dem Windbruch zu, wo sich tote Bäume wie ein unentwirrbarer Haufen übereinander türmten, stockte ihr der Atem. Zwei, drei Herzschläge lang starrte sie mit offenem Mund auf die andere Seite des Weges. Dann holte sie tief Luft.
    Matthew Drax warf es fast aus dem Sattel, als Honeybutts Schrei seine Ohren traf. Wie von der Tarantel gestochen fuhr er herum, sah, was sie sah, und schlug sich die Hand vor den Mund, um nicht selber aufzuschreien: In der Bruchstelle eines umgestürzten Baumes hing ein toter Kuuga, schon halb verstümmelt von Aasfressern - und mit einem wohlbekannten Schwert im Bauch!
    »Aruula!«, brüllte Matt, als er vom Yakk glitt und auf den Kadaver zurannte.
    O Gott, bitte nicht !, dachte er verzweifelt. Bitte lass mich sie nicht finden - tot und angefressen!
    Matthew blinzelte heftig, während er von Furien der Angst getrieben über das Gewirr aus Baumstämmen kletterte und nach der vermissten Gefährtin suchte. Die anderen machten sich nützlich: Miss Hardy hielt die Yakks zusammen, Black zerrte Aruulas verkantetes Schwert heraus und Aiko suchte die Gegend mit all seinen Sensoren ab, die mehr zu entdecken vermochten als die Sinne gewöhnlicher Sterblicher.
    Und auch diesmal ließen sie ihn nicht im Stich.
    »Hmmm«, murmelte der Cyborg, während er mit kleinen Schritten und gesenktem Kopf den Weg passierte.
    »Sie

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