0771 - Rückkehr der SOL
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„Finden Sie, daß Sie fair waren?" fragte Mayk Terna hitzig.
„Fair? Was ist das?" erkundigte sich Roi Danton ironisch.
„Sind wir noch immer nicht soweit, daß wir uns vernünftig miteinander unterhalten können?" Bully stutzte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch. „Mir scheint, Sie haben die wirklich relevanten Probleme unserer Situation noch immer nicht erkannt."
„Wovon sprechen Sie?" fragte Vay Bays.
„Wir haben alle Vorbereitungen für die Rückkehr der SOL getroffen", führte Bully kühl aus. „Als erstes haben wir das Peilfeuer Mahlstrom eingerichtet. Es sendet bekanntlich SOS nach dem alten terranischen Morsealphabet."
„Das ist bekannt."
„Ruhig Blut, Vay", bat Bully. „Wir müssen uns darüber klar sein, daß die SOL sich mit Sicherheit in einer katastrophalen Treibstoffnot befindet, wenn sie hier bei uns auftauchen sollte.
Das Schiff muß dann unbedingt versorgt werden. Das ist das vordringlichste Problem der einsamen Frauen."
„Sie sagen das in einer Weise, die mir nicht gefällt", entgegnete Mayk Terna.
„Es tut mir leid, wenn Sie den Eindruck haben, daß Zynismus von meiner Seite her im Spiel ist. Das ist nicht der Fall. Ich sehe ein, daß auch dieses Problem gelöst werden muß, und ich habe einige Vorschläge dazu, die für alle akzeptabel sind. Zunächst aber muß das Treibstoffproblem der SOL bewältigt werden."
„Ich gebe zu, daß ich davon zu wenig verstehe", sagte die Administratorin.
„Wir müssen eine Produktionsanlage für die Hochdruck-Kompressionsballung jener Protonen erschaffen, die von den Nugas-Schwarzschild-Reaktoren der SOL gebraucht werden", führte Danton aus. „Die Basis für diesen Treibstoff ist Wasserstoff. Der kommt im freien Raum als interstellare Materie, in den Lufthüllen vieler Planeten und vor allem aber im Wasser der Meere vor.
Die SOL könnte nun im primitivsten Fall einfach Wasserstoff tanken, um somit zu den benötigten Protonen zu kommen.
Das wäre aber eine ungeheure Nutzlastverschwendung, und der Wirkungsgrad wäre unbedeutend.
Wir wollen die Protonen aus dem Wasserstoff lösen, in vorbereitete Kompressionsfelder einschießen und darin mehr und mehr verdichten, bis schließlich die gewünschte Kugelform erreicht ist. Dabei entsteht eine dichtgeballte Substanz, die dem fünften Aggregatzustand unterliegt, dem oft zitierten NU-Gas.
Was wir benötigen, werden wir uns aus dem Meer holen."
„Können Sie das nicht alles tun, ohne die Raumschiffe dabei auszuschlachten?" fragte Mayk Terna unsicher.
„Nein, die Einzelteile für die Produktionsanlage stehen nun mal nicht verpackt und abrufbereit in den Lagerräumen der Schiffe, sondern stellen Teile der Einrichtung dar. Es sind Einrichtungen, die nicht unbedingt lebenswichtig sind für die Raumer und daher ausgebaut werden können."
„Ich hoffe, Sie gehen jetzt nicht an die Decke, Bully", sagte Mayk Terna, „aber ich möchte die Schiffe besichtigen, um mich selbst davon zu überzeugen, daß Sie nicht versuchen, mich reinzulegen."
„Warum sollte ich in die Luft gehen?" fragte Bully. „Dazu besteht überhaupt kein Grund. Ich habe ein reines Gewissen.
Wann wollen Sie die Schiffe sehen? Jetzt?"
Die Administratorin schüttelte den Kopf.
„Selbstverständlich nicht", erwiderte sie. „Eine Besichtigung hat erst einen Sinn, wenn die Arbeiten wenigstens bis zur Hälfte abgeschlossen sind."
„Natürlich", stimmte Bully zu und gab sich zerstreut. „Daß ich daran nicht selbst gedacht habe. Können Sie mir noch einmal verzeihen?"
Mayk Terna lachte.
„Ich denke, wir haben uns verstanden", sagte sie und verabschiedete sich.
Als sie zusammen mit Kayla Hildenbrandt und Vay Bays in ihrem Gleiter saß und zur Stadt zurückkehrte, sagte sie: „Bully ist ein verdammtes Schlitzohr. Wir müssen höllisch aufpassen."
„Glaubst du, daß er uns übers Ohr hauen will?" fragte Vay Bays.
„Natürlich will er das", erklärte die Administratorin. „Ich bin fest davon überzeugt, daß er mit seiner Ausbautaktik mehrere Schiffe völlig raumuntüchtig machen wird. Aber er wird versuchen, uns zu bluffen. Er wird eine Schiffsführung genehmigen, uns dann aber nicht das zeigen, was wir sehen wollen. Er weiß genau, daß er das weitaus größere technische Wissen hat und daß er deshalb den Bluff riskieren kann."
„Dann sind wir gar nicht in der Lage, wirklich zu beurteilen, was er macht?" fragte Kayla.
„Im Grunde genommen nicht", gab Mayk Terna zu. „Aber wir können es uns auch so an
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