0777 - Phantom aus der Vergangenheit
Farbe. »Zurückholen, haben Sie gesagt? Das… das ist doch schrecklich. Das … das können Sie doch nicht im Ernst gemeint haben, Mister. Sie wollen nicht, dass alles von vorn beginnt.«
»Sie vergessen, Doris, dass Sie jetzt nicht allein sind. Zumindest ich bin bei Ihnen.«
Mit einer raschen Bewegung wischte Doris über ihre Augen. »Ah, jetzt weiß ich, was Sie vorhaben. Sie wollen, dass Ihr Kollege wieder zurückkehrt, nicht wahr?«
»Auch.«
Sie ging einen Schritt nach hinten und schüttelte dabei den Kopf.
»Das können Sie vergessen, Mr. Polizist. Nein, so etwas wird es nicht geben. Ihr Freund – also, was ihn angeht…«, sie lachte auf, »der ist längst tot, denke ich.«
»Was macht Sie so sicher?«
»Er – der Dämon oder das Phantom. Es ist jedem Menschen überlegen, auch einem Polizisten. Er hat es geärgert, er hat es gelockt, gegen seinen Willen, versteht sich. Ich denke nicht, dass es deshalb Gnade zeigen wird. Nein, Mister, Ihrem Freund kann niemand mehr helfen. Am allerwenigsten ich.«
»Darüber denke ich anders.«
»Wieso denn? Wie… wie kommen Sie denn dazu, so etwas zu sagen? Ich habe doch damit nichts zu tun.«
»Das weiß ich eben nicht.«
»Hören Sie auf, Mann! Sie… Sie sollten an die Toten denken. Die müssen weggeschafft werden. Der Geruch allein …«
»Es wird alles geschehen, Doris, zuvor aber werden Sie mir helfen müssen.«
Suko hatte seine Stimme erhoben, was Doris nicht gerade Angst einflößte, sie jedoch etwas misstrauisch machte. »Bitte, ich weiß nicht, was Sie von mir wollen, aber…«
»Sie haben ihn geholt, Doris. Sie und Ihre Freunde. Das sollten Sie nicht vergessen!«
»Ja, ja!«, schrie sie plötzlich und brach gleichzeitig in Tränen aus.
»Wir wussten es nicht, dass so etwas passieren würde.«
Suko winkte mit beiden Händen ab. »Beruhigen Sie sich, Doris. Immer mit der Ruhe. Ich will Ihnen auch keine Vorwürfe machen, ich möchte nur von Ihrem Wissen profitieren.«
Sie ging noch weiter zurück. »Wie bitte?«
»Ja, von Ihrem Wissen.«
»Was… was weiß ich denn?«
»Waren Sie nicht dabei, als das Phantom beschworen wurde, sich hier zu zeigen?«
Doris Clinton senkte den Blick. Dann nickte sie. »Ja«, sagte sie leise, »jetzt weiß ich, worauf Sie hinauswollen.« Mit einem Taschentuch putzte sie sich die Nase. »Ich weiß alles. Sie wollen mich als einen Lockvogel benutzen.«
Suko schaute zu, wie sie das Tuch wieder wegsteckte. »Genauso ist es, Doris.«
Sie hielt den Blick gesenkt, biss die Zähne zusammen, dass es knirschte, und fragte dann: »Sie denken dabei nicht daran, dass Sie nicht nur sich opfern, sondern auch mich?«
»Davon war keine Rede.«
»So wird es aber laufen.«
»Unsinn, Doris. Nicht, wenn wir Acht geben und die Regeln nicht überschreiten.«
Sie versuchte es noch einmal. »Er ist ein Phantom, begreifen Sie das nicht? Er kann durch die Zeiten reisen, und er wird sich nicht von zwei kleinen Menschen locken lassen, sodass…«
»Sie haben es doch geschafft.«
»Damals wollte er auch!«, schrie sie.
»Jetzt werden wir ihn zwingen!«
Doris stieß einen Knurrlaut aus. Sie spreizte die Arme ab und ballte die Hände zu Fäusten. In ihr tobte eine Hölle. Sie war hin- und hergerissen, sie wusste nicht, ob sie zustimmen oder ablehnen sollte, schaute dann die Toten an und erschauderte. »Nein, nein, Inspektor, das kann ich nicht. Ich möchte nicht auch so hier liegen.«
»Das werden Sie auch nicht. Es ist unsere einzige Chance, und wir müssen ihn stoppen, bevor er noch weiteres Unheil anrichtet. Daran sollten auch Sie denken. Wenn Sie jetzt nichts unternehmen, werden Sie nie mehr ruhig schlafen können. Sie werde immer das Gefühl haben, von seiner Rache verfolgt zu werden…«
»Sie machen mir Angst!«
»Das hatte ich zwar nicht vor, aber denken Sie nach. Immer in Angst leben, jeden Augenblick damit rechnen müssen, dass er plötzlich erscheint und sich holt, was er will, Ihre Jugend nämlich, denn vergessen wird er nichts.«
Die Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt, obwohl Doris noch nichts sagte und nur auf der Unterlippe kaute. Aber sie war beeindruckt, wie Suko sehr deutlich sehen konnte, dachte nach, überlegte, seufzte dann auf und hob die Schultern.
»Nun?«, fragte er.
»Soll ich jetzt sagen, Mr. Polizist, machen Sie doch einfach, was Sie wollen?«
Der Inspektor schüttelte den Kopf. »Nein, das sollen Sie nicht sagen, wenn Sie sich entschlossen haben, werden wir es gemeinsam in Angriff
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