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077 - Die Gruft der bleichenden Schädel

077 - Die Gruft der bleichenden Schädel

Titel: 077 - Die Gruft der bleichenden Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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der fast die Decke berührte.
    William James
suchte vergebens nach einem Vorhang, nach einem Fenster. Das gab es in diesem
Raum nicht.
    Aber es lebte
ein Mensch in dem Verlies!
    In der
Dunkelheit sah William James eine weibliche Gestalt, deren kurvenreiche Formen
sich in dem schwachen, indirekten Licht abzeichneten. Es war der Körper einer
jungen Frau.
    Der Blick des
Professors fiel auf die Ketten, mit denen ihre Beine festgebunden waren, an
denen sie jetzt wieder riß und zerrte, als wolle sie sich losreißen. Dazu erhob
sie sich und warf sich nach vorn.
    »Warum ist
sie angebunden?« fragte er entsetzt. »Sie ist doch kein Tier, sondern ein
Mensch!« Seine Stimme wurde zu einem ungläubigen Gurgeln, als er den Kopf der
wohlproportionierten Vivian Whitacker sah.
    Ein
furchtbarer Totenschädel schimmerte auf den schmalen Schultern, und große,
leere Augenhöhlen gähnten ihm entgegen.
    Mit einem
Aufschrei wich er zurück. Und die Tür knallte vor ihm ins Schloß!
     
    ●
     
    »Das ist
Vivian! Sie ist so geworden, nachdem sie zurückgekommen ist«, erklärte Robert
A. Whitacker mit dumpfer Stimme.
    »Es muß eine
schreckliche Krankheit sein, die sie so werden ließ. Ich habe die Veränderung
Tag für Tag mitverfolgt und zusehen müssen, wie sie sich in eine lebende Leiche
verwandelte. Sobald es dunkel wird, verschlimmert sich ihr Leiden. Sie wird
bösartig und reißt an ihren Ketten, die ich ihr angelegt habe, damit sie in
ihrer Wut, ihrer Verzweiflung und ihrem ungebändigten Zorn nicht selbst Hand an
sich legt. Ich weiß nicht, was geschieht, wenn ich sie befreie. Sie ist wie ein
wildes Tier, wie ein reißender Wolf! Können Sie ihr helfen, Professor?«
    Es klang
beinahe flehend.
    »Ich weiß
nicht«, sagte William James tonlos. Er stand völlig unter dem Eindruck dessen,
was er gesehen hatte. »Ich habe so etwas noch nie erlebt und weiß im Augenblick
nichts damit anzufangen.« Das Problem erschütterte und beschäftigte ihn, und er
vergaß, daß er nicht freiwillig hier war.
    »Es steht
Ihnen alles zur Verfügung, was Sie für Ihre Arbeit benötigen«, erklärte
Whitacker und zeigte dem Professor in dem geheimen Kellerlabyrinth einen
sauberen, mit allen modernen Instrumenten und Geräten eingerichteten
Operationssaal. Darüber hinaus gab es eine Bibliothek beachtlichen Ausmaßes.
Whitacker hatte im Lauf von einem Jahr Werke und Schriften zusammengetragen,
die eine Fundgrube für jeden Wissenschaftler und ernsthaft Studierenden
darstellten. Die seltsamsten und seltensten Krankheiten wurden beschrieben und
erklärt. Aber diejenige, unter der Vivian Whitacker litt, war nicht vermerkt.
    »Vielleicht
ist es ein böser, magischer Zauber«, sagte Whitacker leise, als sie den Weg
zurückgingen. Hinter sich vernahmen sie das tobsüchtige Verhalten von Vivian
Whitacker.
    Das
Kettengerassel hallte durch den ganzen Keller, das dumpfe, gänsehauterzeugende
Stöhnen und Seufzen fraß sich wie ein Gift in den Körper des Professors.
    »Wenn es
keine Krankheit ist, kann man den Zauber überlisten«, fuhr Robert A. Whitacker
fort. Seine Augen funkelten wie kleine Kristalle. Er kaute auf seinen Lippen. »Ich
habe Ihnen Daniele gezeigt, Professor. Das hatte seine Bedeutung. Ich habe
bereits mit Dr. Jenkins gesprochen. Er hat vor wenigen Tagen eine Zellgewebsuntersuchung
vorgenommen und festgestellt, daß die Zellen unverändert sind. Die
Konservierung ist hundertprozentig gelungen. Diesen dankbaren Zufall sollten
wir uns zunutze machen.«
    Robert A.
Whitacker war manchmal sehr sprunghaft, und William James wußte im ersten
Moment nicht, was er damit ausdrücken wollte.
    Doch wie eine
Flut überschwappte ihn dann die Erkenntnis. Er blieb stehen und hatte das
Gefühl, als würde jemand mit einer Rasierklinge über seine Kopfhaut fahren.
    »Sie meinen…«
Er brachte es nicht fertig, seinen ungeheuerlichen Gedanken auszusprechen.
    »Ja, ich
meine, daß wir es wagen können. Und ich glaube, daß es medizinisch und
chirurgisch auch durchführbar ist.« Whitackers Stimme klang wieder fest und
sicher. »Sie müssen natürlich wissen, wie Daniele starb. Sie hatte ein
schwaches Herz. Ihr Hirn ist völlig intakt und die Zellen sind nicht
abgestorben. Wenn es gelänge, sie wieder zu aktivieren, hätten wir einen Kopf,
Professor! Einen Kopf für Vivians Körper! Ich bin bereit, ein Opfer zu bringen.
Wie sich die Dinge jetzt darstellen, habe ich weder eine Frau noch eine
Tochter. Ich kann aber eine zurückgewinnen,

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