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0777 - Phantom aus der Vergangenheit

0777 - Phantom aus der Vergangenheit

Titel: 0777 - Phantom aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schon etwas von einer Doppelbelichtung gehört?«
    »Natürlich.«
    »So nämlich sieht die Aufnahme aus. Obwohl ich nur ein Motiv knipste, sind auf dem Bild zwei zu sehen, und das zweite ist, da bin ich ehrlich, mehr als seltsam.«
    Endlich übergab er mir das Bild. Ich hielt es so, dass Suko und ich gemeinsam darauf schauen konnten. Boris ging einen Schritt zurück, als wollte er sicherheitshalber genügend Distanz zwischen uns bringen. Wir schauten hin – und schluckten beide.
    »Das ist doch nicht wahr!«, flüsterte Suko.
    »Doch, alles ist echt!«, meldete sich Boris. »Ich… ich habe Ihnen da nichts vorgemacht.«
    Das Bild zeigte einen sehr alten Mann mit bleichem Gesicht, wie er zwischen zwei Bäumen stand, in eine bestimmte Richtung schaute und so starr wie eine Salzsäule wirkte. In seinem Gesicht regte sich nichts. Er hatte dunkle Augen, der Mund war kaum zu erkennen, weil die Lippen zwischen den lappigen Hautfalten verschwanden.
    Das gleiche traf auch auf die Augen zu, sie waren ebenfalls kaum zu erkennen. Auf dem Kopf wuchs dünnes, schlohweißes Haar. Seine Kleidung sah alt aus, auch irgendwie schmutzig, und über seine rechte Schulter hatte er einen zusammengerollten Strick oder ein Lasso gehängt.
    »Das ist er«, flüsterte Suko.
    »Ja, ja«, sagte Boris. »Aber es ist besser, wenn Sie sich mehr auf den Hintergrund konzentrieren. Da sehen Sie nämlich das zweite Bild. Diese… diese Doppelbelichtung.«
    Es war unscharf und stand in keinem Zusammenhang mit dem Mann im Vordergrund. Es wirkte wie eine schwache, ins Bild hineingemalte, kolorierte Szene, und es war auch nicht so genau zu erkennen, was es darstellte.
    »Was siehst du denn?«, fragte ich Suko.
    Er hob die Schultern. »Nicht sehr einfach, John. Es sieht mir nach einem ungewöhnlichen Platz aus. Ich sehe Säulen, eine Treppe und eine Gestalt, glaube ich.«
    »Die Gestalt ist ein Schatten.«
    »Richtig, John, und leicht rötlich.«
    »Stimmt auch.«
    »Aber sie ist nicht identisch mit dem Mann im Vordergrund der Aufnahme.«
    »Auf keinen Fall.«
    Suko räusperte sich. »Wenn du mich fragst, so kenne ich beide nicht.«
    Ich ärgerte mich etwas und sprach diesen Ärger aus. »Man müsste eine Lupe haben.«
    »Damit kann ich Ihnen aushelfen.« Boris griff in die andere Manteltasche und holte eine Lupe hervor. »Ich hatte mir gedacht, dass Sie danach fragen würden.«
    »Gut, danke.« Suko nahm die Lupe entgegen. Er bekam von mir auch das Foto, damit er sich die Aufnahme in aller Ruhe anschauen konnte. Ich wollte es später tun.
    »Sind wir denn die einzigen Personen, die außer Ihnen von diesem Foto wissen?«, fragte ich.
    Boris nickte. »Ja, das sind Sie. Ich habe es der Familie Fontyn nicht gezeigt.«
    »Hatte das einen bestimmten Grund?«
    Er lächelte schmal. »Sagen wir so, Mr. Sinclair. Ich wollte die Herrschaften nicht beunruhigen.«
    »Aha.«
    Suko gab mir die Lupe und das Foto. »Hier«, sagte er, »sieh mal selbst hindurch.«
    »Und was…?«
    »Kein Kommentar, Alter. Oder ein Tipp. Schau dir die Gesichter dieser beiden Gestalten an.«
    »Okay, mache ich.«
    In den folgenden Minuten war ich damit beschäftigt. Durch die Hilfe der Lupe konnte ich mehr Details hervorholen, erkannte aber auch, wie verwaschen das zweite Bild war. Zumindest was die Säulen anging. Das Gesicht der Gestalt wirkte etwas klarer. Ich konzentrierte mich darauf und verglich es mit dem des Mannes im Vordergrund.
    Zuerst sah ich nichts.
    Dann kam mir allmählich die Erkenntnis, und plötzlich floss mir ein Schauer über den Rücken. Ich schüttelte den Kopf, weil ich es zunächst nicht glauben wollte, aber es stimmte in der Tat. Die Gesichter waren sich ähnlich, auch wenn das des Mannes im Vordergrund älter war als das der zweiten Gestalt.
    Ich atmete heftiger. Dann verglich ich noch einmal die beiden Gesichter. Die andere Gestalt konnte durchaus ein jüngerer Bruder des im Vordergrund stehenden Mannes sein.
    Nachdem ich mich noch einmal überzeugt hatte, ließ ich die Lupe und das Bild langsam sinken. Zwei Augenpaare schauten mich an, und Suko stellte mir die Frage. »Na, ist es dir aufgefallen?«
    »Sicher, es ist die Ähnlichkeit zwischen den beiden.«
    »Ja, das finde ich auch!«, meldete sich Boris. »Sind es vielleicht Brüder?«
    Man hätte darauf tippen können, doch ich wollte mich auf keinen Fall festlegen. »Keine Ahnung, wirklich nicht. Ich… ich will es auch nicht so recht glauben«, murmelte ich.
    »Was ist es dann?«
    Ich hob die Schultern.

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