0778 - Die ERHABENE
Gesicht des Man in Black drehte sich zu ihr. Er hörte sie, nahm ihre Befehle wahr, doch ob und wie dieser organische Roboter sie verarbeitete, war Aiwa nicht klar. Sie verließ sich ganz einfach darauf, dass bei ihm alles korrekt ankam.
»Ihr greift die Anlage mit aller Macht an. Denkt zunächst an die-Versiegelung.«
»Das alles wurde besprochen und ist klar. Du wirst uns führen.« Die Stimme des Cyborgs war monoton, ohne jegliche Gefühlsregung.
»Vielleicht kann ich euch nicht führen. Vielleicht bin ich bei dem Angriff nicht hier draußen. Der Plan bleibt bestehen, aber er wird unter Umständen ohne mich ablaufen.« Aiwa wartete die Reaktion ihres Gegenübers ab.
»Du kennst die Befehle der ERHABENEN. Auch du musst dich daran halten.« Das war alles, wozu ihn sein Programmgehirn befähigte. Aiwa beschloss, seinen Einwand einfach zu ignorieren.
»Du hast mich gehört und verstanden. Halte dich daran. Ich werde mich jetzt zurückziehen. Sei gewiss, dass meine Aktion positiv im Sinne der ERHABENEN ausfallen wird.« Sie ließ den Cyborg einfach zurück.
Aiwa blieb vor der Ladebordwand des letzten Fahrzeugs stehen. Langsam öffnete sie Ösen der Kunststoffplane. Was sie vorhatte, wich tatsächlich nicht vom befohlenen Ziel der Aktion ab. Es sollte die Sache nur perfektionieren, vereinfachen. Zudem war es ihr nach wie vor zuwider, mit den Cyborgs zusammenzuarbeiten.
Geschickt enterte sie die Ladefläche und verschloss die Plane sorgfältig hinter sich. Zwei Leuchtstäbe reichten aus, um den Raum einigermaßen zu erhellen. Zielsicher stieg sie über mehrere geschlossene Kisten hinweg. Einzig und allein der hinterste Metallkasten interessierte sie nun.
Sein recht unspektakulär aussehender Inhalt bestand aus einer Art breitem Schultergurt, der über zwei Kabel mit einer hauchdünnen Haube verbunden war. Aiwa hatte dieses technische Wunderwerk aus seinem Versteck geholt, nachdem sie den Palast der ERHABENEN verlassen hatte.
Geschickt stülpte sie die Haube über ihren Kopf, nachdem der breite Gurt über Schulter und Hüfte gezogen war. Sie hatte das Gerät bereits zweimal benutzt. Der zweite Versuch hatte problemlos funktioniert, der erste jedoch hätte beinahe mit ihrem Tod geendet.
Die Erbauer hatten Aiwa ihr Werk nicht freiwillig überlassen wollen. Sie hatten mit ihrem Leben dafür gebüßt.
Oft hatte sich Aiwa Taraneh auf von den Dynastie eroberten Welten nach den wahren Wundern umgesehen, während die Ewigen es bei der Ausbeutung von Bodenschätzen beließen. Sie waren dumm, denn nur technologischer Fortschritt konnte wahrer Fortschritt sein.
Materietransmitter gehörten zu den technischen Errungenschaften der Ewigen. Aber sie waren anfällig, benötigten immense Energiemengen. Immer wieder kam es zu Unfällen, doch es gab keine Weiterentwicklungen bei der Technik. Die Ewigen waren zu behäbig, zu träge und zufrieden.
Was Aiwa Taraneh nun am Körper trug, hätten sie entsetzt von sich gewiesen.
Die Assassine hielt für das Gerät den Ausdruck Individium-Transmitter für durchaus angemessen. Sicher traf das dessen Funktionsweise nicht genau, aber es kam der Sache nahe.
Die Erschaffer des Indi-Trans hatten den Prototyp eines Transmitters gebaut, der eine Person von A nach B brachte, ohne dass am Punkt B so etwas wie eine Empfangsstation existieren musste.
Es war unglaublich!
Der Prototyp hatte enorme Schwächen, denn die Entfernung des möglichen Sprunges durfte nicht mehr als fünftausend Dryn betragen. Die im Gerät verfügbare Energie reichte nur für einen einzigen Versuch, und der Springer musste den Zielort kennen, sich ihn genauestens vor sein geistiges Auge führen können.
Aiwa hatte damals einigen Experimenten beigewohnt, die allesamt mit dem Tod der Versuchspersonen geendet hatten. Ihre Neugier war jedoch größer als ihre Vorsicht gewesen. Sie nahm das Risiko selbst auf sich. Der erste Fehlsprung hatte sie regelrecht umgeworfen, doch sie hatte überlebt. Der zweite Versuch war perfekt verlaufen.
Warum, das konnten die Erschaffer des Transmitters ihr nicht sagen, doch sie glaubten, dass es mit Alwas Herkunft zusammenhing. Irgendetwas an ihr war anders, unterschied sie ganz offensichtlich von den anderen Probanden.
Die Assassine hatte das als Unsinn abgetan. Wahrscheinlich lag es eher an ihrer Willenskraft.
Hätte Aiwa von der Dunklen Kraft gewusst, die in ihren Genen verankert war, wäre ihr Urteil anders ausgefallen. Als sie Robert Tendyke verschont hatte, weil sie das Band spürte,
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