077 - Die Gruft der bleichenden Schädel
unternahmen. Sie
standen dann gegen zwei Fronten.
Larry Brent
setzte schließlich durch, das ganze Risiko zu übernehmen. Auf keinen Fall
durfte man wissen, daß er das Unternehmen der Baraks beobachtete und verfolgte.
Sie waren
sich auch einig darüber, daß wohl keiner es verhindern konnte, das Leben des
Opfers zu retten. Der Auserwählte stand draußen in der Mitte des Dorfplatzes an
einen Pfahl gebunden, den Kopf gesenkt. Monotone Musik, die von primitiven
Zupfinstrumenten und Pfeifen herrührte, erfüllte die Luft. Darunter mischte
sich der Singsang der Dorfbewohner. Es wurde eine Art Abschiedsfest für den
jungen Jäger gehalten. Eine Abschiedsfeier für den Tod!
X-RAY-3 legte
seinen Plan dar. Der Häuptling hatte ihnen strengstens untersagt, ihre Zelte
noch nach Einbruch der Dunkelheit zu verlassen. Es hieß, daß die Blicke der
Baraks tödlich seien.
Larry wollte
sich unbemerkt von den Eingeborenen im Busch verbergen und die Ankunft der
Männer abwarten, die das Opfer abholen wollten.
Jean Buscon
meinte, daß er ohne weiteres die Rolle übernehmen könne. Es sei nicht einfach,
hier in der Wildnis auf den Fersen eines anderen zu bleiben und dabei nicht vom
Weg abzukommen. Er hätte seine eigenen Methoden, um sich nicht zu verirren.
Außerdem sei ein solches Abenteuer, wie es hier geboten würde, äußerst selten.
Es würde dem Buch, das er über diese »Expedition ins Ungewisse« zu schreiben gedachte,
nur zugute kommen.
»Auch ich
habe meine Methoden, mich zurechtzufinden«, sagte Larry. »Und es geht hier
nicht darum, ein spannendes Kapitel für einen Roman zu finden, sondern ganz
allein darum, daß wir etwas über das Schicksal der Verschollenen erfahren und
selbst mit heiler Haut herauskommen.«
Jean Buscon
murrte zwar, aber er gab schließlich auf und war damit einverstanden. So kam
es, daß bei Dunkelheit alle in ihren Zelten waren. Der Dorfplatz war verlassen.
Nur der junge Mann – das Opfer – stand an dem Pfahl. Fliegen umschwirrten ihn
und wurden vom Schweiß auf seiner Haut angezogen.
Es herrschte
völlige Ruhe. Selbst der Wind schwieg und schien der Dinge zu harren, die da
kommen sollten.
●
Larry Brent
wurde das Gefühl nicht los, daß sie einer großen Sache auf der Spur waren.
Vorsichtig
öffnete er einen Spalt an der Rückwand seines Zeltes und huschte ins Freie,
schloß die Zeltwand wieder und schlich geduckt an den Büschen entlang. Er trug
dunkle Kleidung, so daß er sich nicht vom Schatten der Büsche und Bäume abhob.
Auch ein
Naturereignis half ihm.
Der Himmel
war wolkenverhangen, der Mond verschwand des öfteren hinter ihnen und tauchte
die Umgebung in tiefe Schwärze.
Larry Brent
registrierte keine Bewegung. Alle Hütten waren mit Bastmatten oder buntgefärbten,
grobgewebten Tüchern verhangen.
Der PSA-Agent
verließ das Dorf. Er hatte sich am Tag die Umgebung genau angesehen und wußte
exakt, wohin dieser Pfad führte.
Larry bewegte
sich auf eine kleine Erhebung zu, wo eine dichte Baumgruppe stand. Von hier aus
konnte man mehrere Wege überblicken und auf den Dorfplatz hinuntersehen, ohne
selbst wahrgenommen zu werden.
Er kletterte
auf einen Baum.
In diesem
Augenblick brach das Mondlicht hinter den Wolken hervor.
Die Schatten
wanderten wie riesige flache Lebewesen über den Boden. Etwas raschelte.
Larry hielt
den Atem an und klebte wie angewachsen am Stamm.
Kamen sie
schon?
Es war nur
eine Schlange, die sich gewandt über den Boden bewegte, auf den kleinen
brackigen Tümpel zu, in dem sich das Mondlicht spiegelte.
Larry Brent
erklomm seinen Hochsitz ohne besondere Anstrengung. Er sah die Hütten, die
hellen Zelte, die wie Dreiecke aus der Dunkelheit leuchteten, und den Pfahl mit
dem Opfer, das die Baraks gefordert hatten.
Er wartete
zehn Minuten, zwanzig, eine halbe Stunde.
Nichts
geschah.
Larrys Blick
schweifte wieder ins Dorf hinunter.
Sein
Herzschlag stockte.
Was er sah,
verschlug ihm den Atem.
»Verdammt«,
stieß er hervor. »Kann sich denn kein Mensch an eine Abmachung halten?«
Monique
Buscon erschien auf der Bildfläche, sah sich um und huschte dann zu dem Zelt
hinüber, in dem normalerweise Larry untergebracht war.
Was wollte
sie dort?
Vorsichtig
machte sie sich an dem Eingang zu schaffen und verschwand im Zelt. Larry
schüttelte den Kopf. Das Verhalten der Französin konnte alles über den Haufen
werfen.
Bald schon
tauchte sie wieder am Eingang auf und blickte sich um, wandte ihm genau das
Gesicht zu.
Einen Moment
lang schien sie
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