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077 - Die Gruft der bleichenden Schädel

077 - Die Gruft der bleichenden Schädel

Titel: 077 - Die Gruft der bleichenden Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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sich.
    Es
überraschte ihn nicht, so spät noch von einem Anruf belästigt zu werden.
    Am anderen
Ende der Strippe meldete sich Lord Murshee. Er entschuldigte sich für die
Störung, gab aber zu erkennen, daß er dem Professor eine Mitteilung zu machen
habe, die sicher von allergrößtem Interesse für ihn sei.
    »Man hat mich
an Sie verwiesen«, erklärte Murshee.
    Die beiden
Männer waren sich fremd. Der eine kannte vom anderen jeweils nur den Namen.
Murshee rangierte ganz oben im englischen Adelskalender.
    »Es geht um
meine Frau, Professor. Sie leidet an einer seltenen Krankheit, die kein Doktor
zu diagnostizieren weiß und aus diesem Grund erst recht keiner zu heilen
vermag.« Murshee berichtete von den Versuchen verschiedener Ärzte, etwas für
seine Frau zu tun. Leider sei alles bisher vergeblich geblieben. Man wunderte
sich schon in der Öffentlichkeit, weshalb sich seine Gattin nicht mehr sehen
ließ. »Wir können es nicht riskieren, abends auszugehen, denn die Veränderungen
treten regelmäßig am späten Abend auf. Und würde jemand davon Zeuge, meine Frau
würde vor Entsetzen und Scham in den Erdboden versinken.«
    Die Neugierde
des Professors war geweckt. Eine Krankheit, die regelmäßig zu einem bestimmten
Zeitpunkt auftrat, stellte keine Seltenheit dar. Ungewöhnlich war allerdings
die Tatsache, daß dies im Falle von Lady Murshee Abend für Abend vorkam.
    »Handelt es
sich um eine Allergie oder Hautkrankheit?« fragte er.
    »Nein, wenn
es das bloß wäre!« Murshee seufzte. »Bitte, entschuldigen Sie, daß ich hier am
Telefon nicht ausführlicher reden kann. Durch Freunde weiß ich, daß Sie oft
noch spät Ihre Forschungen betreiben. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich
es begrüßen, Sie noch heute abend in meinem Haus empfangen zu dürfen, Professor
James. Es ist wohl das beste, wenn Sie meine Frau sehen, wenn es passiert«,
fügte er leiser werdend hinzu.
    William James
begriff, daß der Lord über gewisse Dinge nicht sprechen wollte. Das kam auch
durch die Bemerkung zum Ausdruck, daß Murshee ihn bat, über diese kurze
telefonische Unterredung auf keinen Fall etwas verlauten zu lassen. Der Lord
bestand sogar darauf, den Professor von seinem Diener abholen zu lassen.
    Zwei
Tatsachen waren es, die William James veranlaßten, seinen Besuch zuzusagen;
erstens, weil Lord Murshee persönlich um eine umgehende Konsultation bat und
zweitens, weil es im Hause des Lords offensichtlich etwas gab, was die
Öffentlichkeit in eine gewisse Angst versetzte, würde sie die »Verwandlung«,
wie Murshee angedeutet hatte, sehen.
    Ein absurder
Gedanke kam dem Professor.
    Er überlegte,
ob Lady Murshee vielleicht ein Lykantrop sei?
    Auch diesen
Problemen war er im Lauf seiner bisherigen Forschungen nachgegangen. Es war
eigentlich nicht recht vorstellbar, daß es in der Vergangenheit Werwölfe oder
dergleichen gegeben hatte und nun auf einmal nicht mehr geben sollte.
    Wie
verabredet, fast auf die Minute genau eine halbe Stunde nach dem Anruf,
klingelte es.
    Über die
Sprechanlage meldete sich Murshees Butler.
    Der Professor
schlüpfte in seine Jacke, löschte das Licht und eilte die Treppe hinunter.
    Er wohnte
alleine in dem zweistöckigen alten Haus am Ende der Kings Road. In diesen
Gebäuden, die vorzugsweise von Künstlern, Politikern und reichen Nichtstuern
bewohnt wurden, gab es normalerweise auch keine Sprechanlage. Der Professor
hatte sich vor zwei Jahren eine einbauen lassen, um vor unliebsamen Besuchern
sicher zu sein. Vor dem Haus stand ein chromblitzender, silbergrauer Rolls
Royce.
    Ein
breitschultriger Mann mit vornehmem Kamelhaarmantel stand an der Tür und
öffnete sie, als William James auftauchte. Er setzte sich in den Fond des
Wagens, und der Fahrer steuerte das schwere Gefährt ein wenig später durch
London.
    Der Professor
lehnte sich in die weichen Polster zurück.
    Es ging durch
vertraute Straßen.
    Sie sagten
kein Wort.
    Nach einer
halben Stunde hatten sie das Ziel erreicht.
    Der Chauffeur
lenkte den Wagen durch eine schmale Straße außerhalb Londons. Sie führte auf
ein großes, offenstehendes Tor. Dahinter lag ein Park mit einem großen,
düsteren Haus.
    Im Parterre
brannten hinter den Fenstern schwach wahrnehmbare Lichter.
    Der Chauffeur
öffnete die Tür und geleitete den späten Gast zum Hauseingang.
    Befremdend
fand William James die Tatsache, daß es offensichtlich keinen weiteren Bediensteten
gab. Sein Fahrer hatte einen Schlüssel, mit dem er die Haustür öffnete.
    »Bitte,
treten

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