0771 - Rückkehr der SOL
küßte sie.
„Laß uns von dem Denkzettel sprechen, den Bully verdient hat", bat sie.
„Warum?" fragte er und küßte sie erneut.
„Weil ich vor einigen Tagen gesehen habe, wie ein Mann auf der Flucht vor einer einsamen und liebestollen Frau in den Tod stürzte. Nach den Gesetzen unserer ovaronschen Gesellschaft wurde diese Frau für schuldig am Tod dieses Mannes befunden.
Sie wurde zum Tode verurteilt, und ich mußte sie hinrichten."
„Was hat das mit mir und mit Reginald Bull zu tun?" fragte er bestürzt.
„Sehr viel. Bully hat noch lange nicht begriffen, wie enorm wichtig es ist, das Problem Einsamkeit zu lösen, weniger für die Männer als für die Frauen. Diese leiden darunter viel mehr."
„Bully hat der Produktionsanlage für den Treibstoff die Dringlichkeitsstufe eins gegeben. Danach rangieren die anderen Probleme."
„Das ist nicht richtig", erwiderte sie heftig. Tränen stiegen ihr in die Augen. „Das technische Problem Treibstoff ist wichtig. Ich begreife das. Für uns aber ist das menschliche Problem unendlich viel wichtiger. Wir wollen, daß Bully die Lösung dieser Probleme gleichzeitig in Angriff nimmt."
„Das wird er tun", beteuerte Raydoc.
„Nur dann, wenn wir ihm ein wenig auf die Finger klopfen."
Kayla lächelte wieder. Sie strich Raydoc das Haar zärtlich aus der Stirn. „Verstehst du? Wir wollen ihm ja nicht ernsthafte Schwierigkeiten machen, sondern ihn nur von seinem hohen Roß herunterholen."
„Ihr habt ihm übel mitgespielt."
„Das weiß ich, und das gebe ich auch zu. Dennoch werde ich meinen Plan, hinter dem auch Mayk Terna und die anderen stehen, nicht aufgeben."
„Welchen Plan?"
Kayla Hildenbrandt sagte es ihm.
Janak Raydoc kratzte sich den Hinterkopf.
„Mädchen, Mädchen", sagte er kopfschüttelnd. „Wie stellst du dir das vor?"
„Wenn du mich liebst, dann hilfst du mir."
„Das hat doch mit Liebe nichts zu tun!"
„Doch. Das hat es", rief sie. Sie küßte ihn und flüsterte: „Bitte."
Vergeblich versuchte er sich ihrer weiblichen Logik zu widersetzen. Mit jedem weiteren Kuß schmolz sein Widerstand dahin, bis er schließlich in Zustimmung umschlug.
5.
„Gibt es keine andere Möglichkeit, Bully zu entführen?" fragte Leutnant Raydoc.
„Sicher gibt es die", antwortete Mayk Terna, „aber keine, die Roi Danton und den anderen Freunden Bullys soviel Kopfzerbrechen machen wird. Bully wird einfach verschwinden, ohne daß man uns etwas beweisen kann."
„Aber dann haben Sie nichts davon."
„Zu einem Zeitpunkt, der uns genehm ist, werden wir die Situation klären und für uns nutzen", entgegnete die Administratorin.
„Bis dahin aber..."
Sie grinste und schnippte mit den Fingern. Sie befand sich zusammen mit Kayla Hildenbrandt und Janak Raydoc in einem Lagerhaus am westlichen Rand der Stadt. Ein steifer Nordwest wehte und zwang die Robotfischer, im Hafen Schutz zu suchen.
Der Leutnant hörte die Wellen gegen das nahe Ufer branden.
Er bückte sich und öffnete die Kiste, die vor ihm auf dem Boden stand.
„Der Kleinsttransmitter ist komplett", sagte Mayk Terna.
„Es kommt nur noch darauf an, ihn in einen der Raumer zu bringen. Das können nur Sie machen, wir nicht. Die Frage ist nur noch, welches Schiff wir uns aussuchen."
,Welcher Raumer ist bis jetzt am meisten ausgeschlachtet worden?"
„Der lemurische mit der Bezeichnung L-3. Er steht direkt neben der PHARAO", erwiderte der Leutnant. „Ich würde jedoch davon abraten, gerade ihn zu besichtigen."
„Warum?" fragte Mayk Terna. „Was spricht dagegen?"
Die Administratorin musterte Raydoc argwöhnisch.
„Janak hat recht", sagte Kayla und hakte sich demonstrativ bei ihm ein. „Wenn wir ausgerechnet die L-3 besichtigen wollen, weiß Bully sofort, daß uns jemand die Information gegeben hat, daß gerade dieser Raumer besonders stark ausgeschlachtet worden ist. Wir müssen jedoch so tun, als wüßten wir nicht, was da passiert."
„Hm, das stimmt", gab Mayk Terna zu. „Welchen Raumer würden Sie uns empfehlen, Leutnant?"
„L-7'-, antwortete Raydoc nach kurzem Zögern. „Das ist ein Mittelding, aber aus ihm ist dennoch schon allerhand herausgenommen worden. Bully wird die allergrößte Mühe haben, vor Ihnen zu verbergen, was da wirklich geschehen ist."
Die Administratorin lachte laut auf. Sie hieb Raydoc die Hand so kräftig auf die Schulter, daß dieser stöhnend in die Knie ging.
„Mayk, hör auf", rief Kayla entsetzt. „Du zerschmetterst ihm ja sämtliche Knochen, du
Weitere Kostenlose Bücher