077 - Die Gruft der bleichenden Schädel
doch zurückkehren, nicht wahr?« Sie
blickte sich in der Runde um, und in ihrem Gesicht stand nicht zu lesen, was
sie in diesem Augenblick dachte.
»Ich bin
immer stärker davon überzeugt, daß die Baraks Frank Hamsheres Schicksal
besiegelt haben. Sie waren der Stamm, den er gesucht hat und dessen Geheimnis
er ergründen wollte. Sie sind uns ganz nahe. Jetzt liegt es nur an uns, was wir
daraus machen«, sagte Harry van Loose.
●
Zunächst
hatten sie das Problem, mit heiler Haut hier wegzukommen.
Miriam schlug
vor, den an den Pfahl Gebundenen an eine sichere Stelle zu bringen und so zu
fesseln, daß er sich leicht selbst wieder befreien konnte oder mit Sicherheit
gefunden würde.
Der Vorschlag
war nicht schlecht. Er würde sie aus dem Dilemma befreien, in Schwierigkeiten
zu geraten, weil die unheimlichen Baraks das Opfer verweigert hatten.
Van Loose
überlegte. »Okay«, sagte er schließlich. »Machen wir’s so. Das könnte unsere
Abreise in der Tat erleichtern.«
Gemeinsam mit
Larry brachte er den durch ein starkes Narkotikum benommenen Gefangenen auf die
kleine Anhöhe, wo Larry seinen Beobachtungsposten bezogen hatte. Dort legten
sie dem Eingeborenen eine leichte Fessel an und brachten ihn an eine Stelle, wo
er vor wilden Tieren verhältnismäßig sicher war.
Dann kehrten
sie ins Dorf zurück.
Van Loose und
Larry sahen davon ab, dem Eingeborenen einen Knebel in den Mund zu stecken.
Das war ein
Risiko für sie, aber das gingen sie ein. Es galt auch der Sicherheit dieses
Mannes. Wenn er erwachte, konnte er um Hilfe rufen. Wie lange das Narkotikum
allerdings wirkte, das man ihm eingeflößt hatte, war nicht bekannt.
Wider
Erwarten ging alles gut. Das Opfer, das sie auf den Hügel außerhalb des Dorfes
gebracht hatten, verhielt sich ruhig. Und innerhalb der nächsten Stunde würde
man ihn wohl auch nicht finden, da fast alle Stammesangehörigen damit
beschäftigt waren, die Kisten zu packen, die Harry van Loose und seine
Begleiter auf ihrem Weg durch den Dschungel brauchten.
Zuerst jedoch
mußten sie noch Überraschung und Erschrecken mimen, weil sie angeblich erst
jetzt, nach dem Aufwachen, das Fehlen eines Mitgliedes ihrer Gruppe entdeckten.
Die Nachricht
verbreitete sich in dem kleinen Dorf mit Windeseile, daß auch einer der Weißen
von den gespenstischen Baraks entführt worden sei.
Trotzdem
waren die Weißen nicht bereit, einen anderen Weg zu nehmen. Sie wollten direkt
in das von den Baraks kontrollierte Gebiet. Hier am Fuß des Kinabalu begann der
Herrschaftsbereich des unbekannten Stammes.
Auf dem Weg
durch den Dschungel gesellte sich Monique Buscon zu Larry Brent und teilte ihm
mit, was sie von dem Häuptlingssohn erfahren hatte.
»Er hat mich
noch mal gewarnt, die Baraks zu suchen«, meinte sie. »Er sagt, daß wir alle
nicht lebend zurückkehren werden.«
»Das mag
sein. Aber das wußten wir alle, als wir uns zum ersten Mal trafen.«
»Ich habe
beinahe das Gefühl, Sie suchen die Gefahr, Larry.«
»Zunächst
suchen wir Ihren Mann, Madame.« X-RAY-3 warf der hübschen Französin von der
Seite her einen Blick zu. Sie trug die halbdurchsichtige, luftige Bluse ziemlich
weit aufgeknöpft. Zwei dralle Halbkugeln waren zu sehen. »Was hat er Ihnen noch
anvertraut, Madame?«
»Warum immer
so förmlich, Larry? Nennen Sie mich Monique!« Sie sah ihn dabei unverwandt an. »Ich
will es Ihnen sagen, denn ich habe das Gefühl, Sie sind der einzige hier, der
die Ruhe bewahrt, wenn es brenzlig wird, und der genau weiß, was er will. Jako,
so heißt der Sohn des Häuptlings, hat entweder übertrieben, oder er weiß oder
ahnt mehr, als man allgemein im Dorf erzählt. Die Baraks fordern nicht erst
seit einiger Zeit Opfer. Solange Jako zurückdenken kann, tauchen die
mysteriösen Schädel schon auf. Er sagt, daß dies mit der Gruft der bleichenden
Schädel zusammenhängt, ein Begriff, der uns nicht fremd ist. Neu allerdings
dürfte die Version sein, die er mir dann gab. In dieser Grabstätte seien
ausschließlich Zauberpriester und Medizinmänner beigesetzt, deren Geist noch
heute die Seelen und den Willen der Baraks beherrscht. Der Ort selbst ist
streng tabu, und kein Mensch weiß, wo die Ruhestätte der Zauberpriester liegt.
Wer sich ihr nähert, bewußt oder unbewußt, wird vernichtet. Was halten Sie
davon?«
Kurz vor
Einbruch der Dunkelheit schlugen sie in einer Höhe von achthundert Metern ihr
Lager für die Nacht auf. Dabei fiel ihnen auf, daß sich die Eingeborenen
ständig verstohlen
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