0777 - Die dritte Tafelrunde
Enttäuschung in sich aufsteigen.
Der Lord wandte sich wieder Zamorra zu. »Ich hoffe, Er hat vernommen, dass Sein letzter Fürsprecher verstummt ist. Es wäre besser, wenn Er endlich gesteht! Oder sollen wir versuchen, Ihm das Reden leichter zu machen?« Er grinste schief. »Wir können es auch zuerst mit Seiner Metze probieren, falls Er sich zu sehr fürchtet…«
Nicole, die bisher wohlweislich geschwiegen hatte, juckte es in den Fingern, dem hageren Kerl die Meinung zu sagen. Zamorra sah ihr an, dass sie kurz vor einem Ausbruch stand. Aber sie beherrschte sich.
»Ich werde euch sagen, wann der Angriff stattfindet«, sagte Zamorra, einer plötzlichen Eingebung folgend, »aber ich werde es nur dem weisen Magier Myrrdhin verraten. Mit keinem anderen möchte ich sprechen!«
Ein Raunen ging durch die Menge.
Merlin blickte Zamorra durchdringend an, aber er sagte nichts.
»Er gibt also zu, dass Er ein Spion der Horde ist!«, rief der Lord. »Das bringt uns voran. Aber wir werden keine Zugeständnisse machen. Entweder Er spricht hier vor allen, oder Er kommt unter die Folter!«
Zamorra hoffte, dass Merlin sich für ihn einsetzte, aber der Zauberer machte keine Anstalten, das Wort zu ergreifen.
»Also gut!«, rief der Lord. »Schafft Ihn hinfort und befragt ihn. Bevor es Abend ist, will ich alles über die Schurkenbande wissen! Bis dahin werden wir uns weiter auf den Überfall vorbereiten.«
Zamorra und Nicole wurden gepackt und fortgeschleift. Bevor sie den Saal verließen, fing Zamorra einen letzten Blick von Nicole auf.
Das hast du ja wirklich toll hingekriegt, Chef.
***
Der Alte mit dem schlohweißen Haupt empfing sie mit einem matten Grinsen, als sie in den Kerker zurückgekehrt waren.
»Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr so früh zurückkehrt. Das ist kein gutes Zeichen.«
»Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte Nicole.
»Ich lebe erst seit einem Jahr in diesem Kerker. Doch ich habe bereits alle Hoffnung fahren lassen.« Er schob den Fetzen über seiner Brust zur Seite und entblößte die nackte Haut, die von unzähligen Narben entstellt war. »Ich habe die Folter am eigenen Leib erfahren. Man hielt mich für einen Pferdedieb. Am Ende habe ich gestanden, obwohl Gott mein Zeuge ist, dass ich unschuldig bin. Zum Schluss gesteht Ihr alles. Sie müssen Euch nur lang genug aushorchen.« Er seufzte ergeben.
»Habt Ihr nie versucht, aus diesem Loch herauszukommen?«
Der Alte schüttelte den Kopf. »Anfangs wohl, aber es gibt keine Möglichkeit. Seit der König Artos gefallen ist, zerfällt das Reich. Die Lehnsherren gewinnen immer mehr Macht. Auf den Straßen wird gemordet und gebrandschatzt. Niemand ist mehr sicher.«
Er blickte Zamorra und Nicole schief an. »Wenn Ihr tatsächlich zu einer Räuberbande gehört, droht Euch zu Recht der Strick. Aber ach, es ist nicht an mir, darüber zu urteilen. Besser, Ihr freundet Euch mit Eurem Schicksal an.«
»Wir sind ehrliche Menschen«, sagte Zamorra.
»Das könnt Ihr dem Folterknecht erzählen. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass er Euch glauben wird…«
Sie wurden unterbrochen, weil erneut die Tür geöffnet wurde.
»Das geht hier ja zu wie in einem Taubenschlag«, krächzte der Alte.
Der Knecht winkte Zamorra. Als Nicole ebenfalls aufstehen wollte, schubste er sie zurück. »Nur du! Deine Metze bleibt hier!«
Zamorra folgte dem hässlichen Gesellen durch den Gang und über eine Treppe hinab in einen von Fackeln erleuchteten Raum, in dem mehrere Knechte auf ihn warteten. Jetzt konnte ihm nur noch ein Wunder helfen.
Und das Wunder geschah.
Auf der Treppe wurde plötzlich Geschrei laut. Ein Knecht stürzte herein, das Gesicht von Panik gezeichnet.
»Sie greifen an!«
Der Kerl, der Zamorra geführt hatte, blickte ihn stirnrunzelnd an. »Die Horde?«, fragte er begriffsstutzig.
Der Bote nickte. »Der Lord befiehlt, den Gefangenen zurück in den Kerker zu bringen. Wir brauchen alle Mann zur Verteidigung!«
Der Knecht riss eine Fackel von der Wand und hielt sie Zamorra vors Gesicht, sodass dieser von einem glühenden Hauch gestreift wurde. »Bete, dass es deinen Spießgesellen nicht gelingt, das Schloss einzunehmen. Du würdest ihren Triumph nicht mehr erleben.«
Gemeinsam bugsierten sie Zamorra zurück zum Verlies. Auf dieser Ebene vernahm Zamorra deutlich die Schreie und den Kampfeslärm. Anscheinend war die Auseinandersetzung bereits in vollem Gange.
Der Knecht wandte sich den anderen zu. »Werft den Kerl in den Kerker. Ich muss nach
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