0773 - Die Macht der Templer
herausstellen.«
»Jedenfalls drücke ich dir die Daumen.«
»Danke, sehr nett.« Große Gespräche konnte ich nicht gebrauchen, denn ich musste mich auf den Sessel und seine Kräfte konzentrieren, die ja vorhanden waren.
Ich blieb sitzen. Ich wollte mich entspannen, lösen, damit ich die Chance bekam und sie auch dem Skelett-Sessel gab, um mich mit seinen Kräften zu umkreisen.
Es ereignete sich nichts. Vielleicht hatte ich mich doch geirrt, war meinen Gefühlen erlegen und wollte es nicht zugeben.
Klappte es? Meldete sich der Sessel? Würde er versuchen, mit mir Kontakt aufzunehmen?
Ja, da war etwas. War es ein Kribbeln? Floss es wie Schwachstrom durch meinen Körper? Brachte es die Adern und die Nerven zum Vibrieren? Zunächst überkam mich dieser Eindruck, und ich bemühte mich, ihn zu lokalisieren. Wo fand er statt?
Im Kopf! Fremde Gedanken wischten durch meinen Kopf. Ich wusste gleich, dass es nicht Hectors waren. Andere, trotzdem nicht so fremd, wie sie eigentlich hätten sein müssen, und das brachte mich durcheinander.
Was tat sich da? Bestimmen konnte ich es nicht, aber in meinem Kopf breitete sich eine gewisse Unruhe aus, für die ich eigentlich keine Erklärung hatte.
Stimmen, Summen, nur eine Stimme?
Keine fremden Stimmen, irgendwie vertraut und trotzdem noch fremd. Ich kam damit nicht zurecht, schloss dann die Augen, damit ich mich durch keinen äußeren Einfluss ablenkte. Ich wollte mich einzig und allein auf die Botschaft konzentrieren.
Mir war klar, dass es allein an der Beschaffenheit und der Kraft des Sessels lag, dass ich in der Lage war, diese Stimmen zu hören.
Die Knochen mussten der Katalysator sein, doch plötzlich schrak ich zusammen, denn ich hatte nicht mehr die Stimmen gehört, sondern nur eine.
Sie war dominierend. Sie sprach. Und es war die Stimme einer Frau.
Ich entspannte mich, streckte die Beine vor und lauschte dem Flüstern in meinem Kopf. Noch hatte ich die Stimme nicht identifiziert, aber sie floss nicht weg. Das gab mir Hoffnung. Sie würde sich mir nähern und auch deutlicher werden.
Ich wartete…
Es tat beinahe gut, auf dem Skelett-Sessel zu hocken. Er kam mir vor, als würde er mich irgendwohin tragen. Fern von hier, die Grenzen überwindend, hinein in eine andere Welt.
Stimmte das? Oder bildete ich es mir nur ein? Jedenfalls war die Stimme auch jetzt zu hören, sogar viel klarer, und sie schickte mir eine starke Warnung zu.
»Vorsicht, John – Vorsicht…«
Drei Worte nur. Aber drei Worte, die mich nicht wegen ihrer selbst elektrisierten, sondern aus einem anderen Grund. Ich hatte herausgefunden, wer da zu mir gesprochen hatte. Eine Frau, eine Freundin, eine Verlorene…
Nadine Berger!
***
Dieses Wissen traf mich wie eine Revolverkugel, die tief in meinen Körper eindrang, ihn aber trotzdem nicht verletzte. Es war einfach unglaublich, und im ersten Moment überlegte ich auch, ob ich mich eventuell getäuscht hatte.
Nein, das stimmte nicht. Keine Täuschung, keine Einbildung. Ich hatte Nadine Bergers Stimme genau erkannt. Eine Frau, die Filmschauspielerin gewesen war, deren Seele dann durch einen unseligen Fluch in den Körper einer Wölfin eindrang, die jahrelang so existieren musste, bevor meine Freunde und ich eine Möglichkeit gefunden hatten, sie zu befreien. Nadine war uns danach zwar nicht entrissen worden, sie hatte sich aus eigenem Willen für einen bestimmten Weg entschieden und war in das geheimnisvolle Land Avalon gelangt.
Und von dort musste sie sich gemeldet haben.
Ich selbst hatte sie in Avalon besucht, aber daran wollte ich nicht denken, sonst wurde der Faden einfach zu kompliziert. Mich interessierte einzig und allein ihre jetzige geistige Anwesenheit, über die ich noch immer nicht hinweggekommen war.
Avalon – Nadine Berger auf der einen Seite. Und auf der anderen standen der Sessel, Hector de Valois und ich.
Meine Gedanken irrten von Nadine weg und konzentrierten sich auf ihn. War sein Verschwinden ebenfalls eine Warnung gewesen?
Eigentlich musste ich es so auffassen.
Ich tat es auch!
Die Augen hielt ich noch immer geschlossen. Nichts sollte mich ablenken, und ich hoffte, dass sich Nadine noch einmal meldete. Ich war furchtbar aufgeregt, obwohl ich nach außen hin einen anderen Eindruck machte. In meinem Innern tobte eine kleine Hölle. Das Durcheinander verteilte sich. Es gab nichts, was es ausgelassen hätte.
Ich spürte den Druck auf meiner Brust. Angstgefühle stiegen in mir hoch, und noch immer wünschte ich mir,
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