0777 - Phantom aus der Vergangenheit
Gegenwart. Ich denke da an den Freundeskreis der Ermordeten.«
Er hob beide Arme. »Das ist eine andere Sache, Mr. Sinclair.« Dann lächelte er. »Margret war normal. Sie pfiff oft genug auf Konventionen und setzte sich über sie hinweg. Natürlich sehr zum Leidwesen ihrer Eltern. Aber ihr Freundeskreis war ziemlich groß.«
»Und außergewöhnlich, nehme ich an.«
»Das kann man sagen.«
»Was trieben denn die jungen Leute?«
Er hob die Schultern. »Im Einzelnen kann ich Ihnen das nicht sagen. Sie trafen sich, sie fuhren weg. Sie waren zusammen, sie sorgten für Stimmung oder zumindest für das, was sie darunter verstanden. Es war eben eine richtige Clique.«
»Sie vergnügten sich.«
»Ja.«
Ich lächelte breit. »Da kann man natürlich auf bestimmte Gedanken kommen, denke ich.«
»Ja, ja«, sagte er schnell. »Sie haben Recht. Aber ich glaube nicht, dass es so gemeint worden ist. Sie hatten wohl ihre Hobbys, die nichts mit dem Jet-Set gemein hatten.«
Es war schon seltsam. Obwohl der Butler viel redete, hatte ich den Eindruck, dass er nichts sagte. Einfach gar nichts. Viele Worte, aber nur Hülsen. Ihm gefiel auch unsere Nachfrage nicht, denn er wurde irgendwie nervös.
»Ich müsste jetzt gehen. Man wird mich vermissen.«
»Sie wissen etwas«, stellte Suko fest. Er hatte die gleichen Gedanken gehabt wie ich.
»Nein, wieso…?«
»Was hat die Tote getrieben? Mit wem hat sie sich getroffen? Wer waren ihre Freunde? Gab es einen Freund, dem sie vertraute…?«
»Nein, sie waren alle zusammen.«
»Bitte, Boris!«
Er verdrehte die Augen und blickte zum Himmel hoch. »Ich will nichts Schlechtes über die Tote sagen.«
»Das brauchen Sie auch nicht, Boris. Sagen Sie einfach die Wahrheit, das reicht uns.«
Er hob die Schultern. »Wie Sie meinen. Nur möchte ich nicht, dass Sie Mr. Fontyn darüber in Kenntnis setzen.«
»Er wird nichts von uns erfahren, das ist versprochen!«
»Okay, dann werde ich reden, aber legen Sie meine Worte bitte nicht auf die Goldwaage. Ich habe keine Ahnung, ob es tatsächlich stimmt. Sie müssen schon selbst nachforschen. Sie gehörte einer Clique an, und wenn sich alle hier trafen, verschwanden sie.«
»Wohin?«
»Danach habe ich sie mal gefragt. Zuerst wollte sie nicht mit der Antwort herausrücken, ich ließ nicht locker, und sie berichtete von einer geheimnisvollen Scheune.«
»Das ist schon besser.« Ich lächelte. »Jetzt brauchen Sie mir nur zu sagen, wo wir die Scheune finden.«
»Etwas südwestlich von hier. Bei Sevenoaks. Sie liegt, wie Margret immer sagte, auf dem flachen Land. Sie steht ziemlich einsam. Angeblich konnte man sie nicht übersehen. Ich war selbst noch nicht da, aber sie hat immer von der Scheune geschwärmt.«
»Gut. Und weiter?«
»Das ist alles.«
Das glaubte ich ihm nicht und fragte deshalb. »Hat sie nie darüber gesprochen, was in der Scheune geschah?«
»Nein, nicht direkt.«
»Indirekt auch nicht?«
Er hob die Schultern. »Ihr gefiel es dort wohl sehr gut. Sie hatten viel Spaß miteinander.«
»Das ist wenig.«
»Meine ich auch.«
Suko stellte die nächste Frage. »Es gibt in jeder Clique Personen, die sich besonders gut verstehen. Hatte Margret denn keine Freundin, der sie vertraute?«
Er dachte nach und nickte dann. »Doch, da gab es jemand. Sie heißt Doris Clinton.«
»Na bitte, da ist doch was. Wissen Sie denn zufällig, wo wir diese Person finden können!«
»Leider nicht.«
Ich nickte. »Keine Sorge, das bekommen wir schon heraus. Jedenfalls danke ich Ihnen, Boris.«
Er wurde etwas verlegen. So ein Mensch, fast schon ein Klotz, zeigte Gefühle. »Wissen Sie, ich kannte Margret, als sie noch jünger war. Ich mochte sie, wenn Sie verstehen. Ich… ich war total geschockt, als ich erfuhr, was mit ihr geschehen war. Ich habe mir Vorwürfe gemacht, dass ich meine Entdeckungen für mich behalten hatte. Jetzt ist es zu spät. Dann kamen Sie. Zuerst wollte ich Ihnen auch nichts sagen, das habe ich mir dann überlegt.«
»Zum Glück, finde ich.«
»Ich hoffe es.« Er schaute auf seine Uhr und erschrak. »Himmel, jetzt wird es wirklich Zeit für mich.«
»Wir werden Sie auch nicht weiter aufhalten.«
Er nickte uns noch zu, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand mit schnellen Schritten, als wäre ihm der Teufel persönlich auf den Fersen.
Wir blieben zurück. Zwei sehr nachdenklich gewordene Männer, die sich noch einmal das Foto anschauten.
»Was sagst du, John?«
»Nicht viel, doch ich fürchte, dass mehr hinter
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