077 - Die Gruft der bleichenden Schädel
interessieren
könnte, ist wohl eher damit zu rechnen, daß Sie bereit sind, dem Ruf zu folgen.«
»Das kommt
ganz darauf an, Lord Murshee, eh, Mister Whitacker. Dennoch ist es nicht nötig,
daß Sie mich hier einsperren und mich wie einen Gefangenen behandeln. Und nun
führen Sie mich zu Ihrer Frau, Mister Whitacker!«
»Die gibt es
auch nicht mehr, Professor.«
William James
blickte sein Gegenüber an. »Dann verstehe ich nicht, was ich hier soll.«
»Ich habe Sie
kommen lassen, damit Sie sich um meine Tochter kümmern.«
»Ob Tochter
oder Frau, das ist mir egal. Wenn ich etwas für Sie tun kann, bitte, führen Sie
mich hin.«
Robert A.
Whitacker leckte sich über die Lippen. »Ich habe lange auf diesen Augenblick
gewartet, Professor. Ich habe sie auch den Männern vorgelegt von denen ich
glaubte, daß sie mir weiterhelfen könnten. Ein Chirurg und ein Gehirnspezialist
befinden sich ebenfalls in diesem Haus. Jeder in seinem eigenen Raum, damit
beauftragt, eine Lösung zu finden, um das Leben meiner Tochter wieder
lebenswert zu machen. Das dritte Mitglied der Gruppe, das unabhängig von den
anderen arbeitete, war Dr. Smith, ein Psychologe. Er ist leider vor drei Wochen
gestorben. Nein, sehen Sie mich nicht so an! Ich habe ihn nicht getötet. Er
erlag einer akuten Herzschwäche. Ich wußte nicht, daß er so krank war, und ich
glaube, er hat es auch nicht geahnt. Die Spezialisten, die in gesonderten
Räumen untergebracht sind, denen es an nichts fehlt, nur an der Freiheit,
müssen eine Lösung finden. Verstehen Sie? Auch für Sie stellt sich von diesem
Moment an das gleiche Problem. Sie stehen unter Erfolgszwang, und ich setze
gerade auf Ihre Mitarbeit, Professor! Sie sind morgen alle frei, wenn Sie die
Heilmethode kennen, die Vivian hilft.«
Dieser Mann
war wahnsinnig und besessen.
William James
begriff die Gefahr, in der er schwebte. Er mußte, zum Schein, auf alles
eingehen. Vielleicht genügte das nicht, und er mußte in der Tat ernsthaft
arbeiten, um zu einem sichtbaren Erfolg zu kommen.
»Um Ihrer
Tochter zu helfen, Mister Whitacker, muß ich sie sehen«, sagte er daher.
»Ja,
natürlich. Wir können sofort hingehen oder auch bis morgen warten, wenn Sie
müde und abgespannt sein sollten, Professor. Ich möchte, daß Sie sich wohl
fühlen.«
»Mir geht es
gut, außer, daß ich mit der Tatsache nicht fertig werde, ihr Gefangener zu
sein.«
»Damit müssen
Sie sich abfinden! Sie können den größten Krach machen, kein Mensch wird Sie
hören. Dieser Trakt liegt auf der hinteren Seite des Hauses. Außerdem lebe ich
alleine hier, Professor. Auch das sollten Sie wissen. Es gibt keinen Diener,
keine Haushälterin! Ich bin allein und sorge für all die Dinge, die Sie
benötigen werden. Sparsamkeit ist nicht am Platz. Äußern Sie alle Wünsche, die
Sie haben, und ich werde diese erfüllen! Außer einem selbstverständlich. Geld
spielt keine Rolle. Machen Sie Vivian gesund, und Sie werden reichlich für Ihre
Arbeit und für Ihre erzwungene Gefangenschaft entlohnt werden! Aber auch eine
Warnung sollten Sie nicht außer acht lassen, Professor.« Seine Stimme senkte
sich. »Ich bin auf Ihre Hilfe angewiesen. Aber ich habe auch Ihr Leben in der
Hand, vergessen Sie das nie! Sollte ich nur ein einziges Mal merken, daß Sie
mich zu hintergehen beabsichtigen oder die anderen gegen mich aufhetzen, werde
ich nicht zögern, Sie auf der Stelle zu töten.«
Wie durch
Zauberei hielt er eine kleine Pistole in der Hand. William James kam es so vor,
als bestünde sie aus Plastik.
»Eine umgebaute
Spielzeugpistole. Wenn man genau hinsieht, merkt man es auf dem ersten Blick.
Aber ich bin nicht so verrückt, mit Zündblättchen auf Sie zu schießen. Lassen
Sie sich nicht täuschen! In dieser Pistole steckt ein Magazin mit tödlichem
Gift präparierten Pfeilen.
Sie finden
lautlos und mit absoluter Treffsicherheit ihr Ziel. Man kann die Pfeile nicht
nur mit dem Blasrohr abschießen, sondern auch mit dieser Pistole. Und noch
etwas, Professor: Das Gift wirkt nicht sofort. Furchtbare Qualen, Krämpfe und
Halluzinationen gehen voraus. Es ist eine besondere Mischung.«
William James
zweifelte keine Sekunde an diesen Ausführungen.
»Ich möchte
Vivian sehen«, sagte er knapp und stellte den Kognakschwenker auf das
aufgeklappte Barfach.
Whitacker
steckte die Pistole in seine Tasche zurück und zog eine Brieftasche aus
Krokodilleder hervor. Er nahm ein Farbfoto heraus und reichte es William James.
»Das ist
Vivian, meine
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