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0771 - Der Knochen-Sessel

0771 - Der Knochen-Sessel

Titel: 0771 - Der Knochen-Sessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in die Zeit.«
    »Das Gefühl habe ich auch.«
    Das Holzpult des Auktionators stand ebenfalls schon bereit, nur ihn selbst sahen wir nicht. »Wie hieß der Knabe noch, der hier das Zeug versteigern will?«, fragte Douglas.
    »Donovan.«
    »Ah ja. Den suchen wir.« Abe schlug mir auf die Schulter. »Komm, wir müssen ihn finden.«
    Er hatte mir aus der Seele gesprochen. Sicherlich würden wir ihn hinter einer der Türen finden. Wir hatten Glück, denn auf einer prangte das Schild mit der Aufschrift Office.
    »Das ist es, wetten?«
    »Lieber nicht.«
    Abe klopfte an. Wir hörten kein »Come in«. Deshalb öffnete der G-Man die Tür und schob sich vor mir in das Büro. Es war nicht groß, aber mit zahlreichen Papieren, Akten und auch einigen zu versteigernden Gegenständen voll gestopft, wobei wir den Sessel leider nicht sahen. Dafür aber Archie Donovan. Er hockte hinter einem Schreibtisch und fiel erst einmal wegen seiner weißgrauen Mähne auf. Er war ganz in Schwarz gekleidet, ohne allerdings dabei steif wie ein Beerdigungsunternehmer zu wirken.
    Donovan telefonierte. Ob er uns wahrgenommen hatte, war nicht festzustellen, denn er war in das Gespräch vertieft. Er sah auch nicht auf, als ich die Tür schloss. Er sprach weiter und redete nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Händen und dem Gesicht.
    Den Hörer hatte er sich zwischen Schulter und Kinn geklemmt. Was er sagte, gaben seine Züge wider, die sich verzerrten oder entspannten. Sie legten sich in Falten, wenn er lachte, sodass mir die Haut vorkam, als bestünde sie aus Gummi.
    Sein Alter war schwer zu schätzen. Es lag jenseits der fünfzig, und er wirkte auch etwas verlebt. Die blauen Augen hatten noch einen hungrigen Blick, der davon zeugte, dass er dem Leben sehr zugetan war und mit beiden Beinen in ihm stand.
    Dann lachte er. Es war ein Lachen, das den Raum ausfüllte. Volltönend, aber auch abwertend, was seine Antwort unterstrich. »Tut mir Leid, aber für den Preis kann ich die Kommode nicht verkaufen. Jugendstil ist zwar gut und schön, doch wir werden damit überschüttet. Wissen Sie, wir leben hier in den Staaten in einer Rezession. Da verkaufen die Leute nun mal viele ihrer Erbstücke, und wir leben gleichzeitig in einer Marktwirtschaft, wo Angebot und Nachfrage den Preis regeln. Ich schlage Ihnen vor, dass Sie es woanders versuchen. Wir kommen nicht zusammen, Mister.«
    Er lauschte der Antwort und erklärte dann, dass er weitere Tipps nicht geben könne und seine Zeit zudem sehr kostbar sei. Dann legte er auf, holte einmal tief Luft, schaute uns an und fragte: »Was wollen Sie denn, zum Henker?«
    »Mit Ihnen reden«, erklärte der G-Man.
    Donovan schüttelte den Kopf. »Nein. Außerdem, wie sind Sie überhaupt hier hereingekommen?«
    »Durch die Tür.«
    Die Antwort machte ihn sauer. Humor hatte er nicht. Er schaute uns an. Seine Augen schimmerten. Sie wuchsen wie zwei helle Flecken über der leicht gekrümmten Nase. Die Brauen sahen aus wie buschige, weiße Striche. »Ich gebe Ihnen genau fünf Sekunden, dann lasse ich Sie vom Wachpersonal entfernen.«
    »Tatsächlich?«, fragte Abe. Er schlenderte auf den Schreibtisch zu und holte seine Dienstmarke hervor. Sie fand sich Sekunden später auf dem Schreibtisch wieder. »Die fünf Sekunden sind vorbei, Mr. Donovan.«
    Der Auktionator regierte nicht. Dafür schaute er die Marke an und fürchte die Stirn. Er räusperte sich und hob die Schultern. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich etwas mit dem FBI zu tun haben könnte.«
    »Deshalb sind wir ja zu Ihnen gekommen, um Ihnen das zu erklären«, sagte Abe.
    »Und?«
    »Mein Name ist Abe Douglas, das ist John Sinclair. Er kommt übrigens aus London.«
    »Wie schön für ihn.«
    Es lag auf der Hand, dass sich dieser Mann nicht kooperativ zeigen würde. Das merkten wir bei jeder Antwort und mit jeder Geste.
    Er fühlte sich gestört und hätte uns am liebsten zum Teufel gewünscht. Ich schaute an ihm vorbei. Die beiden Fenster waren ziemlich groß, aber sie lagen so hoch, dass ich nicht hindurchschauen konnte. Ich hätte mich schon auf die Zehenspitzen stellen müssen, um über den Rand blicken zu können.
    »Es interessiert Sie also nicht, aus welchem Grund wir Sie besucht haben, Mr. Donovan?«
    »Nein, weil ich mir keiner Schuld bewusst bin.«
    »Es geht auch nicht um Sie.«
    »Sondern?«
    »Um eine Sache, die Sie versteigern wollen.«
    Er fuhr mit zwei Fingern über tiefe Gesichtsfalten hinweg und lächelte dabei. »Sorry, aber da kann ich

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