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077 - Die Gruft der bleichenden Schädel

077 - Die Gruft der bleichenden Schädel

Titel: 077 - Die Gruft der bleichenden Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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aus. Es war eine Mischung aus saurer Milch und geronnenem
Blut. Mit beidem waren gewiß diese geheimnisvollen Orakelwurzeln getränkt.
    Ehrfürchtig
standen der Häuptling und die Dorfbewohner dabei. Die Frau, die geschrieen
hatte, war nun ganz still. Sie hockte neben der Hütte und starrte auf den
Medizinmann und warf hin und wieder auch einen scheuen Blick auf den
furchtbaren Schädel, der für alle deutlich sichtbare Lebenszeichen von sich
gab.
    Auch das
Gemurmel des Medizinmannes vermochte hier keine Abhilfe zu schaffen.
    Der Zauber,
den er aussprach, nahm eine volle Stunde in Anspruch. Dann forderte er die
Dorfbewohner auf, wieder in ihre Hütten zu gehen.
    Durch Monique
Buscon ließ Harry van Loose den Häuptling wissen, daß er mit seinen Freunden
gern bereit sei, ihm jede Art von Hilfe angedeihen zu lassen.
    »Hilfe kann
man hier nicht«, lautete seine übersetzte Antwort.
    »Sie kommen
immer wieder, und sie verlangen neue Opfer. Und wenn wir sie nicht geben,
werden unsere Seelen nie zur Ruhe kommen.«
    »Fragen Sie,
wie er das meint«, schaltete sich Larry Brent ein.
    »Und bitte
auch, wer sie sind.«
    Der Häuptling
erzählte, und Monique Buscon übersetzte sinngemäß: »Sie heißen Baraks, aber wir
bekamen sie noch nie zu Gesicht. Sie tauchen nur in der Nacht auf und stehlen
unsere jungen Männer und Frauen. Anfangs haben wir Wachen aufgestellt, in der
Hoffnung, sie zu fangen und zu töten. Aber die Entführten kamen wieder. So.«
Monique Buscon wies auf den Totenschädel und erklärte, daß dies der Kopf eines
jungen Mannes sei, der vor knapp drei Wochen von den Dorfältesten auserwählt
worden sei. Dabei kam heraus, daß sich dieser Stamm aus Angst verpflichtet
fühlte, immer dann ein neues Opfer zu erbringen, wenn es von den unheimlichen
Baraks gefordert wurde.
    Menschenopfer,
von denen kein Mensch wußte, was mit ihnen geschah, die aber wieder im Dorf
auftauchten! Das heißt, ihre Totenschädel wurden vor der Hütte aufgespießt, in
denen sie gelebt hatten. Die Rückkehr der lebenden, kieferbewegenden Schädel
war gleichzeitig Zeichen und Aufforderung in der nächsten Nacht ein neues Opfer
bereitzuhalten.
    »Es sind die
Dämonen«, erfuhren Harry und seine Begleiter.
    »Sie hausen
auf dem Geisterberg im Reich der Toten. Und wir müssen sie besänftigen.« Harry
und Larry Brent blickten sich an. Die beiden Männer hatten den gleichen
Gedanken.
    »Wir werden
einen Tag und eine Nacht länger hierbleiben«, sagte Larry, noch ehe der
Holländer den Mund öffnete. »Die Dämonen, die die Köpfe der Toten zurückbringen
und ihr neues Opfer abholen, möchte ich mir doch gern mal aus der Nähe ansehen.«
    Als er das
sagte, ahnte er noch nicht, daß dieses Opfer nicht aus dem Eingeborenendorf,
sondern einer von ihnen sein würde!
     
    ●
     
    Während einige
tausend Meilen von London entfernt in den Dschungeln Borneos der Morgen graute,
schlug Big Ben in der britischen Metropole zehnmal.
    Professor
William James saß noch in seinem Arbeitszimmer.
    Vor ihm lag
ein dicker Aktenstoß. Bücher stapelten sich auf dem Schreibtisch,
wissenschaftliche Werke, in denen sämtliche Krankheiten und Leiden vermerkt und
beschrieben waren, welche die Menschheit in ihrer langen Geschichte
durchgemacht hatte.
    Der Professor
war Spezialist auf dem Gebiet der Behandlung seltener Erkrankungen. Wie kein
Zweiter vermochte er Diagnosen zu stellen, und er wurde von Fachleuten als eine
wirkliche Koryphäe anerkannt.
    William James
war Anfang fünfzig. Wer ihn sah, schätzte ihn zehn Jahre jünger. Er war
schlank, wirkte jugendlich und kleidete sich betont salopp.
    Erst vor zwei
Tagen war er von einer Reise um die Erde zurückgekehrt, die mehr als ein Jahr
gedauert und dem Studium und der Erholung gegolten hatte. William James
verstand es seit jeher, Beruf und Erholung miteinander zu verquicken.
    Er arbeitete
am Tag neunzehn Stunden, schlief nur fünf, rauchte und trank nicht, trieb
ausgiebig Sport und hatte sich vorgenommen, ohne ernsthafte Erkrankung
mindestens hundert Jahre alt zu werden.
    Der Professor
war besessen von dem Gedanken, jede Krankheit durch eine natürliche Lebensweise
und vor allen Dingen durch den Einsatz von Geist und Willen zu beeinflussen.
    Seiner
Meinung nach durfte es erst gar nicht dazu kommen, daß eine Körperfunktion aus
dem Gleichgewicht geriet.
    William James
war so in Gedanken versunken, daß er zunächst gar nicht bemerkte, daß das
Telefon klingelte.
    Beim dritten
Ton hob er erst ab und meldete

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