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077 - Die Gruft der bleichenden Schädel

077 - Die Gruft der bleichenden Schädel

Titel: 077 - Die Gruft der bleichenden Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Tochter«, sagte er einsilbig. William James sah ein
Mädchengesicht von atemberaubender Schönheit.
    Große,
mandelförmige Augen lachten ihn an. Das Gesicht wurde von dichtem, schwarzem
Haar umrahmt, das bis auf die Schultern fiel. Die Züge waren so ausdrucksstark,
daß man sie nicht vergaß, wenn man sie einmal gesehen hatte. Das Mädchen war
rassig. Auf den ersten Blick erkannte James, daß Vivian keine reinblütige
Engländerin war.
    »Sie ist
wundervoll«, murmelte er.
    »Sie ist das
Ebenbild ihrer Mutter. Meine Frau war Algerierin.«
    William James
reichte das Bild zurück.
    Whitacker
trat einen Schritt zur Seite. Er warf einen Blick auf das Bild, ehe er es in
die Brieftasche zurücksteckte. »Auf dem Foto ist sie gerade zwanzig. So alt war
auch ihre Mutter, als sie starb. Bei Vivians Geburt.«
    Als er das
sagte, nahm sein Gesicht einen Ausdruck an, wie ihn William James noch nie
zuvor bei einem Menschen gesehen hatte.
    Es war eine
Mischung zwischen Haß, Wahnsinn, Besessenheit und Verzweiflung.
    Und ihm wurde
klar, daß Whitacker zu allem fähig war. Es mußte etwas im Leben dieses Mannes
geben, das ein großes Geheimnis barg.
     
    ●
     
    Man hatte das
Gefühl, in einem Kellergewölbe zu sein.
    Dann ging es
treppab.
    William James
passierte einen Durchlaß und gelangte in einen Gang, in den mehrere
verschlossene Türen mündeten. Abwartend blieb er stehen.
    »Die dritte
links«, sagte Whitacker knapp. William James ging hin und blieb davor stehen.
    »Sie ist
nicht verschlossen. Das ist hier im Haus nicht nötig«, bemerkte Whitacker
leise. »Es ist keiner da, vor dem ich etwas verbergen müßte.«
    William James
drückte die Klinke herab.
    Ein düsterer,
kühler Raum lag vor ihm.
    Wie ein
Schatten tauchte der rätselhafte Bewohner dieses unheimlichen Hauses neben dem
Professor auf.
    Schummriges
Decklicht flammte auf.
    William James
verschlug es den Atem.
    Er glaubte,
in einen fürstlich eingerichteten Salon zu treten, mit kostbaren alten Möbeln.
    Eine
handgeschnitzte Truhe mit farbigen Intarsien stand in einer Ecke. Die Wände
waren mit goldschimmernden Tapeten versehen. Der dezente Geruch eines nicht
alltäglichen Parfüms strömte den Eintretenden entgegen.
    Es gab
außerdem zierliche Kleinmöbel, Kostbarkeiten, wie man sie im privaten Bereich
einer verwöhnten Bewohnerin fand.
    Und es war
das Reich einer Frau, die mitten im Raum in einem gläsernen Sarg lag!
    Vivian
Whitacker, schoß es dem Professor sofort durch den Kopf.
    Diese junge,
in der Blüte ihres Lebens stehende Frau glich der Person aufs Haar, deren Bild
Whitacker ihm vorhin gezeigt hatte. Ein rosiger Schimmer lag auf der
bronzefarbenen Haut.
    Die Augen
waren geschlossen, das Gesicht still und ruhig, ein leichtes Lächeln lag auf
den sinnlichen, formvollendet geschwungenen Lippen. Sie wirkte, als würde sie
schlafen.
    Ein
gräßlicher Gedanke erfüllte den Professor. Er glaubte zu wissen, weshalb
Whitacker ihn entführt hatte.
    Vivian Whitacker
war tot!
    Mit der
Entführung der anderen Ärzte hatte Whitacker gehofft, Hilfe zu erhalten.
    Aber den Tod
konnte man nicht besiegen!
    Whitacker
wollte sich mit dem Gedanken nicht abfinden, daß kein Mensch Vivian mehr helfen
konnte. Selbst der beste Arzt nicht.
    Er wollte,
daß man seine Tochter ins Leben zurückrief!
    William James
begriff, daß er für alle Zeiten Gefangener in diesem Haus sein würde, wenn es
ihm nicht gelang, den wahnsinnigen Mann zu überlisten und täuschen.
    Whitacker
mußte seine Tochter abgöttisch lieben.
    Neben dem
Glassarg stand eine Vase mit frischen Rosen. Ihr Duft mischte sich mit dem des
Parfüms, der all den Dingen anhaftete, mit denen sich Vivian Whitacker zu
Lebzeiten umgeben hatte.
    Aber dann
sagte Whitacker etwas, was William James Gedankengänge völlig umwarf, und er
ahnte, daß seine Vermutungen von Grund auf falsch waren. »Sie irren, Professor.
Das ist nicht Vivian. Das ist Daniele, meine Frau!«
    Der Blick des
Professors wurde eisig.
    »Zwanzig
Jahre?« murmelte er. »Sie liegt schon seit zwanzig Jahren hier?«
    »Ja,
Professor. Ich habe den Totengräber bestochen. Daß der Mann zufällig etwas von
der Einbalsamierung verstand, machte ihn besonders wertvoll für mich. Ich habe
Danieles Leib so erhalten können, wie er zu Lebzeiten gewesen ist. Sie atmet
nur nicht mehr, und doch liegt sie so da, als würde sie schlafen, und man
erwartet, daß sie jeden Augenblick die Augen aufschlägt. Aber das wird nie mehr
der Fall sein. Es ist eine Illusion.«
    Er

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