0775 - Die Herren von Sh'donth
Abteilungen stand das Wasser kniehoch, und aus den Lüftungsschächten quoll ein Gasgemisch, das mit atembarer Luft kaum mehr etwas zu tun hatte. Robots fielen reihenweise aus oder spielten verrückt.
Am meisten entsetzt waren die Tbahrgs, die sich in der Halle der Großen Grauen Göttin versammelt hatten, um die Gottheit um Rat zu fragen.
Diese Gottheit bestand hauptsächlich aus drei Bestandteilen: einer gewaltigen Figur aus semiplastischem Gestein, einem Zufallszahlengenerator und einem hochwertigen Dekoder.
Der Zahlengenerator lieferte endlose Reihen von Zahlen, die vom Dekoder in Worte übertragen wurden. Ein Selektor sorgte dann dafür, daß nur solche Wortkombinationen über die Lautsprecher abgestrahlt wurden, die wenigstens annähernd einen Sinn ergaben. Es beeindruckte die Tbahrgs immer wieder, die rätselhaften Orakelsprüche zu hören und ihren dunklen Sinn ausführlich zu diskutieren.
Diesmal ergab sich noch mehr Gesprächsstoff als gewöhnlich.
Nicht nur, daß sich die Große Graue Göttin von ihrem Sessel erhob und einige extrem ungewöhnliche Gesten vollführte, sie überschüttete die entsetzten Tbahrgs auch mit einer Flut von Flüchen und Beschimpfungen, die selbst abgebrühte Raumsoldaten erröten ließen.
Diese Szene war es, die Hommersolth auf einem Monitor verfolgt und die sein Lachen provoziert hatte. Er konnte genau verfolgen, wie die erschütterten Tbahrgs aus der Halle flüchteten, während die Göttin hinter ihnen her fluchte.
„Ich finde, wir sollten etwas unternehmen", bemerkte Kordahl.
„Die Tbahrgs zeigen sich solchen Belastungen nicht sehr gewachsen. Wir sollten eingreifen, bevor die Tbahrgs durch die Aktionen der Entflohenen Schaden erleiden."
Hommersolth stimmte nickend zu.
„Schade", murmelte er, als er die Energiezufuhr für die Klimazentrale unterbrach und gleichzeitig die Reservezentrale aktivierte. „Ich wüßte gerne, was die Terraner als nächstes unternehmen. Es scheint sich um ein sehr energisches Volk zu handeln."
Kordahl zuckte mit den Schultern. Gespannt verfolgte er die Szenen auf den Bildschirmen.
6.
Langsam kam ich wieder zu mir.
An der Zeit, die ich brauchte, bis ich wieder wußte, wer ich überhaupt war, konnte ich ablesen, wie schlecht es mir ging. Ich hatte Mühe, die Augen aufzubekommen, und meine Muskeln schmerzten, als hätte ich zuvor einen mehrstündigen Boxkampf ausgetragen - und verloren.
Das erste, was ich bewußt wahrnahm, war das euphorische Jaulen von Kleenz. Etwas mußte mit dem Willy geschehen sein.
Er sang, jedenfalls deutete ich das undefinierbare Wimmern und Kreischen so. Wenn ich nicht gewußt hätte, daß wir uns nicht in einer Bar an Bord der SOL befanden, hätte ich wetten mögen, daß der Willy stockbetrunken war.
Söhrlox schien es nicht viel besser zu gehen. Er ruderte mit seinen Armen in der Luft herum und versuchte verzweifelt, sich an irgendeinem festen Gegenstand Halt zu verschaffen. Unsicher schwankte er hin und her, und ehe ich mich's versah, stand einer seiner Metallfüße auf meiner Magengrube.
„Pfft", machte ich, als mir sein Gewicht die Luft aus dem Leib trieb. Kleenz kreischte auf, und Söhrlox zog seinen Fuß hastig wieder zurück. Dabei verlor er vollends das Gleichgewicht und krachte gegen ein Schaltpult, das unter dem Aufprall zusammenbrach. Das Blech der Verkleidung wurde zerknittert, Glas brach splitternd, und aus dem Innern der Maschine schob sich ein buntes Kabelbündel, das wie eine Schlange auf dem Boden hin und her kroch und an seiner Spitze eine funkensprühende Aura aufwies.
„Wo sind wir?" brachte ich über die Lippen.
„Galto, du lebst?"
Kleenz kam auf mich zugeflossen und schrie vor Begeisterung, während sich Söhrlox mühsam aufrappelte und dabei die Maschine, auf die er sich stützte, endgültig ruinierte.
„Irgendwo im Innern des Mondes", informierte mich Söhrlox.
„Wir haben dich aus den Klauen der Entführer befreit!"
Er sagte es mit nicht geringem Stolz, während mir siedendheiß bewußt wurde, wie die Feyerdaler wohl über dieses Manöver denken würden. Aus ihrer Sicht nahm sich die Aktion meiner Freunde sicher ganz anders aus.
„Ihr Narren", schimpfte ich wütend.
Eine üble Suppe hatten mir meine beiden Freunde eingebrockt.
Die Feyerdaler würden mit Sicherheit annehmen, daß ich sie hintergangen hatte, und wenn ich mir die Verwüstungen in der Halle ansah, dann war durchaus einleuchtend, daß sie zu völlig falschen Schlußfolgerungen kommen mußten.
„Was
Weitere Kostenlose Bücher