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077 - Das Kollektiv

077 - Das Kollektiv

Titel: 077 - Das Kollektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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kam von dort - ziemlich eilig und mit der Spur des Kuuga hinter sich. Hier muss er abgesprungen sein; die Kratzer im Boden sind sehr tief. Hat er sie getroffen?« Stirnrunzelnd folgte er Aruulas Spur zu den Bäumen. Die Barbarin musste rückwärts gegangen sein - ihre Absätze hatten sich in den Sand gegraben. An der borkigen Rinde des Baumes, wenige Zentimeter von dem toten Kuuga entfernt hatte sich eine Strähne langen schwarzen Haares verfangen.
    Matt kehrte zurück und rief mit deutlicher Erleichterung in der Stimme:
    »Nichts zu finden!«
    »Wundert mich nicht«, sagte Aiko und wies den Weg entlang. »Siehst du das? Die Spuren hier und dort? Ich schätze, Aruula hat den Kuuga ausgetrickst. Er ist über sie hinweg gesprungen - genau in diesen Ast hinein. Dann hat sie ihm den Rest gegeben und ist fortgelaufen. Dorthin!«
    Aiko und Matt folgten der Fußspur, die sich in Höhe eines windumspielten Gebüschs so plötzlich verlor, als sei ihr Verursacher davongeflogen. Unwillkürlich folgte Matt diesem unsinnigen Gedanken, hob den Kopf - und prallte zurück. An einem der stacheligen Äste baumelte etwas farbloses Totes. Lang und schlaff hing es herunter.
    Auch Aiko hatte es gesehen und trat näher heran. »Eine Art Tentakel. Weißt du, woran mich das Ding erinnert?«
    Die beiden Männer sahen sich an, und Matt wusste Bescheid.
    »Todesrochen«, flüsterte er.
    Sie hatten die mysteriöse Spezies bislang nur aus der Ferne gesehen, aber ihr bizarres Gesicht mit den stummelartigen Greiforganen hatte sich Matt eingeprägt.
    »Wenn sie Aruula entführt haben - und davon gehe ich aus, nachdem sie hier nirgendwo zu finden ist -, muss sie noch leben«, schlussfolgerte Aiko.
    »Entführt? Aber warum? Und wohin?« Matt musste sich an einem Baum abstützen; seine Knie waren weich geworden.
    Der Cyborg wies auf das Ende von Aruulas Spur und dann auf den Tentakel.
    »Nach Westen, wenn wir der Richtung folgen.«
    Matt nickte bekräftigend. »Du hast Recht, Aiko. Aruula hat das Ding nicht nur als Zeichen hinterlassen - es ist bestimmt auch ein Wegweiser. Wir folgen dem Pfad Richtung Westen!«
    »Wohin auch immer wir aufbrechen wollen - eine gewisse Eile wäre empfehlenswert«, meldete sich Mr. Black zu Wort, während er näher trat und Matt Aruulas Schwert überreichte. Mit der frei gewordenen Hand zeigte er wortlos nach Süden - hinaus auf die Weite des Kratersees, wo das ohnehin noch schwache Morgenlicht von einer schwarzen Wand aufgesogen wurde.
    Jetzt erst bemerkte Matt, dass der Wind aufgefrischt hatte und einen salzigen Geschmack auf den Lippen hinterließ.
    »Ein Unwetter?«
    »Sieht ganz so aus.«
    Matt ballte die Fäuste. »Nicht auch das noch, verdammt! Warum ausgerechnet jetzt?«
    Aiko beging den Fehler, den Commander daran zu erinnern, dass Wetterumschwünge am Meer nichts Besonderes waren. Als Lohn erhielt er einen vernichtenden Blick und den Auftrag, die Nachhut zu sichern.
    Sie schwangen sich in die Sättel und ließen die Yakks antraben. Doch weit kamen sie nicht. Lange bevor die Flanken ihrer Reittiere von ersten Regentropfen benässt wurden, hatte Mr. Black schon damit begonnen, Ausschau nach einem Unterschlupf zu halten - zum Glück, denn das schnell heraufziehende Unwetter brachte noch etwas anderes an die Küste: Sturmwind, der in heftigen Böen über den Klippenrand fegte und die langen harten Zweige der Sträucher auf den Pfad niederpeitschte.
    »Drax!«, rief der Rebellenführer gegen das Heulen des Windes an und stemmte sich in den Steigbügeln hoch.
    »Es hat keinen Zweck, weiter zu reiten! Sehen Sie sich den Himmel an! Ein paar Minuten noch, dann erkennen Sie die Hand nicht mehr vor Augen! Wollen Sie uns ins Verderben führen?«
    »Vorschlag?«, brüllte Matt gereizt zurück. Black nickte, schob sich die feuchten Haare aus der Stirn und zeigte auf eine verschachtelte Steinformation, keine fünfzig Meter vom Pfad entfernt.
    Zwischen Sträuchern und vorgelagerten Felsbrocken war ein Eingang zu erkennen, schwarz und gähnend wie der Schlund der Hölle.
    Matt zögerte - die Sorge um Aruula setzte ihm mehr zu als die Vorstellung, einen schmalen Weg am Rande der Klippen im Unwetter zu passieren.
    Aber Aiko wusste ihn zu überreden: Sie hatten Boris' kostbaren Translator im Gepäck - ungewisse Exkursionen bei strömendem Regen waren weder dem Gerät, noch seinen Besitzern zuträglich.
    Matt gab nach, schwang sich aus dem Sattel, warf Aiko die Zügel hin und rannte der Höhle entgegen. Black folgte ihm, einen Speer

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