0771 - Der Knochen-Sessel
Ihnen nicht helfen. Ich muss mich schon auf die Angaben der Kunden verlassen. Wenn ein Gegenstand aus einem Diebstahl stammt…«
Douglas schüttelte den Kopf. »Darum geht es nicht, Mr. Donovan. Sie sollten mich ausreden lassen.«
»Machen Sie weiter.«
»Ich oder wir wollen wissen, woher Sie das Prunkstück Ihrer Auktion haben…«
»Ich habe viele Prunkstücke.«
»Aber nur einen Knochen-Sessel«, sagte ich.
Er schwieg, dann runzelte er die Stirn. Anschließend nickte er.
»Darum geht es also«, sagte er mit einer Stimme und pfiff dabei.
»Ich hätte es mir denken können.«
»Weshalb?«
»Nur so.«
»Schön«, fuhr Abe fort. »Da wir schon einmal so weit gekommen sind, werden Sie uns sicherlich auch weiterhin behilflich sein, denn wir möchten von Ihnen wissen, woher der Sessel stammt und wie er in den Besitz Ihres Aktionshauses gelangt ist.«
»Man bot ihn mir an.«
»Wer?«
Donovan hob die Schultern. »Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen das zu sagen.«
»Ich würde es Ihnen aber raten.«
Der Auktionator hüpfte hoch. Sein Sessel fuhr zurück. Das Gesicht des Mannes lief rot an. »Verdammt noch mal, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen! Es sei denn, Sie kommen zurück und haben einen Haftbefehl oder eine richterliche Vorladung. Aber die bekommen Sie nur, wenn dem etwas vorausgegangen ist.« Sein Mund zog sich in die Breite. »Aber das ist es bestimmt nicht.«
»Was macht Sie so sicher?«
»Ich weiß es.«
Das Gespräch bewegte sich auf einer Schiene, die mir nicht gefiel.
Ich versuchte, die Wogen zu glätten, und ging auf den Schreibtisch des Mannes zu. Dabei lächelte ich, was ihn etwas umstimmte und seine Züge leicht entzerrte. »Wissen Sie, Mr. Donovan, Sie haben Recht, doch Sie müssen auch mich verstehen. Ich habe eine lange Reise hinter mir, und ich trat sie nur wegen des Sessels an.«
»Dennoch brauche ich Ihnen nicht zu sagen, woher ich ihn habe.«
»Das brauchen Sie auch nicht. Uns geht es vor allen Dingen darum, dass wir ihn uns einmal aus der Nähe anschauen können.«
Sein Misstrauen blieb. »Ach ja? Warum denn?«
Ich wiegte den Kopf. »Es könnte sein, dass er mir bekannt vorkommt. Er ist ziemlich einmalig…«
»Das stimmt.«
»Und was ginge ihm ab, wenn wir einen Blick auf ihn werfen? Sicherlich nichts.«
Er überlegte. Sein Lächeln wirkte aufgesetzt. »Ich traue Ihnen nicht. Sie wollen mich reinlegen.«
»Warum?«
»Weshalb sind Sie denn von London gekommen? Das ist doch au ßergewöhnlich.«
»Stimmt, das ist der Sessel auch. Zufällig interessiere ich mich für die Templer und deren Herkunft. Da ist der Sessel praktisch noch eine Lücke in meinem Mosaik des Wissens.«
Donovan öffnete den Mund und nickte. Er sah erstaunt aus.
»Dann wissen Sie mehr als ich. Kann ich mir auch denken. Ich habe einfach zu viel am Hals. Ich muss immer wieder global denken. Ich bin…« Er hob die Schultern. »Nun ja, Sie können mich als einen Allround-Menschen ansehen, wenn Sie so wollen. Auf mich fällt alles nieder. Ich will das gar nicht, aber was macht man nicht alles, um die Menschen zufrieden zu stellen!«
Er wich vom Thema ab, was mir nicht gefiel. Ich holte ihn wieder auf den Teppich. »Wie hoch haben Sie das gute Stück denn angesetzt?«
»Den Sessel?« Er lachte und hob die Arme, als hätte ich eine Waffe auf seine Brust gerichtet. »Sehr hoch. Das heißt, nicht ich, man hat mir die Vorgabe schriftlich gegeben.« Er blickte erst mich, dann den FBI-Mann an. »Einhunderttausend Dollar.«
Wenn er gedacht hätte, dass wir in Ehrfurcht und Staunen versinken würden, so hatte er sich getäuscht. Ich sagte nur: »Das ist wirklich eine Menge.«
Er widersprach mir sofort. »Aber nicht für Liebhaber, Mr. Sinclair. Nicht für Liebhaber.«
»Gibt es schon Interessenten?«
Donovan senkte den Kopf. Meine Frage schien ihm unangenehm zu sein. Zudem wollte er auch nicht als Quatschtante gelten, aber er stand hier zwei Polizisten gegenüber und keinen Klatschreportern.
Das erklärte ihm auch Abe Douglas. »Hören Sie zu, Mr. Donovan, uns interessiert nicht, wie die Leute heißen, wir wollen nur wissen, ob jemand schon Interesse an diesem Sessel gezeigt hat. Sie haben ihn schließlich in Ihrem Auktionskatalog angeboten.«
»Das stimmt schon.« Er nickte. »Aber es hat noch niemand ein Gebot hinterlegt. Einige Anfragen habe ich bereits erhalten. Konkretes war nicht dabei.« Er fing an, Papiere zu sortieren, die eigentlich gar nicht hätten sortiert werden müssen, weil sie sowieso
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