077 - Das Kollektiv
still in Aruula. Bilder flackerten vor ihr auf, rot gefärbte Bilder aus längst vergangener Zeit: die Heimat, die Entführung durch Sorbans Clan, das Wrack des Feuervogels in den Felsen. Baloor, der den Fremden los werden wollte, der vom Himmel fiel…
»Maddrax!«, röchelte sie mit letzter Kraft.
Und plötzlich war es vorbei. Ein Ruck, ein Stoß - Aruula fiel nach vorn und krümmte sich hustend zusammen.
Sekunden wurden zur Ewigkeit, in der sie eine Antwort darauf suchte, was mit ihr geschehen war. Als sie sie fand, wünschte die Barbarin, sie hätte nie gefragt.
Das kleine Boot hatte einen Satz gemacht und zu schaukeln begonnen, ganz so, als habe man ein größeres Gewicht mit einem Ruck von Bord gehievt.
Und so war es auch. Plötzlich fielen Tropfen auf den Rücken der Barbarin, warm und klebrig. Aruula rollte herum; widerstrebend und von einer Ahnung gequält, die mit einem Blick schreckliche Gewissheit wurde. Hoch über ihr - festgehalten von gnadenlosen Tentakeln - hing Dushkiin unter einem Todesrochen.
Er lebte noch und setzte sich zur Wehr, trotz des abgerissenen Armes, den der zweite düstere Götterbote wie ein Beutestück davonschleppte.
Aber seine Bewegungen waren schwach, verrieten den Schock und den Blutverlust und ließen immer mehr nach. Dann kehrte der zweite Todesrochen zurück, vollführte einen eleganten Schwenk, zog den stachelbewehrten Schwanz wie eine Waffe hinter sich her - und schlug den Fischer mitten entzwei.
Aruula schrie, bis sie die Besinnung verlor.
Als sie erwachte, war sie allein.
Nichts war mehr zu sehen in der Weite des Meeres, das still und friedlich vor sich hin dümpelte. Kleine Wellen tippten wie zarte Finger an die Bordwand, und der Wind spielte mit ihrer Gischt.
Aus dem leuchtend roten Schein über den Hügeln zog die Wintersonne auf, streichelte mit wärmenden, freundlichen Strahlen Aruulas Gesicht und trocknete ihre Tränen.
Noch einmal sammelte die Barbarin alle Kräfte, drehte das Boot landeinwärts und begann zu rudern. Gnädige Benommenheit hielt sie umfangen und ließ keinen Gedanken mehr zu. Mechanisch bewegte sie die Arme.
Land kam in Sicht - die wilden Ufer des Kratersees. Irgendwo in dem einzigartigen Panorama aus zerklüfteten Felsstürzen, undurchdringlichem Dschungelbewuchs und kleinen versteckten Buchten blitzte etwas auf. Ein Mal, zwei Mal - dann trug der Wind den Knall heran.
Aruula schaute auf; gerade rechtzeitig, um das dritte Mündungsfeuer lokalisieren zu können. Es kam von einer Sandbank östlich der Flüsterfelsen und stieg wie ein Stern dem Himmel entgegen.
Ein paar Menschen standen dort, und ein paar Yakks.
Und Maddrax. Er Winkte heftig mit dem Driller in der Luft herum, ganz so, als wolle er Zeichen geben. Hier sind wir! sollte das heißen. Aruula lächelte unter Tränen. Es war vorbei…
***
(Ist die Problembeseitigung abgeschlossen, Grao'lun'kaan?)
(Das ist sie, Rach'lin'daar. Die sieben Gleichschalter sind eliminiert. Wir sollten uns dem Tiefsee-Experiment zuwenden.)
(Es war fehlerhaft!)
(Dennoch könnte es von Nutzen sein.)
(In welcher Hinsicht, Grao'lun'kaan?)
(Die reine Existenz des Objektes scheint höher Entwickelte zu ängstigen.
Sie sind neben mentaler Kontrolle auch emotional zu steuern. In besonderem Maße mit etwas, das sie Aberglauben nennen. Eine Studie wäre wünschenswert.)
(Ich stimme zu. Wurde die zugeführte Telepathin entsorgt oder steht sie noch zur Verfügung?.)
(Wir haben ihr weiteres Schicksal ignoriert. Sie hat ihren Zweck erfüllt.)
(Wann beginnen wir das neue Experiment, Rach'lin'daar?)
(Unverzüglich, Grao'lun'kaan!)
ENDE
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