0777 - Phantom aus der Vergangenheit
Lange würde ich den anderen nicht mehr halten können. Aber so schnell wie jetzt wollte ich ihn auch nicht loslassen, denn schräg von der Seite her wischte etwas Helles auf mich zu.
Jemand hatte eine Fackel geworfen!
Ich drehte noch den Kopf und sah, wie sie sich während des Flugs einige Male überschlug, ohne allerdings die Richtung zu ändern. Sie musste mich einfach treffen.
Ich wollte mich ducken.
Da traf mich der Ellbogen in der Magengrube. Ich duckte mich zwangsläufig und hatte Glück, dass mich die Fackel verfehlte. Einen Augenblick später jedoch hatte ich wieder Pech, denn da umklammerte das Phantom mein Bein und riss mich um.
Ich fiel auf den harten Boden, hielt die Beretta aber fest und hörte das Geheul der Menschen.
Für einen Moment sah ich das Phantom noch vor mir stehen. Eine Gestalt, die wie in helles Blut eingepackt wirkte. Sie brüllte einen heiseren Befehl, der den Massen galt.
Die setzten sich in Bewegung.
Die beiden noch nicht angeschossenen Wärter bildeten die Spitze.
Sie trugen auch ihre Lanzen, und sie sahen mir verdammt danach aus, als wollten sie mich damit aufspießen.
Elegant glitt das Phantom zur Seite, um den beiden Platz zu machen.
Ich feuerte im Liegen.
Zuerst erwischte ich den rechten. Die Wucht des Einschlags wirbelte ihn herum, er stolperte zur Seite und prallte gegen eine Säule, wo er dann zusammenbrach.
Der andere lief ebenfalls in meine Kugel.
Er hatte die Lanze bereits erhoben gehabt. Als ihn das Geschoss erwischte, da flog er zur Seite. Den Wurf konnte er nicht mehr stoppen, aber die Lanze jagte nicht in meinen Körper, sie traf einen anderen.
Ich hörte einen schrecklichen Schrei, kümmerte mich nicht darum, was dort passiert war, sondern sorgte dafür, so schnell wie möglich auf die Beine zu kommen.
Ich schaffte es nicht mehr ganz, als sie mich erwischten. Plötzlich waren sie bei mir, und sie kamen über mich. Nicht nur zwei oder drei, sie wuchteten sich im Dutzend gegen mich, und sie schafften es, mich wieder umzureißen.
Jemand trat mir auf den Arm.
Ich schrie, ließ die Beretta nicht los, der Druck verschwand, um einer harten Klammer Platz zu schaffen, die sich um mein rechtes Handgelenk gedreht hatte.
Jemand zerrte es so weit herum, dass ich die Waffe einfach loslassen musste.
Man trat sie weg.
Man schlug mir ins Gesicht: Die Lippe platzte auf, ich schmeckte Blut und trat nach dem Schläger. Mein Fuß traf seinen ungeschützten Bauch. Er würgte und verschwand aus meinem Sichtbereich.
Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung riss ich mich los und kam wieder auf die Füße.
Ziemlich wacklig in den Knien blieb ich stehen. Vor meinen Augen bewegte sich einiges, die Welt tanzte plötzlich einen zuckenden Reigen vor mir, den ich nicht so leicht durchbrechen konnte.
Ich hörte einen Befehl!
Wütend und scharf klang er.
Mehrere Körper zugleich wuchteten sich auf mich. Ich sah, wie das Phantom meine Beretta aufnahm und sie einsteckte. Ein Holzstück wurde gegen meinen Hals gepresst. Der harte Druck wuchtete mich zurück in eine rückwärtige Lage.
Zwei knieten auf meinem Körper.
Die Beine konnte ich nicht mehr bewegen, den Oberkörper ebenfalls nicht, und das verdammte Holz raubte mir die Luft.
Jetzt hatten sie mich.
Ich durfte mich nicht mal beschweren. Es hatte so kommen müssen. Als Einzelperson war ich einfach zu schwach gewesen, um mich gegen die Meute behaupten zu können.
Was würde geschehen? Wie würde dieses Phantom seine Rache genießen? Es hatte sich zurückgezogen, kam jetzt aber wieder vor, und auf seinem Gesicht entdeckte ich das böse, gemeine Lächeln, den Triumph eines widerlichen Dämons.
Ich tat nichts.
Mein Atem ging schneller, denn der Druck vor meinem Hals war gelockert worden. Noch kniete der Kerl halb auf mir, und er stank wie alte Lumpen. Sein Gesicht sah aus wie dicker Teig, der Mund war eine widerliche Wunde, fauliger Atem strich über meine Lippen hinweg. Ich hatte die Arme ausgebreitet, und zwei Personen knieten auf ihnen, sodass ich mich auch nicht mehr rühren konnte.
Es war zum Heulen.
Auch zum Sterben!
Zum ersten Mal kam mir der Gedanke. Ich fühlte mich bereit zum Sterben. Ich war bereit, in das Jenseits einzutauchen, es fehlte nur mehr ein kleiner Schritt.
In der Vergangenheit sterben, wo ich doch aus der Zukunft kam?
Ging das überhaupt? Dann hätte ich all meine Abenteuer und Fälle doch gar nicht erleben können…
Er kam.
Meine Gedanken rissen ab.
Das Phantom bewegte sich lautlos. Es blieb
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