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0770 - Sie suchen Menschen

Titel: 0770 - Sie suchen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Alls ohne Treibstoff vordringen konnte, da begann sich Resignation breitzumachen.
    Aber Zanta verstand es, für kurze Zeit neuerlich die Hoffnung in den Solgeborenen zu schüren. „Wir werden selbst NU-Gas produzieren. Es liegen detaillierte Pläne dafür vor. Wir werden auf Hunderten von Welten Basen einrichten, in denen Roboter die Produktion des Treibstoffs überwachen. Wir werden überall unsere Treibstoffdepots haben, so daß die Probleme, wie wir sie jetzt haben, in nicht allzu ferner Zukunft zur Legende geworden sind."
    Das hörten die Solgeborenen gerne; zumindest die naiveren Gemüter unter ihnen. Aber es gab auch genügend Wissenschaftler, die Zantas Versprechungen als das entlarvten, was sie waren: Träumereien eines Phantasten. „Ich weiß", versuchte Zanta daraufhin einzulenken, „das alles ist noch Zukunftsmusik. Aber die Kindeskinder eurer Kinder werden es erleben."
    Vielleicht hätte Zanta die Leute noch einmal verblenden können, wenn die grausame Realität nicht urplötzlich über sie hereingebrochen wäre.
    Längst schon waren sämtliche Triebwerke wegen des bis auf ein Minimum aufgebrauchten Treibstoffs abgeschaltet worden.
    Die SOL trieb in der Strömung des Mahlstroms. Und daraus ergab sich ein neues Problem, das den Solgeborenen die letzten Hoffnungen raubte und sie in Todesangst versetzte.
    Ich war als unauffälliger Beobachter dabei, als Joscan Hellmut die Drift des Mahlstroms berechnete, in der die SOL trieb. Das heißt, gar so unauffällig blieb ich gar nicht, dafür sorgten schon meine Beschützer.
    Sie scharwenzelten ständig um mich herum, die Willys breiteten ihre Körper als Ruhematten für mich aus, die Posbis maßen ständig meine Körpertemperatur und fummelten mit ihren Diagnosegeräten an mir herum. Weibliche Wesen bekam ich kaum mehr zu sehen, denn kam mir ein solches ein wenig näher, bildeten meine Säuglingsschwestern sofort einen Schutzwall um mich.
    Ich brauchte nur ein Wort zuviel zu sagen, da boten mir die Posbis auch schon künstliche Stimmbänder an, die so belastungsfähig wären, daß sie mich zum Dauerredner prädestiniert hätten. Aber so verlockend das unter Umständen gewesen wäre, als die Posbis die Stimmqualität von Romeo und Julia als Beispiel nannten, wollte ich davon nichts mehr wissen.
    Aber ich will nicht abschweifen.
    Joscan Hellmut berechnete also die Driftgeschwindigkeit der SOL. „Wir befinden uns in einer überaus starken Strömung", stellte er stirnrunzelnd fest, als er das Ergebnis in Händen hielt. „Ergeben sich daraus Nachteile für uns?" erkundigte sich Zanta, der wissenschaftlich völlig unbelastet war. „Ach wo, auf diese Weise sparen wir doch wenigstens Treibstoff", versuchte ich zu scherzen. „Die SOL als Perpetuum mobile, das ist die Lösung!"
    Zanta warf mir einen bösen Blick zu. Er wandte sich an Joscan Hellmut. „Was stimmt dich so nachdenklich?"
    „Der Schlund", sagte der Kybernetiker und deutete auf ein Diagramm des Mahlstroms. Die SOL war als grüner Punkt zu erkennen, der Schlund, nur einen Fingerbreit davon entfernt, als dunkles Loch. Aber die Entfernungsverhältnisse auf dem Diagramm stimmten natürlich nicht.
    Joscan fuhr fort: „Wir treiben, wie jegliche Materie in diesem Ast des Mahlstroms, auf den Schlund zu und werden irgendwann, falls wir keine Kurskorrektur vornehmen, davon verschlungen."
    „Und wann wird das sein?" wollte Zanta wissen. „Das werde ich jeden Augenblick vom Rechenverbund erfahren", erklärte Joscan.
    Wir verfielen in erwartungsvolles Schweigen; ich hielt die Luft an und wagte erst aufzuatmen, als sich SENECAs Stimme meldete. „Die Berechnungen sind abgeschlossen. Wollen Sie ein exaktes Ergebnis?"
    „Mir genügt vorerst die ungefähre Zeitspanne – in Jahren ausgedrückt."
    SENECA antwortete: „Die SOL wird in einem zwölftel Jahr in den Schlund fallen!"
    Joscan Hellmut wurde blaß. Ich mußte ihn stützen, und die übereifrigen Matten-Willys stützten mich.
    Ich war der erste, der die Sprache wiederfand, und sagte zu Zanta: „Sie haben immerhin zirka vier Wochen, um die ersten NUG-Behälter zu füllen. Es wäre besser, Sie verlieren keine Zeit..."
    Ich war zu weit gegangen. Ich sah sein wutverzerrtes Gesicht, dann holte er auch schon mit der Faust aus. Ich hätte keine Chance gehabt, dem Schlag auszuweichen. Aber manchmal sind meine Posbis doch zu etwas nütze. Einer von ihnen fing Zantas Faust ab und verpaßte ihm gleichzeitig mit der ausgefahrenen Injektionsnadel eine Beruhigungsspritze.

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