0777 - Phantom aus der Vergangenheit
diesen Dingen steckt, als wir bisher geahnt haben.«
Suko nickte. »Ja, das denke ich auch.« Er drehte sich um und ging zum Wagen. Auf dem Weg dorthin sagte er: »Aber eines wollte ich schon immer mal erfahren.«
»Aha – und was, bitte?«
»Ich wollte wissen, wie eine Scheune von innen aussieht und was man da so groß feiern kann.«
»Du hast keine Phantasie. Parties, Feste. Dort ist man ungestört. Niemand hört die Musik…«
»Wenn es nur mal bei der Musik bliebe«, sagte er. »Da gibt es auch noch andere Dinge.« Näher ging er nicht darauf ein, sondern öffnete die Wagentüren und stieg ein.
Wenig später waren wir unterwegs. Zunächst einmal nach London, weil wir mit Sir James über den Fall sprechen wollten…
***
Und der hatte uns bereits erwartet. Der Superintendent sah nicht gut aus. Er war grau und bleich geworden. Auf seiner Stirn stand der Schweiß in dicken Perlen, was allerdings nicht an der Bürowärme lag, sondern an seinem inneren Zustand.
Vor unserer Fahrt zu den Fontyns hatten wir mit ihm gesprochen, und er wartete natürlich auf ein Ergebnis. Gleichzeitig hatte auch er Nachforschungen angestellt, die das Umfeld der Familie und vor allen Dingen das der Margret Fontyn betrafen. Ihm war die Bekanntschaft zu Justus Fontyn zugute gekommen. Durch ihn hatte er einiges erfahren, ihm gegenüber hatte sich der Mann offener gezeigt.
»Er hat über seine Tochter gesprochen«, erklärte uns Sir James. »Es liegt erst eine halbe Stunde zurück.«
»Toll«, sagte ich. »Wirklich super. Dann hätten wir nicht zu ihm rausfahren zu brauchen. Uns ist er nicht eben kooperativ vorgekommen, er war sogar ziemlich abweisend, als hätten wir etwas mit dem Tod seiner Tochter zu tun.«
»Vergessen Sie das mal.«
»Fällt uns nicht leicht.«
»Bitte, John, hier geht es um andere Dinge. Ich habe von schlimmen Vorgängen erfahren, als ich mit ihm sprach, denn ich erkundigte mich nach dem Freundeskreis der Toten, und dabei ist mir etwas aufgefallen – oder ihm.«
»Und was, bitte?«
»Ganz einfach, meine Herren. Als er mir die Namen bestimmter Personen durchgab, da schaltete sich in meinem Gehirn etwas ein. Ich erinnerte mich an eine bestimmte Meldung, die ich gestern oder vorgestern gelesen habe. Es ging um vermisste Personen. Fünf Personen sind seit kurzer Zeit in London vermisst worden.«
Ich schaltete schnell. »Das waren die Freunde der Margret Fontyn, nehme ich an.«
»So ist es.« Er lehnte sich zurück. »Vier Männer und eine Frau. Alle jung, zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahren. Sie sind spurlos verschwunden, meine Herren. Hinzu kommt, dass Margret Fontyn nicht mehr lebt, also könnten wir davon ausgehen, dass die anderen auch nicht mehr am Leben sind.«
Was Sir James da mit der neutral klingenden Stimme eines Polizisten gesagt hatte, bereitete uns Magenschmerzen.
»Wie groß war denn die Clique?«, fragte Suko.
»Sie waren zu siebt.«
Mein Freund zählte nach. »Dann wäre noch eine Person übrig.«
Sir James nickte. »Da haben Sie Recht. Eine Frau. Ich werde Ihnen den Namen nennen: Doris Clinton.«
Gemeinsam zuckten wir zusammen, was unseren Chef irritierte.
»Haben Sie etwas?«
»Und ob«, flüsterte Suko. »Wir hörten den Namen Doris Clinton ebenfalls. Sie war Margrets beste Freundin.«
»Das kann ich nicht beurteilen. Wenn Sie es sagen, dann wird es schon stimmen.«
»Das denke ich auch.«
Ich stellte eine Frage: »Warum ist diese Doris Clinton nicht verschwunden?«
»Genaues weiß ich nicht. Angeblich soll sie krank geworden sein. Sie hat sich jedenfalls nicht wohl gefühlt.«
»Das wäre ein Grund.«
»Natürlich.«
»Kann man sie anrufen?«, fragte Suko.
Sir James lächelte uns an. »Was glauben Sie, was ich getan habe? Ja, ich rief sie an. Nur meldete sich niemand.«
»Muss das etwas zu bedeuten haben?«, wollte mein Kollege wissen.
»In diesem Fall schon.«
Mein Freund schaute mich an. »Was macht dich denn so sicher?«
»Alles eigentlich. Oder mein Gefühl, ich kann es auch nicht genau sagen.«
Sir James breitete die Arme aus. »Wir tappen im dunkeln. Bringen Sie Licht in diesen Fall! Mir ist es egal, von welcher Seite sie ihn wegpusten. Wir scheinen da einem Geheimnis auf die Spur gekommen zu sein, das meinem Gefühl nach noch größere Kreise ziehen wird.«
»Ja, das kann durchaus sein«, gab Suko zu, während ich meinen eigenen Gedanken nachhing.
Die waren nicht eben positiv, denn ich dachte an die tote Margret Fontyn. Ich sah ihr Gesicht vor mir,
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