077 - Der Schrei des Vampirs
Professor«, antwortete der Chinese. »Erst wenn der Riegel die Tür nicht mehr festhält, können Sie sich dagegenwerfen.«
»Ich warte auf Ihr Zeichen«, sagte Hale.
Chao Kai vermeinte, einen eiskalten Lufthauch über seinen Nacken streichen zu spüren. Aufgeregt wandte er sich wieder um. Mit Riesenschritten bewegte sich die Dunkelheit auf Blood Castle zu.
Eine Dunkelheit, die die Vampire stärkte…
Abermals drosch Chao Kai mit der Stange zu, und endlich bewegte sich der Riegel deutlich sichtbar gleich mehrere Zentimeter zur Seite.
»Geschafft, Professor!« stieß der Chinese aufgeregt hervor. »Der Riegel ist offen!«
Chao Kais Hände umklammerten einen eisernen Griff.
Er stemmte die Füße atemlos gegen den Boden und zog mit ganzer Kraft.
»Helfen Sie mir, Professor!« keuchte der junge Asiate.
Und Bernard Hale wuchtete sich draußen gegen die Tür, die von Unkraut und Grasnarbe festgehalten wurde. Sein ganzes Körpergewicht setzte Hale ein. Leider war es nicht allzu viel. Wenn der Hüne Mr. Silver jetzt an seiner Stelle gewesen wäre, wäre die Tür im Handumdrehen offen gewesen.
Chao Kai stemmte den linken Fuß gegen die Steinmauer. Hart traten die Sehnen an seinem Hals hervor, und sein Gesicht verzerrte sich unter der enormen Anstrengung.
Er spürte, wie die Tür etwas nachgab, und als sich Bernard Hale wieder dagegenwuchtete, ging sie einige Zentimeter auf.
»Ja!« rief Chao Kai erfreut. »Ja, Professor. Ein paar solche Attacken noch und…«
»… meine Schulter ist kaputt«, vollendete der Parapsychologe den Satz, aber er machte weiter.
Und dann waren die Vampire heran. Urplötzlich schälten sie sich aus den Schatten. Wenn sich Chao Kai noch einmal umgedreht hätte, hätte er sie gesehen, die Frau und den Mann.
Sie waren totenblaß und hatten grausame, blutunterlaufene Augen.
»Fester, Professor!« rief Chao Kai. »Schneller!«
Da traf ein harter Schlag seinen Nacken. Er stöhnte leise auf und sackte bewußtlos zusammen - und die Vampire waren sofort über ihm…
***
»Hier steckst du also«, sagte Ray Dillaway. »Deinetwegen hatte ich Ärger mit Jimmy, du Mistvieh. Er dachte, ich hätte dich erschlagen und aus dem Haus geschafft. Wenn ich dich so ansehe, frage ich mich, warum ich es eigentlich nicht jetzt tue. Mein Gott, bist du häßlich. Und wieso bist du so giftgrün? Bist du irgendwo in einen Farbtopf gefallen?«
Die Fledermaus öffnete ihr Maul und ließ die scharfen, spitzen Zähne sehen.
Ray beschlich ein unangenehmes Gefühl. Er überlegte kurz, ob er Jimmy rufen sollte, doch dann entschied er sich dagegen - und gleichzeitig auch gegen Gnubbel.
»Du warst mir schon heute morgen ein Dorn im Auge«, sagte Ray. »Trifft sich gut, daß wir hier allein sind. Gnubbelchen, dein letztes Stündchen hat geschlagen!«
Der junge Mann blickte sich um. Womit konnte er dem widerlichen Biest den Garaus machen?
Der Rückenschrubber mit seinem langen Stiel bot sich als handliche Waffe an. Ray griff sofort danach, und er nahm ein Handtuch vom Haken.
Erst mal mußte er das Tier vom Strahler scheuchen, denn solange Gnubbel dort oben saß, konnte er nicht zuschlagen. Ray drehte das Handtuch über seinem Kopf.
Die Fledermaus spannte, zitternd vor Erregung, die Flügel aus, die in einer gebogenen Kralle endeten. Aggressiv fauchend duckte sich der Vampir. Gleich würde er sich abstoßen.
»Komm!« knurrte Ray Dillaway, der nicht ahnte, in welch großer Gefahr er sich befand. »Na komm schon von dort oben herunter, damit ich dir den verfluchten Schädel einschlagen kann.«
Er ging mit kleinen Schritten auf die Fledermaus zu. Wie der Rotor eines Ventilators drehte sich das Handtuch. Es klatschte gegen die Fliesen, traf aber nicht die smaragdgrüne Fledermaus.
Immer wenn der vom Handtuch entfachte Wind das Tier erreichte, zuckte es zusammen, kreischte und biß nach dem Frotteetuchende, ohne es zu erwischen.
»Du bist sehr mutig, Kleiner«, sagte Ray Dillaway grinsend. »Aber das nützt dir gar nichts. Ich kriege dich, und ich mache dich fertig. Verglichen mit dir ist 'ne Vogelspinne ein Kuscheltier.«
Jetzt klatschte das Handtuch neben dem elektrischen Strahler gegen die Wand. Wieder biß der Vampir zornig zu, und diesmal hakten sich die spitzen Zähne in den Stoff.
Es gab einen kurzen Ruck, als Ray das Handtuch weiterdrehte, und die Fledermaus verlor den Halt. Es war soweit. Das Biest kippte nach vorn, ließ das Frotteetuch los und stürzte sich fauchend auf den jungen Mann.
Ray wich zur
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