0777 - Phantom aus der Vergangenheit
plötzlich weg, hielt die Gestalt aber noch fest und drehte sie so, dass ich sie direkt von vorn anschauen konnte, um zu sehen, was aus ihr geworden war.
Alt, vergreist…
Kein Leben mehr, der Körper war steif, der Glanz in ihren Augen verloschen.
Sie stand noch auf den Beinen, aber sie war tot. Sie hatte ihre Seele, ihre Jugend für ihn gegeben und wurde nun mit einer lässigen Bewegung zur Seite gestoßen.
Niemand war da, der die Hülle von Körper auffing. Mit einem-dumpfen Laut landete er auf dem Erdboden.
Er blieb liegen…
Das Phantom aber straffte sich.
Zahlreiche Augenpaare waren auf sein Gesicht gerichtet, das sein ursprüngliches Alter verloren hatte und eine Jugend zeigte, die einfach nicht zu ihm passen wollte.
Ein Opfer hatte es gehabt.
Ein zweites wollte das Phantom noch. Mir streckte es seine Hand entgegen und krümmte einige Male den Finger. Das Zeichen war nicht zu übersehen, auch nicht für die, die mich festhielten. Ich lag nicht mehr lange am Boden, man griff zu und zerrte mich in die Höhe. Ich hatte darauf gewartet, doch ich erhielt keine Chance, um mich zu befreien, denn noch mehr Helfer waren zur Stelle. Sie drückten mich auf das Phantom zu, sodass wir uns gegenüberstanden.
Er schaute mich an.
Seine Augen funkelten wie das Licht düsterer Sterne. Die Lippen waren verzerrt, eine Zungenspitze huschte aus dem Spalt hervor und zeichnete den Mund nach.
Ich versteifte mich, als ich seine Hand auf mich zukommen sah, die mich in die für ihn genehme Richtung drücken wollte. Vom Rücken her bekam ich Druck, man schob mich vor, ihm entgegen.
Das Phantom hatte gewonnen -oder?
Ich hörte die Stimmen.
Leise, aber deutlich.
Stimmen aus einer irren Entfernung. Eine Frau sprach, ein Mann ebenfalls.
War es Suko?
Nein, das bildete ich mir nur ein. Das konnte doch nicht wahr sein.
Wie sollte Suko dazu kommen, mit mir zu reden, über Jahrhunderte hinweg?
Aber es war keine Täuschung, denn auch das Phantom hatte den Umschwung bemerkt. Er irritierte ihn. Es drehte den Kopf, schaute in die Höhe zu den Enden der Säulen hin, als käme von dort die Rettung.
Dort geschah auch etwas.
Nur war es nicht die Rettung, sondern etwas völlig anderes und auch kaum Vorhersehbares.
Blitze zuckten. Sie spannten ein magisches Netz, in dessen Mitte ein Bild entstand.
Die Scheune?
Ich nahm einen seltsamen Geruch wahr, die Stimmen intensivierten sich, und vor mir zuckte das Phantom, als hätte es mehrere Stromstöße auf einmal erhalten.
Dabei waren die magischen Blitze in den Körper hineingefahren, und sie erwischten auch mich.
Ich hörte mich selbst schreien. Ich fiel nach vorn, ich kippte weiter, immer weiter…
Dunkelheit!
Stille!
Der Tod?
Nein, das Leben, denn einen kaum erfassbaren Moment später war ich wieder voll da.
Nur nicht mehr in der Vergangenheit, sondern in meiner Zeit, die mich endlich zurück hatte…
***
Suko stand kurz davor, einfach zu verzweifeln. Er konnte es nicht mehr glauben, es war für ihn einfach zu unwahrscheinlich, aber Doris Clinton hatte sich nicht beirren lassen und einfach weitergemacht, ohne auf seine Proteste zu achten. Sie hatte ihn sogar so weit gebracht, dass er zu ihr hielt und sie einige Male richtig unterstützte, um den Zauber noch zu verstärken.
Klappte es?
Suko schaute immer wieder in den hochquellenden Rauch hinein, als würde er dort die Antwort finden.
Er fand sie tatsächlich, denn hin und wieder erschienen trotz der Schwaden die Bildfragmente der Szenen, die sich in einer anderen Zeit abspielten.
Sehr deutlich sah Suko, wie schlecht es seinem Freund John Sinclair ging, und er wollte ihm helfen, nur war es nicht zu schaffen.
Beide trennten nicht nur Kilometer, sondern Jahrhunderte, und dort eine Brücke zu schlagen, war so gut wie unmöglich.
Doris glaubte an einen Sieg.
Suko nicht mehr.
Die junge Frau sprach weiter, als wollte sie den Rauch hypnotisieren, und sie schaffte es tatsächlich, die Entfernung zu überbrücken und eine Magie aufzubauen.
Ihre war stärker.
Sie holte John und das Phantom zurück.
In einem lautlosen Inferno von Blitzen, das durch die Scheune raste, materialisierten sich beide Gestalten. Sie waren auf einmal da, als wären sie aus der tiefen Dunkelheit in dieses normale Leben wieder hineingesprungen.
Und sie waren gesund. Es war ihnen nichts passiert. John blutete nur ein wenig an den Lippen.
Er stand auf dem Boden wie auch das Phantom. Beide waren noch etwas durcheinander, und Suko sah, wie John Sinclair
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