0773 - Die Macht der Templer
doch diesmal gab es keinen Kontakt. Der Gegenstand blieb normal und kühl, doch Bloch wusste genau, dass etwas Entscheidendes vorgefallen war. Es gab keine andere Alternative. Der unheimliche Fall hatte eine Wende genommen, wobei er nur hoffen konnte, dass sie sich in seinem Sinne gedreht hatte.
Die letzten Minuten hatten ihn Schweiß gekostet, der nur allmählich abkühlte. In seinem Kopf rauschte es, da tuckerte das Blut. Sein Mund war rau, als hätte ihm jemand kalte Asche in den Rachen gestreut.
Er hatte Durst, doch er blieb sitzen und traute sich nicht, etwas zu trinken zu holen. Bloch wusste genau, dass er auf etwas wartete. Er konnte nicht sagen, auf was genau, aber die Veränderung musste einfach da sein. Es gab keine andere Lösung.
Seine Hände lagen flach auf dem Tisch. Wieder gelang es ihm, die Sinne anzuspannen, und er hörte, dass sich etwas tat. Es waren ferne Geräusche für ihn. Allerdings klangen sie innerhalb des Hauses auf und nicht draußen. Warten…
Jemand würde ihm eine Nachricht bringen, dessen war er sich sicher. Wenig später wurde die Tür vehement aufgerissen. Einer der Brüder stürmte in den Raum. Dicht hinter der Schwelle blieb er schwer atmend stehen.
»Abbé«, keuchte er. »Abbé, wir haben Besuch bekommen. Aus dem Nichts, wie aus dem Jenseits.«
»Ich weiß.«
»Woher…«
»Bitte, frage nicht, André.« Er hatte ihn an der Stimme erkannt.
»Frag nicht und bring mich bitte zu ihm.«
»Ja, Abbé, das mache ich. Deshalb bin ich gekommen.« Er umfasste die Hand, die ihm Bloch entgegenhielt, und zog ihn mit einer langsamen Bewegung vom Stuhl hoch. Den Würfel bedachte der junge Mann mit scheuen Blicken. Er wusste, dass er wichtig war, doch sein wahres Geheimnis kannte er nicht. Das behielt sich der Abbé vor…
***
Ich lebe!
Es war wie ein Schrei, der in Sukos Kopf widerhallte. Ich lebe, ich bekomme Luft! Das Wunder, an das er nicht einmal zu hoffen gewagt hatte, war eingetreten.
Ich lebe! Ich kann atmen, ich spüre die Luft, ich spüre meinen Körper – und die Schmerzen.
Sie allerdings waren vorhanden. Sie hielten seinen Hals umklammert wie eine Zange. Sie bissen, sie wühlten sich in die Haut, sie malträtierten sie, als hätte jemand einen mit starker Säure getränkten Verband um seine Kehle gedrückt.
Suko merkte, dass er den Mund noch immer offen hielt. Er kam sich dabei vor wie ein Toter, der seinen Astralleib über dem eigentlichen Körper schweben ließ und dabei sein eigenes Spiegelbild betrachtete. Der offene Mund war zu einem starren Gebilde geworden.
Durch die unnatürliche Haltung waren ebenfalls Schmerzen aufgetreten, die sich besonders um die Mundwinkel herum konzentrierten.
Das Gefühl der Starre hatte die Umgebung taub gemacht, und Suko versuchte nun, seine Arme zu bewegen, um ganz sicher zu sein, dass er auch nicht träumte.
Ja, es klappte. Langsam nur, aber immer weiter. Er spürte den inneren Drang eines wilden Jubels, der wie eine Flamme in ihm hochschoss. Er war derjenige, der diesmal gewonnen hatte. Seine Feinde waren von ihm überlistet worden, und endlich zwang er sich dazu, auch seine Augen zu öffnen. Suko hatte bewusst so lange gewartet, denn er wollte keine Enttäuschung erleben.
Der Druck auf den Lidern war schwer. Kleine Bleiplatten schienen dort angeklebt worden zu sein. Nur allmählich nahm er seine Umgebung richtig wahr.
Sie standen vor ihm. Gestalten, eingehüllt in Kutten. Gesichter mit weit geöffneten Augen schauten ihn an. Sie fixierten ihn so genau, als wollten sie alles erkennen und ausloten, auch sein Innerstes.
Gleichzeitig sah er die abwehrende Haltung der sechs Männer. Sie zeigten zwar Neugierde, aber sie standen in einer Haltung, die auf Flucht schließen ließ. Als wollten sie weg, wenn Suko eine falsche Bewegung machte. Das fiel ihm nicht einmal im Traum ein. Er verzog stattdessen seine Lippen zu einem Grinsen und bereute die Bewegung wenig später, denn auch am Hals meldeten sich die Schmerzen.
Irgendwie war ihm auch klar geworden, dass er von diesen Gestalten, so ungewöhnlich sie auch aussahen, nichts zu befürchten hatte. Waren sie seine Freunde?
Sie trugen braune Kutten, also waren es Mönche. Merkwürdigerweise waren auf die Kutten bestimmte Kreuze genäht worden, nur um die Umrisse zu erkennen. Es waren Templerkreuze.
Dieses Wissen hätte Suko beinahe jubeln lassen, doch dazu bestand kein Grund. Er wollte sich auch nicht vor den Mönchen blamieren, doch ihre Anwesenheit zeigte ihm, dass er sich in
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